Tom Hanks mit dem wattierten Gesicht arbeitet in einem Supermarkt. Typisch aufgestellter Amerikaner, der jeden Noch-so-Scheiss-Job begeistert tut. Er wird aufgerufen, in die Direktion zu kommen. Schnell werweißen Kollegen noch, was das bedeuten soll, vermutlich wird er Mitarbeiter des Monats. Diesen technischen Trick kennen wir inzwischen: die Erwartung hochschrauben, um sie sogleich platzen zu lassen. Er wird nicht Mitarbeiter des Monats, sondern entlassen. Das darf hier ruhig verraten werden, da es vollkommen absehbar inszeniert ist.
Larry Crowne, der Name passt so gar nicht zu der Figur, die wir bis jetzt kennen gelernt haben; er scheint nach dem Rezept zusammengebrainstormt, wie schaffe ich einen bestsellerhaft klingenden Namen für einen Kinoerfolg und wenn man den Lauten nachhört, kommen Assoziationen, die alle viel zu hochgeschraubte Erwartungen wecken.
Die Begründung für den Rausschmiss von Crowne lautet, die Firma möchte, dass sich ihre Mitrbeiter entwickeln, er hätte aber in den Jahren, die er hier gearbeitet hat, keine Schulungen gemacht oder Titel erworben und so würden sich nun ihre Wege trennen. Ein schönes Echo auf diese Szene kommt gegen Schluss des Filmes, wenn Crowne eine Pizza bestellt und der Fahrer einer jener Mitarbeiter ist, die bei seinem Entlassungstermin grinsend dabei waren und mit ihren Weiterbildungen geprotzt haben.
Hanks spielt diese von ihm geschriebene und auch regielich betreute Hauptrolle selbst. Für mich ist das eine eher provinzielle Erscheinung, wenn erfolgreiche Schauspieler anfangen, sich selbst ihre Hauptrollen zu schreiben und zu inszenieren, das können nur die wenigsten brilliant. Hanks würde ich nicht dazu zählen, hier würde ich vielleicht von biederem, gut gemeintem Handwerk sprechen. Immerhin das.
Larry befindet sich also früh im Film in einer unkomfortablen Lage da. Das ist für dieses und viele ähnliche Movies eine an sich solide dramaturgische Ausgangspostion. Denn es gibt Schwierigkeiten zu bewältigen. Larry kann seine Hypotheken nicht mehr bedienen und Miss Gammelgard von der Bank macht ihm klar, dass sein Haus weniger wert ist, als die Schulden, die darauf lasten (das ist ein brennendes amerikanisches Thema) und dass er anfangen müsse, Besitz abzustossen.
Das ergibt die Brücke zu seinem Nachbarn, dem Trödler, der immer viel zu hohe Preise verlangt. Auch diese Figur kommt einem vor wie aus einem abgestandenen Fundus von Filmversatzstücken. Film wie ein Kinderspiel, wie mit Bauklötzchen, man nimmt sich eine Anzahl davon und baut sich dann sein Filmchen zusammen.
Nach diversen Abfuhren auf Jobbewerbungen hin – eine selbstverständliche Prise Sozialkritik muss sein, die erfolgreichen Schauspieler haben ein Herz für die Arbeitslosen – besinnt Hanks sich endlich auf seine Bildungsmängel und will ein College besuchen. Inzwischen hat er sein Auto verkauft, fährt Roller. Gleich beim Parken vorm College trifft er Thalia, eine junge schwarze Schönheit, die auf den Roller abfährt.
Jetzt müssen, wie es sich gehört, Szenen aus dem College folgen. Vor allem solche mit Julia Roberts mit den wunderschön breiten Lippen. Und noch welche mit einem Chinesen. Der Film überfordert garantiert keinen Zuschauer.
Frau Roberts, die Lehrerin, darf mehrfach darauf hinweisen, dass sie Miss Tainot mit ai sei. Das ist wichtig.
Damit jeder mitkommt, wird während des ganzen Filmes immer schön abgesetzt gesprochen. Ein Drehbuchsatz nach dem anderen. Damit keine kostbaren Gedanken des Autors Hanks verloren gehen. Aber was waren sie noch, diese kostbaren Gedanken, ah ja, richtig, der Chinese, Ed Matsutani wie Economy, der bringt das als Witz, über den er sich selbst jedes Mal kringelig lacht. Vielleicht hatte Hanks einst einen solchen Lehrer.
Sehr seriöses Kino ist das, also es gibt sich sehr seriös, dürfte dadurch aber beweisen, dass es Seriositäts-Beweisbedarf hat, weil es nämlich alles andere als seriös ist, weil es nur ein Zusammengeclustere ist von dem, was ein Schauspieler kennen gelernt hat und was er an einfachem Niveau immer schon mal wollte.
Oder es erinnert einen an Sketche, wie wir sie früher für den Familienabend bei der Jugendgruppe eingeübt hatten. Dort wars ja noch lustig, weils einmalig war und getragen von der laienhaften Begeisterung. Davon ist hier nicht viel zu spüren. Das könnte ja eine eventuell aufregende Message werden, ein Schauspieler möchte mit dem eigenen Film beweisen, dass er wieder zu den Ursprüngen zurück, zur Lebendigkeit und Leichtigkeit von Kino weg von der Routine der Grossproduktionen finden möchte. Statt dessen: Solides Schauspielerkino, cineastisch unergiebig.