Emmanuel Laurent, der Macher dieser Dokumentation über Godard und Truffaut, ist kein geistiger Durchdringer, wie zeitweilig die Herren der Nouvelle Vague doch waren, er ist ein Sammler und Verehrer.
Entsprechend sieht sein Film denn auch aus. Er regt an nicht durch die Zusammenstellung oder den Faden der Erkundung des Themas, das verliert er andauernd aus den Augen und behandelt es dann auch nur ganz kurz, dafür hätte ein Kurzfilm dicke genügt, wobei aber in dem Wenigen zum Ausdruck kommt, wie wenig menschliches Genie diese Kinogenies doch waren, wie sie im Gegenteil, auch beider Schauspieler Jean-Pierre Léaud, oft kleinkariert wie ganz normale Menschen waren.
Was man an solchen bemühten Kompilationen immer hat, das sind die Originalausschnitte aus berühmten Filmen wie aus „400 Coups“ von Truffaut, Initialzündung für die Nouvelle Vague. Der Verehrungscharakter dieser Doku wird schon gleich zu Beginn deutlich, wenn Laurent den Applaus in Cannes groß einspielt.
Wunderbare Ausschnitte mit dem jungen Belmondo, wobei erstaunt, welch helle Stimme er hatte, bis natürlich auf den Kurzfilm, bei dem Godard ihn nachgesprochen hatte, weil Belmondo nach Algerien musste.
Je länger der Film dauert, desto mehr rückt Jean-Pierre Léaud in den Mittelpunkt, der eine schauspielerische Muse von beiden war, bis sich dann Godard entschieden hatte, das Kino einzusetzen, um die Ausgebeuteten über die Ausbeuter aufzuklären, während Truffaut weiter machte, als hätte es kein 68 gegeben und somit laut Godard bourgeois geblieben ist, womit ihm die Verachtung Godards sicher war.
Léaud distanzierte sich von Godard in einem Brief, den Truffaut übermittelte, worauf Léaud von Godard auf demselben Wege die Rückantwort erhielt und die Herren sich dann nicht mehr begegnet sind.
Zum Abspann spielt Laurant ein Interview mit dem ganz kleinen Léaud nach seiner ersten Rolle ein, das natürlich herzerfrischend ist und weder mit Godard noch mit Truffaut viel zu tun hat, außer dass Truffaut ihn eben entdeckt hatte. Léaud habe noch mit 27 Jahren so jung ausgesehen als ob er erst 18 wäre.
Inerviewausschnitte mit Godard oder Truffaut sind immer die Aufmerksamkeit wert, wobei auffällt, für wie wichtig sich diese Jungfilmer damals gehalten hatten. Für nicht weniger wichtig als die heutigen, da ist nicht ein Deut Unterschied.
Weiter bemerkenswert, dass die Nouvelle Vague offenbar von einem Funktionär, vom Kulturminister Malraux angestoßen worden ist, indem er die „400 Coups“ 1959 für Cannes durchdrückte. Chapeau, kann man da nur sagen. Wir empfehlen allein aus diesem Grund den Film ausdrücklich dem deutschen Kulturstaatsminister.