Die drei Musketiere

Achtbare Familienunterhaltung, die man allein schon dafür mögen muss, da es sich um ein rein europäisches Produkt handelt. Dem man aber leider in jeder einzelnen Szene die Mühe ansieht, alles richtig und perfekt und toll und aufwändig erscheinen zu lassen und niemandem weh zu tun, noch jemanden zu schocken mit einer Enthauptung der bösen M’Lady de Winter beispielsweise. Das hat allerdings den Nachteil, dass eher der Eindruck von Szenenfolgen aus einem sprechenden Wachsfigurenkabinett denn der eines mitreißenden Spielfilmes entsteht. Denn in dem Riesenaufwand an Kostüm, Ausstattung und noch im Visier von zwei 3D-Kameras, bleibt den Akteuren wenig Spielraum. So stellt die Regie sie denn am liebsten dekorativ hin (wenn sie nicht gerade kämpfen müssen) und lässt sie in skizzenhaften Dialogen die wichtigsten Informationen zur Geschichte sprechen, ohne den Figuren grosses Eigenleben oder Kontur zu verleihen, ohne fesselnde Beziehungen entstehen zu lassen, die den Zuschauer bannen und fordern könnten.

Aufwand und Logistik zur Produktion dieses Filmes waren enorm. Lassen wir die Produktion sprechen: 2500 Komparsen, 710’000 Flugmeilen (24 mal um die Erde; von den zwei Flug-Schiffen, die irgendwie mit Jules Vernes konkurrieren zu scheinen wollen zu schweigen und die einen überdimensionalen Teil des Filmes einnehmen), 260’000 Liter Wasser zur Flutung eines künstlichen Kanals, 1’800 Marmorkacheln, 180 wasserspeiende Masken, 2’000 Schriftrollen, 800 Waffen, 3’000 Meter grüner Stoff, 55 Drehtage, 350 Personen im festen Filmteam und Abermillionen von Förderung aus allerlei staatlichen Fördertöpfen (und mit noch vielen imponierenden Zahlen mehr brüstet sich das Pressematerial und liefert damit wohl unabsichtlich effiziente Munition gegen den Film selbst); aber davon, dass auch nur ein Eimerchen Geist auf die Produktion verwendet worden wäre, die Geschichte heutespannend und aktuell zu gestalten, das Museale in heutige Seh- und Darstellungsgewohnheiten umzuwandeln, im Heutemenschen Seelensaiten zum Vibrieren zu bringen, davon ist leider kein Wort zu finden.

Der Plot ist einfach: die drei berühmten Musketiere wollen mit Hilfe des Provinzbengels d’Artagnan den franzöischen Knabenkönig vor den Intrigen des Kardinals Richelieu und damit Frankreich vor einem Krieg mit England bewahren.

Dass es sich bei vielen Darstellern um Stars handelt, fällt vor erdrückendem Aufwand und Statik der Szenen kaum auf. Mit No-Name-Darstellern hätte man vermutlich ohne grosse Qualitätsverluste ein ähnliches Resultat einfahren und dabei sehr viel Kosten sparen können und vielleicht wäre sogar ein Hauch Spontaneität und Urwüchsigkeit in die Produktion eingeflossen.

Ohngeachtet dessen: was war die Idee hinter dieser Unternehmung? Wollte man einfach einen grossen Film machen, einen Aufwandfilm, einen Logistikfilm? Wozu? Wollte man in Punkto schiere Grösse den Amerikanern endlich Paroli bieten?

Mir scheint vor lauter Zahlen und Litern und Metern und Komparsen und Luftschiffen und Kacheln und Stars das Wichtigste am Kino unter die Räder gekommen zu sein: eine spannende Geschichte zu erzählen. Vielleicht hat der grosse Geldberg, der hinter der Produktion stand, die Macher ängstlich und übervorsichtig gemacht und sie haben sich auf den verheerenden, vermeintlich risikolosesten gemeinsamen Nenner geeinigt: ein schmuckes Wachsfigurenkabinett, das ordentlich seine Texte und Kämpfe bietet, in ansprechendem Ambiente zu präsentieren. Geld scheint hier dem Kino-Geist den Schneid abgekauft zu haben.  Milchzahnkino.

Ein Gedanke zu „Die drei Musketiere“

  1. Also irgendwie gibt es zur Zeit zu viele Remakes. Jetzt schon wieder eine Verfilmung der Muskeltiere. Da muss ich doch nicht ins Kino gehen, auch wenn es in 3D ist. Neue Geschichten braucht die Filmlandschaft!!!

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