Lollipop Monster

Ein Augenschmaus ist dieser Film. Ungewöhnlich schon die oft tiefe Kameraperspektive, egal wie man das interpretieren mag. Styling und Setting versuchen Kult, Verruchtheit, Künstlertum, Erotik, Sinnlichkeit (rote Lippen und Erdebeere im Schmollmund und richtig blondes oder richtig schwarzes Haar). Das Styling gibt sich vampirromantisch, farbenfroh, verspielt, leicht dekadent und geniesst dies auch. Ziska Riemann, die Filmemacherin, schwelgt im Möchtegern-Kult-Milieu.

Der Film fängt an mit Bildern aus einem Monster-Vampirfilm: das bleichgesichtige Monster, Zylinder, tanzende Mädchen drum herum. Das soll die Stimmung des ganzen Filmes bestimmen. Wobei das Thema Vampirismus nicht unbedingt das Kernthema ist, aber das Tier, das Tier im Mann aber auch in der Frau, das fasziniert die Filmemacherin.

Man fährt orignelle Autos mit der Nummer K XXX 777. Die Kamera versucht sich als Malerin.

Zwei Familien im Mittelpunkt: eine Künstlerfamilie und die andere Familie heisst Bach und wohnt in einer Art verspieltem Hexenhäuschen am Waldrand.

Die Künstlerfamilie besteht aus der Mutter Nicolette Krebitz, Kristina, eine schön reif gewordene Frau und richtig super auf der Leinwand gerade in diesem Milieu. Sie hat die Tochter Oona, ein jüngeres Ebenbild ihrer selbst. Der Vater hat als Maler seinen Zenit überschritten. Auf einer Vernissage sieht man, dass sein Bild ganz abseits hängt. Und wie seine Frau ihm gesteht, dass sie mit seinem Bruder Lukas geschlafen hat, da erhängt er sich.

Lukas ist ein richtig charakterloser Weiberer. Er macht die Freundin von der Tochter Oona an und entjungfert sie, grapscht nach Lust und Laune am erwartungsvollen Mädchen im Auto rum. Bruder Lukas ist nun mit der verwitweten Krebitz zusammen.

Die Geschichte selber ist leider eher deutsche Telenovela. Die Witwe Krebitz, die mit dem Bruder ihres Mannes, der sich erhängt hatte, fickt. Dieser verführt auch die Freundin der Tochter. Wie das alles an den Tag kommt, sinnen die beiden jungen Frauen auf Rache und locken den Schweinehund Lukas in eine Falle ins Hexenhäuschen und bringen ihn um. Sehr blutig. Blutig schön lag er da. Aber das Bild wurde cineastisch nicht mal richtig ausgeschlachtet.
Ein Film, der einen auf Jugendkultur machen möchte.
Nun ja, inhaltlich ist er doch sehr bescheiden geblieben, die Sätze kommen nicht über TV-Standard hinaus. “Das Leben muss doch irgendwie weiter gehen“
„Ariana, es ist das Beste, wenn wir uns eine Weile nicht mehr sehen“ (Der Saubär am Handy zur entjungferten Blondine).
Noch so ein Satz: Seit er tot ist, verkaufen sich die Bilder wie blöd.

Eine Szene in der Schule. Die beiden Freundinnen, Ariane und Oona begegnen drei Schülern und fragen die gleich, ob die ficken wollen und gehen mit ihnen auf die Toilette. Dort traut sich keiner. Schliesslich nimmt sie einen mit in die Kabine und wie er die Hose runtergelassen hat, da zwickt sie ihn, er rennt panisch aus der Kabine und die anderen nehmen auch Reißaus.

Immer wieder der Vesuch, psychodelische Atmosphäre mittels der Musik herzustellen.
Irgendwie kommt einem die Arbeit doch bemüht und teilweise linkisch retro vor.

Oder wie die Familie Bach in ihrem Hexenhäuschen den Toten entdeckt, den ermordeten Lukas, da fängt Frau Bach wie irre und wortlos an, den Boden zu fegen. Bescheuert könnte man sagen.

Die bunten Farben im Haus der Familie Bach.

Krebitz: Wenn Lukas nicht wäre, dann hätte er (Dein Vater) nicht mal einen Grabstein.
Tochter Oona: Wenn Lukas nicht wäre, dann bräuchte Vater keinen.

Als Thema wird angesprochen: die Suche nach der grenzenlosen Freiheit. Der Film selbst soll wohl so ein Versuch sein, diese grenzenlose Freiheit im Film auszuleben; wobei das Problem der Grenzenlosigkeit deutlich wird: denn ohne Grenzen keine Form, ohne Erzählfaden und ohne Grundkonflikt keine Geschichte. Was bleibt ist Patchwork, bunte Impressionen, die uns in eine aufgerührte, jugendrebellische Welt hineinziehen wollen.

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