Das Ganze kommt mir doch eher vor wie ein Spleen, ein Gag, ein Vergnügen für sich selbst. Ein erfolgreicher Schauspieler, Mathieu Amalric, der im Filmleben vieles erreicht hat, wovon andere nur träumen können (Arbeiten mit André Téchiné, Raoul Ruiz, Alain Resnais, Luc Besson, Steven Spielberg, Sofie Coppola, Marc Forster) und der vielleicht einmal mit einer Theatertournée unterwegs war und dabei dies und das erlebt hat, denn wer ein Reise tut, der kann was erzählen und wer eine Theatertournée mitmacht, kann bestimmt besonders viel erzählen, und der nun einfach Lust hatte über dieses fahrende Künstlervolk einen Film zu machen und der es sich leisten kann und auch leistet, möglicherweise aber vollkommen vergessen hat, wie existentiell so eine Tournée mitunter werden kann; das kann sich jeder vorstellen, der einmal mit einer Gruppe Menschen auf engem Raum über längere Zeit zusammen sein musste. Mathieu Amalric schreibt nun also das Buch (dabei haben ihm andere noch geholfen), führt die Regie und spielt außerdem noch die Hauptrolle des Joachim Zand, des Tournéeleiters, der mit einer Gruppe vollbusiger Damen mit einer Art Stripshow, die hier Burlesque genannt wird, durch die französische Provinz tingelt, denn Paris war für ihn wegen Schulden verbrannte Erde.
Aber es war natürlich nicht so wie hier vermutet, es war alles ganz anders; Monsieur Amalric ist irgendwann auf den Geschmack der Regie gekommen und hatte lange schon einen Text der Schriftstellerin Colette mit sich herumgetragen; dieser Text bestand aus Notizen aus ihrer Zeit als Schauspielerin, Notizen, die während einer Tournée entstanden sind. Darin heißt es an einer Stelle „wir laufen in Richtung des Hotels, zu den stickigen Garderoben und den gleißenden Rampenlichtern. Wir laufen ungeduldig, plappernd, gackernd wie die Hühner“ ; diese letzte Bemerkung scheint prägend gewesen zu sein für die Inszenierung. Denn der Haufen vollbusiger Damen, aus denen die Truppe besteht, bewegt sich wirklich ständig wie ein Hühnerhaufen, viel zu aufgekratzt, aber nicht nur die Damen, auch das Provinz-Publikum überreagiert merklich in seinem Applaus, sie mussten die verschiedensten Varianten von Striptease-Nummern überiridisch gut finden, ob sich eine Dame nun erst mit Stars and Stripes leicht bedeckt oder in Stricke einwickelt oder hinter einem Fächer aus weißen Federn neckisch sich versteckt, um dann kurz Blöße zu zeigen.
Was bleibt? Schon kurz nach Verlassen des Kinos ist einzig die Erinnerung an einen Hühnerhaufen aus vollbusigen Damen mit blonden Perücken, die alle viel zu aufgekratzt agieren. Tutti Frutti per Tutti.