Contagion

Was ist ein Katastrophen-, ein Epidemiefilm ohne Humor? Das ist wenn Steven Soderbergh ein Buch von Scott Z. Burns verfilmt, das von einem Virus handelt das eine Fledermaus in einem Schweinestall auf ein junges Schwein fallen lässt, das dann der Metzger in die Hand bekommt und an seinem Kleid abwischt und dann, da muss der Zuschauer vielleicht selbst noch zwei drei Zwischenstationen erfinden, einer blonden Amerikanerin die Hand drückt und das vor laufender Kamera und dann geht die nachrichtenähnliche Zählung los: Tag 1, Tag 2, Tag 3, Chikago, London, Tokio, Kairo, Frankfurt und immer die Einwohnerzahlen dabei und jeden Tag wird mehr Menschen in mehr Städten übel und sie husten und brechen zusammen und dann sterben sie und es beginnt eine große Hektik bei den Gesundheitsbehörden und den Medien und den Forschungsinstituten, und es muss recherchiert werden, wer wem die Hand geschüttelt hat, wer mit wem Kontakt gehabt hat und ein paar Schicksale werden über die ganze der Dauer der Epidemie, das sind etwa 138 Tage, verfolgt.

Steven Soderbergh hat das alles superflott und erstklassig im Stile einer unterhaltenden Nachrichten-Magazin-Sendung inszeniert und hat mit der Fortdauer der Epidemie ein paar Längen eingebaut, so dass die Leute im Publikum das Husten anfangen und der Rest glaubt dann, die sind auch schon infiziert. Die Humorfreiheit dürfte für die Verbreitung dieses Epidemiefilms und damit Generierung von Gewinn das Hauptdefizit sein sowie natürlich der Versuch der ehrenwerten fachlich-sachlichen Objektivität, des Vorgaukelns von Systematik der Berichterstattung. Das bietet nicht so richtig einen Unterhaltungswert. Fürs Bildungskino dagegen ist es wiederum zu impressionistisch.

Ob sich das Publikum für diese Art informativen leicht-verdaulichen Seminars zur Verbreitung von Seuchen auf unserem Planeten im Kino erwärmen lässt, das wird sich weisen. Ich bin da eher skeptisch. Kommt noch dazu, dass das Thema Seuchen zur Zeit ein Aschenputteldasein fristet vor lauter Weltfinanzproblemen, die einfach viel gefährlicher und unberechenbarer erscheinen. Um dem Seuchenfilm aus diesem Aschenputteldasein herauszuhelfen ist das Soderberghwerk zu bieder, zu brav, zu seriös, zu sehr dem Realistischen verhaftet. Das jedoch kennt man zur Genüge, auch wenn es hier leicht konsumierbar ausgewählt und aneinandergefügt worden ist.

Ein Gedanke zu „Contagion“

  1. Ich habe ihn nun auch gesehen und fand ihn sehr sachlich und nüchtern, aber nicht weniger gut deswegen. Einzig die Tatsache hat mich gestört, dass mal wieder nur die Amerikaner nach einer Lösung zu suchen scheinen, und alle anderen Gesundheitsbehörden des Planeten offenbar däumchendrehend warten, bis die Weltpolizei die Kastanien aus dem Feuer holt. Hier hätte man mehr Andeutungen fallen lassen sollen, finde ich.

    Glückwunsch übrigens an Armin Rohde, der in dieser illustren Runde auftreten durfte und seine Sache echt großartig gemacht hat. (Wenn er sich die Domain arminroh.de besorgen würde, wäre das nicht nur witzig, auch wäre die Frage nach der Schreibweise seines Nachnamens ein für alle Mal erledigt.)

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