Schenk mir dein Herz

Ein weiteres trauriges Fundstück aus der norddeutschen Kinotiefebenenebbe. Allmählich fragt man sich, ob man Filme aus dem deutschen Norden überhaupt noch anschauen soll, die scheinen sich einen Wettbewerb zu liefern, wer den schwächsten Film zustande bringt (mit der Spezialdisziplin zur Kür des  schwächsten deutsch-polnischen Movies). Der Andrang auf diesen Preis scheint ungebrochen, der Wettbewerb zur Unterbietung des  Biederhandwerklichen gepaart mit Ahnungs- und Fantasielosigkeit in allen Departments in vollem Gange. Im Norden scheint sich dicker Nebel über die Idee von Kino gelegt zu haben. Ist das die künstlerische Ausformung des sich weitenden Nord-Südgefälles, über welches die Welt am Sonntag vergangenes Wochenende berichtet hat?

Ein alternder Schlagerstar leidet an Demenz, kommt in die Reha, findet dort Anschluss an Musiker, macht Therapie und probt für einen neuen Auftritt in einer von der Pleite bedrohten Kneipe. Und weil das nicht Problem genug ist, hat er noch eine junge Geliebte, an die er sich nicht erinnert.

Hallo, will jemand im Land draussen einen solchen Film sehen? Haben wir auf einen Film gewartet, der uns des Langen und Breiten erklärt, was Demenz ist?

Haben wir auf einen Spiel-Film gewartet, der uns Therapiestunden gegen Demenz so ausführlich erklärt wie  ein Schulungsfilm?

Haben wir auf einen Film gewartet, in dem ein an sich guter  Schauspieler unglücklicherweise mit  einer Rolle besetzt wird, mit der er nun so gar nichts gemeinsam hat, erst recht nicht die Gesangsstimme des zu spielenden  Schlagerstars?

Haben wir auf einen Film gewartet, in welchem ein Satz wie „was ist das für ein Scheissladen, nicht mal eine Minibar“ als Running-Gag vorkommt?

Haben wir auf einen Film gewartet, in welchem ein Satz wie „alt werden ist Scheiße“ einen Running-Gag darstellt?

Haben wir auf einen Film gewartet, in welchem einen dementen, abgehalfterten Schlagerstar bei seiner Ankunft in der Reha eine riesige Pressemeute erwartet?

Haben wir auf einen weiteren deutschen Film gewartet, der es uns verunmöglicht, Empathie für seine Haupt-Figur zu entwickeln?

Eher komme ich zum Schluss, auf diesen Film hat niemand gewartet, denn ihm gelingt es nicht, von sich aus zu erklären, warum er nötig geworden sei; es sei denn, man möchte einen Paul Kuhn und das in sein Gesicht eingeprägte Künstlerleben mal ganz gross auf der Leinwand sehen – leider kann man den Film um ihn herum nicht ausblenden.

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