Aufschneiden und Wichtigtun gehören zum Film wie der Wirbel zur Trommel. Es ist ein Anfang, Begabung zu zeigen und sie gross zu präsentieren. Die Begabung besteht hier vielleicht in der Personenführung, im Inszenieren von Emotion, in Bildgestaltung, in einem sehr speziellen Sound; der Wagemut ist schon deutlich beschränkter, vielleicht gerade mal eine kurze Sequenz als Hörspiel zu zeigen, wenn der Blinde an der Tür von Candy Eintritt verlangt.
ABER: Begabung allein kann auch sehr langweilig sein, mit reiner Begabung können sich 80 Minuten sehr ziehen; ein begabter Bilderbogen kann dauern. Denn wenn einer nichts zu erzahlen hat, außer der Message, er sei begabt, er könne „Film“ im Sinne der amerikanischen Independent, was immer das sein möge, so ist das noch nicht unbedingt viel.
Zur geschäftlichen Begabung dürfte auch der Titel gehören, der mit zwei As beginnt und dadurch garantiert in den Festivalverzeichnissen (im normalen Kino würde ich dem Film kaum Chancen geben) immer an erster Stelle auftaucht.
Klug ist die Beschränkung der vorgeblichen Geschichte auf wenige Personen. Es gibt den blinden, alkoholabhängigen Larry; der freundet sich ein bisschen mit dem Brasilianer Darren an, der ihm Jiu-Jitsu-Unterricht erteilt, der wiederum hängt gelegentlich mit dem Kumpel Darius (gespielt vom Regisseur selber) rum; auch Darren ist Alkoholiker; man geht aus, säuft, macht blinde Autofahrten – alles sehr ergiebig für die Leinwand, aber nicht neu – da schließt sich ihnen Candy, eine blondes kurzhaariges Flittchen, auch sie filmschön – an und Larry verbringt sogar eine Nacht mit ihr. Dann wird aus unbekannten Gründen Darren umgebracht, Larry entdeckt die Leiche und weiß offenbar, dass Candy ihn zum Täter führen kann. Das könnte ein Filmhochschülerkonstrukt sein, dem zu einem Pflichtfilm nichts einfällt.
Die Geschichte, die anfing, als solle sie ein PR-Film über die Nützlichkeit des Jiu-Jitsu auch bei der Blinden- und Alkoholheilung werden (was krass ist, das geht mir erst jetzt auf, dass Darren zu harten Sachen greift); aber es zieht sich, diese ersten Lektionen, nur Männerkörper, die eng aneinandergeschmiegt sich auf dem Boden rollen oder verharren, dazwischen auch schön filmreif, was sage ich: werbefilmreif Darren oder Larry unter der Dusche; einmal Darren wie er sehr lange nur mit einer engen Shorts bekleidet schattenboxt; dann gibt es die Klique und den Mord; also muss noch ein Kommissar her, eine unförmige Eieerkopf-Figur, die wunderbar in einem kaum verständlichen Dialekt brabbelt, aber leider hat uns Kitao nichts zu erzählen, nichts was ihn scheinbar bewegt, außer dass er bewegte Bilder machen und aneinanderschneiden und musikalisch von Szene zu Szene individuell untermalen möchte.
Wie geistig simpel, wie anfängerhaft das alles von der Geschichte her ist, erhellt der Schluss, wirklich sehr anfängerhaft und man kann die Figuren dann überhaupt nicht mehr ernst nehmen, wenn Larry sich von Candy zum Täter führen lässt und er in dieser Villa ankommt, dann über den Garten zum Pool gerufen wird von einer Südamerikanerin, die noch ein Kind bei sich hat, dann tappselt der Täter mit Sonnenbrille hervor, setzt sich in Lehnstuhl, dann gibt’s noch eine kleine Haue von der Frau, die das Kind wegnimmt und dann ballert der Blinde auf den Sitzenden los, und nach ein paar Schreien ist Ruhe und der Blinde läuft weg.