Red Riding Hood

Hier fühle ich mich doch glatt in die guten alten Zeiten des Stadttheaters und seines traditionellen Weihnachtsmärchens zurückversetzt. Aber auch da gabs schon wunderbare Inszenierungen wie hier auch und bestückt aus einem gut erhaltenen Fundus an Kostümen und Bühnenbild und natürlich einem wunderbaren Schauspieler-Ensemble, ja das kommt einem fast vor, dieser abgelegene Märchenwald mit seinen Bewohnern und ihren Hütten wie eine entzückende Studio-Guckkastenbühne und auch magisch beleuchtet und schliesslich noch das Märchen vom Rotkäppchen mit einer Werwolfgeschichte angereichert (natürlich ist es umgekehrt); wobei im Zentrum eine Liebesgeschichte nach alter Art steht, hochzüchtig versteht sich, das Mädchen, Valerie, soll den Mann heiraten, der mehr Geld bringt, den mutlosen Peter nämlich, den Schmied, und nicht Cesaire, den einfachen aber couragierten Waldarbeiter; wobei ich sagen muss, dass für mich die potentielle Werwolfigkeit des Menschen bei BISS ZUM MORGENGRAUEN deutlich besser rübergekommen ist als hier (bei gleicher Regie); der Werwolf hier ist schon sehr ein Kinofundus-Werwolf und selbst wenn er spricht, doch weit weg von den Menschen; aber das dürfte eher am Buch liegen (oder ist es einer bestimmten Altersfreigabe geschuldet?). Zur Erhöhung der Pracht in der Waldeinsamkeit und der Dämonisierung des Werwolfes gibt es grosse Auftritte samt Einzug von Pastor Salomon, dem Werwolf-Bekämpfer mit einem gusseisernen Elefanten, in dem vermutete Werwölfe gebacken werden und wie ein Opernchor stehen dann die ganzen Dorfbewohner auf dem Platz. Und auch schier ein Opernbild ist es, wenn die hübsche Valerie mit den sehr dicken roten Lippen mit einem Eselskopf übergestülpt auf dem Dorfplatz zwischen Kerzen gefesselt sitzt als Köder für den Werwolf.

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