Dieser Schwanengesang ist ein traurig-schöner Gesang insofern, als der Protagonist, der seine Figur wunderbar natürlich und normal spielt, federleicht wie ein Ball springt, und weder die Betroffenheit durch das Bastard-Schicksal noch das Heldische der Figur heraushebt. Er erzählt seine Story den Schwänen; das hat er von seiner Mutter gelernt. Einer heißt Agnes, so fängt der Film an und so hört er auch auf.
Der Schwanengesang ist die Rahmenhandlung, nicht so sehr Gesang. Die Geschichte ist die eines Bastards. Seine Mutter ist eine Schlampe, die es mit allen treibt, auch mit dem Pfarrer.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Mutter mit dem Sohn nach Irland zieht. Der Junge heisst Austin, Occi wird er gerufen, und kann kein Irisch. Das führt dazu, dass die Schulkameraden in ihm ihr Opfer für Grausamkeiten sehen. Das Schlüsselerlebnis ist, wie sie ihn in einem roten Fass über die Dünen runterrollen lassen, was mit einem Trauma für ihn endet.
Ab jetzt muss er zum Psychiater, denn ähnliche Situationen könnten das Erlebnis neu beleben, lösen in seinem Kopf ein rollendes Donnern mit folgender unkontrollierter Gewalttätigkeit aus.
In schneller Abfolge werden solche Erlebnisse aneinandergereiht. Es wird nicht tiefsinning analysiert. Es wird mit grosser Frische und Begeisterung, die gelegentlich an jene der Filmpioniere erinnert, erzählt und im grausamsten Moment wird einfach Schwarz eingeblendet. Wenn Occi beispielsweise in der Irrenanstalt blindwütig und wie eine Rakete losgeht und auf die Vergewaltiger seiner angebeten Mary eindrischt und dann mit einem Feuerlöscher kampfunfähig gemacht werden soll, im Moment wo der niederdonnert auf ihn, wird die Brutalität nicht grausam zu Ende ausgebreitet, genau da kommt einfach Schwarz.
Auch die psychiatrische Unterbringung, die schildert Conor McDermottroe nicht weniger begeistert als es in „Einer flog übers Kuckucksnest“ gemacht worden ist.
Taugliches europäisches Kino. Kino als ein Mittel, Erlebnisse persönlich und engagiert zu erzählen. Die befreiendste Sequenz ist diejenige, wo Occi mit dem Fischer zur See fährt und bei einem Zwischenstopp mit dem Kollegen auf die verlassene Insel geht, wie sie begeistert und hoffnungsvoll losrennen, Energie, Männlichkeit, Temperament, Freude, Sinn und Sinnlichkeit spürend und ausdrückend; wie die beiden dann wie richtige Freude nackt im Gras liegen und Occi zum Himmel hinaufträumt, das ist vielleicht der schönste Moment in seinem Leben, da fehlen ihm nur noch Mary und seine Mutter.
See und Insel sind immer gut für Kino. Und wenn von einem Strauch noch das Federchen grüsst, was im Münchner Filmfesttrailer (von 2010) so sanft landet, dann ist für einen Moment auch richtiges Kinoglück, auch wenn das Kino nicht gleichzeitig noch als Reflexion übers Kino eingesetzt wird.
Es geht dann zurück zum Fischkutter. Die Nacht bricht herein. Der Freund hat gesehen, dass Occi Tabletten nehmen muss, beschimpft ihn als Bastard, es kommt zum Kampf. Die alten Mechanismen. Occi drückt seinen Freund über Bord (weil die Kräfte und die Wut wieder mit ihm durchgegangen sind). Der Ausflug ins Glück war kurz.
Zum Schluss zu kommen ist allerdings nicht nur für Anfänger im Film schwierig. Hier entsteht der Eindruck, der Autor und Macher könne sich nur schwer von seinem Stoff trennen, er müsse alle Figuren noch mal erscheinen lassen, nochmal rückblenden, und auch den Kriminalfall nicht vergessen lassen, also muss der Polizist nochmal auftreten und die Frage nach dem Vater von Occhi soll auch noch gelöst werden und dass Mary geheilt wurde und verlobt ist muss auch noch erzählt werden, kurz, das wirkt dann eher fernsehkonform, das wird auch nicht mehr mit der Begeisterung getan, wie der übrige Teil, das kommt mir gleichzeitig zelebriert als auch abgehandelt vor. Schade für den sonst in seinem Fortlauf immer mehr gewinnenden Streifen.