La lisière – Am Waldrand

Die Siedlung, in der der Film spielt, heisst BEAUVAL, liegt am Waldrand und ist von einem Architekturbüro als Gesamtkomplex entworfen und gebaut worden. So ähnlich wie eine „gated community“. Das dringlichste Anliegen der Autorin und Regisseurin scheint mir zu sein, den Zuschauern „zu zeigen“ wie die Dominanz von Geometrie und Sterilität einer solchen Siedlung sich negativ auf die Bewohner auswirkt, sie in Richtung von seelenlosen Zombies entwickeln lässt.

Als Opfer dieser Entwicklung hat sie sich für einen jungen Arzt, Francois, entschieden, den es von Paris in diese Siedlung verschlägt.

Er wird zum Ziel verschiedener Spiele pubertärer, liebessehnsüchtiger Mädchen, die sich reihum zuhause krank stellen, damit er kommen und sie betasten muss. Es entwickelt sich ein richtiger Wettbewerb zwischen den Mädchen, wer mit dem Arzt was erreicht hat.

Mit den Jungs ihres Alters machen sie im Wald Spiele extremerer Art. Der schwarzlockige Anführer hat das Sagen. Eines der harmloseren Spiele ist jenes, bei dem sich die Mädchen verstecken müssen und wenn ein Junge eines findet, dann darf er ihr einen Zungenkuss geben.

Eines der gefährlicheren besteht darin, dass ein Mädchen sexy gekleidet und mit blonder Perücke sich nachts an die Strasse stellen und die Nutte mimen muss. Ein eher schüchterenes Mädchen traut sich nicht richtig, es wird von einem Jungen auf die Strasse geschubst und schon ist es überfahren, tot. Das gibt den Spielen eine neue Dimension. Das baut in der Siedlung eine Mauer des Schweigens auf.

Parallel zu den extremen Spielen gibt es die brave offizielle Welt der Siedlung. Die Mädchen üben für eine Veranstaltung, bei der der Investor auftritt, Tanznummern ein. Mit ihren langen Röcken und den schwarzen Bändern, die ihre Haare eng auf dem Kopf zusammenhalten, sehen sie dann aus wie ein Nazireigen oder eine Zombietanztruppe und die Skulptur mit der Goldkugel, die in der Siedlung aufgestellt wird, da hätte man genau so gut was von Arno Breker ordern können.

Symbolismus, Strukturalismus überall. An der Haustür des Architekten prangt ein dicker Eisenring, den die Kamera auch dick einfängt. Das Lehrerehepaar ist bei den Architekten eingeladen: dieses Abendessen ist auch so individualitätslos wie möglich inszeniert und ausgestattet und frisiert. Seelenlosigkeit in massiger Form. Dieselben Rhythmisierungen und Stilisierungen bei der Beerdigung des Mädchens. Schwarm der trauernden Mädchen quert mehrfach stilisiert den Parkplatz.

Während sich in der Öffentlichkeit alles immer mehr stilisert und geometrisiert, verwildern die Rituale im Dunkeln zusehends bis zum grausamen Höhe- und Endpunkt der Story, die eine Schülerin in Gang setzt, die den Lehrer penetrant und aufdringlich anmacht und aus der Bahn der Ordentlichkeit zu werfen versucht.

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