Zwei an einem Tag

Der Film spannt einen Bogen vom 15. Juli 1988 bis zum 15. Juli 2011. Am 15. Juli 1988 hatten unsere beiden Protagonisten, Anne Hathaway als Emma Morley und Jim Sturgess als Dexter Mayhew Examen und im Rahmen der Feierlichkeiten verbrachte er die Nacht bei ihr. Das heißt, er schlief mehr in ihrem Bett und an sie gekuschelt als mit ihr. Sowas kann mehr verbinden als der vollzogene Akt.

Der Film spannt einen Bogen ist nicht der richtige Ausdruck, der Film macht ab da immer am 15. Juli, ihrem Gedächtnistag, Halt bei den beiden, sie treffen sich. So ist auch der Lebensweg dieser beiden hoffnungsvollen Studenten zu verfolgen. Was aus den Träumen wird – oder was nicht. Das ist eine spannende Ausgangslage und bleibt auch einige Zeit aufregend, weil eben doch alles anders kommt als geplant.

Er wird erfolgreicher Moderator einer ziemlich bescheuerten Fernseh-Show, hierzulande würde man sagen Privatfernsehen, Tutti Frutti oder ähnliches. Dadurch fallen ihm die Frauen reihenweise zu. In einer Phase des Filmes ist er ständig zu Hochzeiten eingeladen von Frauen, die er mal hatte.

Emma dagegen jobbt erst in einer Tapas-Bude – was so ein Ort alles an herrlichen dadaistischen Sprachbegriffen hergibt, wird kurz erläutert, Tachos und Tortillas und Enchiladas. Später bereitet sie sich auf das Lehramt vor und wird Lehrerin. Sie ist mit einem Comedien, der nicht besonders erfolgreich ist, zusammen. Der wird später Versicherungsmakler. Er hat eingesehen, dass seine Witze und Pointen nicht allzu viel taugen; Emma musste als Einzige und nur einmal lachen, und zwar ausgerechnet in dem Moment, wie er unfreiwillig die Treppe runtergestürzt ist, nicht gerade ein förderliches Kompliment für einen Künstler.

Dexter ist oft betrunken bei den jährlichen Treffen. Einmal fahren die beiden sogar zusammen in Urlaub. Emma stellt ganz strikte Regeln auf. Nicht ins Bassin pinkeln. Kein Nacktbaden. Prompt legen sie sich in die Nähe eines FKK-Strandes und Dexter hält es kaum aus, nur auf dem Badetuch zu liegen.

Eher melancholisch oder traurig ist die Szene, wie Dexter von seinem Sender geschasst wird, die suchen einen Typen wie ihn, aber eben einen, der einige Jahre jünger ist. Dexter hat gut betuchte Eltern, die ihm immer freie Hand gelassen haben, was er tun wolle, die dann aber doch nicht begeistert waren von seinen Show-Auftritten. Später erkrankt die Mutter an Krebs. Dexter heiratet eine verwöhnte Tochter reicher Eltern. Lustig der Auftritt im Swimming Pool der Familie, wie die Rede auf seine (inzwischen vergangene) Berühmtheit kommt. Mit Sylvie zeugt er sogar ein Kind, Tochter Jasmin.

Emma hat inzwischen ihr erstes Kinderbuch geschrieben und noch eines und noch eines. Da kommt Dexter irgendwann in die Verlegenheit, seiner Tochter aus diesen Bestsellern vorzulesen.

Lone Scherfig ist die Regisseurin. Sie hat als Grundlage ein Drehbuch, das David Nicholls nach dem Roman von Patricia Clarkson geschrieben hat. Sie erzählt lebensnah, lebenspraktisch mit Herz und Humor. Aber fast scheint es, als sei das mit der Lebensnähe schon vom Buch her zu ernst genommen worden, denn kaum ein Lebenslauf ist so, dass er eine spannende Geschichte erzählt; das wäre selbst schon wieder eine sensationelle Geschichte, wenn ein Leben – und hier handelt es sich sogar um zwei – so verliefe, dass sich daraus der Bogen für eine Geschichte spannen liesse. Tut es hier nicht. Es läuft eher gerade aus und versandet dann so ein bisschen. Eigentlich schade für den schönen Ansatz.

Ein Gedanke zu „Zwei an einem Tag“

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