Morgentau – Teza

Warum ähneln sich Afrika-Filme oft so sehr? Ist es wirklich der beschränkte westliche Blick? Ist es dieser nie gelingen wollende Versuch, sich ein Afrikabild zu basteln, womit man Afrika letztlich nicht ernst nehmen muss? Ein Afrikabild, was immer noch geprägt ist von jener berühmten  Sammelbüchse für die Mission, auf der ein Negerlein stand und mit dem Kopf nickte, wenn man einen Groschenen einwarf? Ist Afrika nach wie vor nur unbewusste Projektionsfläche für die eigene kulturell-geistige Beschränktheit?

Hier begegnet der Westen Afrika in der Person von Dr. Anberber, einem Äthiopier, der in Deutschland Medizin studierte, im Bonn der frühen 80er Jahre zur Zeit des Rücktritts von Kaiser Haile Selassie. Anberber hat ein Kind mit einer Deutschen. Deswegen wird er auch beschimpft in seiner afrikanischen Clique. Anberber möchte seine erworbenen Kenntnisse seinem Heimtland zu Verfügung stellen und kehrt nach Aethiopien zurück.

Mit seiner Ankunft per Flugzeug in seinem Heimatdorf fängt der Film an. Seine Mutter und seine Verwandten erkennen ihn erst gar nicht, so lange war er nicht mehr dort gewesen. Erst später erfahren wir, dass er schon lange in Addis Abeba als Arzt gearbeitet hat. – Die verschiedenen Zeitebenen werden im Film relativ frei ineinander geschnitten.

Die typischen Zutaten auch für diesen Afrika-Film sind: Holz- und Lehmhütten, die hellen Stimmen bei Gesängen, das Fehlen von Möbelstücken, die einfache Art der Zubereitung von Speisen, der weite Himmel, ein grosser See.

Thematisch wird Anberber mit diversen Problemen der „Befreiung“ konfrontiert. Die Herrschaft der Partei. Rücksichtslose Säuberungen. Das Nicht-Dulden von Widerspruch. Schnelle Tötungen. Vorrang der Politik vor den medizinischen Interessen. Anfangs wehrt Anberber sich noch. Er gerät dann aber schnell an einen Parteifunktionär, der ihm sehr gefährlich wird. Worauf er eine medizinische Behauptung zurückzieht. Dann reist er in sein Dorf zurück.

Dort fängt die Geschichte mit einem Stiefkind seiner Mutter an, einer Ausgestossenen, deren einziger Zufluchtsort eine grosse Insel ist. Er erbarmt sich ihrer nicht nur als einziger, wie sie einmal nachts vergewaltigt wird, er bandelt auch mit ihr an. Hochzeit. Kind. Afrikanisches Schlussbild: die ganze Dorfbewohnerschaft als Komparserie des Glücks, aufgestellt auf einer Anhöhe vorm Licht des Horizonts wie ein Opernchor.

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