Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Die Kindergeschichten von Cornelia Funke verkaufen sich millionenfach. Da muss was dran sein. Obwohl mir diese Geschichte hier eher wie ein lustiger Modeartikel vorkommt, für den sich wahrscheinlich in einigen Jahren kein Mensch und kein Kind mehr interessieren wird, weil dann ein neuer Autor, eine neue Autorin mit lustigen, nicht allzu tiefen in den Zeitgeschmack passenden Geschichten für Kinder den Markt erobert haben wird.

Der Weihnachtsmann, der in einem alten Bauwagen wohnt und den ein Elch von der Weihnachtswelt in die richtige Welt zieht, der hat einen bösen Gegner, der ihn zur Eissäule erstarren lassen will.  Also bittschön, im alten Testament gibt’s eine Geschichte, wo ein Mensch Gefahr läuft, zur Salzsäule zu erstarren – dort allerdings mit ethischer Begründung. Das dürfte der Unterschied sein zu modischen Geschichten, die sich solcher Bilder frisch und frei bedienen, ohne gleich einen tieferen Sinn damit erzeugen zu wollen.

Waldemar Wichteltod, den spielt der Volker Lechtenbrink mit der tiefen Stimme und den haben sie auf ganz böse geschminkt, der will jedenfall alle Weihnachtsmänner zu Eiszapfen erstarren lassen. Nur einer ist ihm noch übrig geblieben. Das ist der aus unserem Film. Und hier wird erzählt, wie und wieso ihm das nicht gelingen wird. Unser Weihnachtsmann konnte also entkommen und fliegt gerade am Himmel; da bleibt Wichteltod als ein letzter Versuch, mit Sturm und Gewitter ihn zum Abstürzen zu bringen.

Der Bauwagen mit dem letzten Weihnachtsmann steht also plötzlich in der kleinen Stadt in der der Film nun spielen wird. In dieser Stadt ist gerade eine Kleinfamilie aus Vater, der seinen Bankjob verloren hat, Mutter, die eine kleine Confiserie eröffnet und Sohn Ben neu hinzugezogen. Ben sieht nachts den Weihnachtwagen abstürzen, aber von seinem Fenster aus beobachtet er auch Charlotte im Haus gegenüber. Mit der wird er zuerst zusammenprallen. Dann aber werden sie gemeinsam versuchen, den Weihnachtsmann zu schützen vor dem ihn verfolgenden Wichteltod und seinen grauen Männern, die in der Weihnachtswelt Nussknacker sind (animiert) und vielleicht inspiriert von den grauen Männern der Zeit, wie sie in Momo von Michael Ende vorkommen.

Das hört sich vielleicht ein bisschen abstrus an. Ist es wohl auch. Darf es aber auch sein. Das sind eben Weihnachtszeit-Mode-Geschichten. Für wer noch an den Weihnachtsmann glaubt. Weihnachtsmänner sind sowieso immer mehr in. Sie zieren in der Weihnachtszeit immer häufiger Hausfassaden und Balkone. Christentum hin oder her. Die Kirchen leeren sich, die Hausfassaden bevölkern sich stattdessen mit Weihnachtsmännern. So geht es auch im Weihnachtsfilm zu. Hier steht der Weihnachtsmann für den, der Wunder vollbringen und die Kinder beschenken kann.

Das Drehbuch zum Film haben Uschi Reich, die als erfolgreiche Kinderfilmproduzentin zu charakterisieren ein Muss ist, Benjamin Biehn und Robin Getrost nach dem Buch von Cornelia Funke geschrieben, zweckmässig, pragmatisch und sie kommen ziemlich ohne dumme Fernsehdialoge, die alles erklären aus, ja es gibt sogar Szenen mit richtigen Auseinandersetzungen, eine ernsthafte Diskussion über die Existenz des Weihnachtsmannes beispielsweise, immerhin das wird reflektiert. Aber auch keine an den Haaren herbeigezogenen Witze und Gags. Oliver Dieckmann hat das alles konzentriert auf die Geschichte und ihren Fortgang hin inszeniert. Dass den Figuren in solchen Filmen immer etwas Masken- und Klischeehaftes anhaftet, dürfte zum einen in der Hollywoodaffinität oder –sehnsucht der Bavaria-Ateliers begründet liegen, aber auch in der Art wie solche Kindergeschichten nun mal erzählt werden und aus Erfahrung zu funktionieren scheinen.

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