Das ist ein Remake des südkoreanischen Kultfilmes mit demselben Titel von Kim Ki-young von 1960: ein bescheidener Mann und Musikus unterrichtet an einer Mädchenschule Gesang, leitet dort den Chor. Damit er seine Familie, er hat ein Mädchen, das an Stöcken geht und einen kleinen Jungen, durchbringen und den Kindern eine gute Erziehung gönnen kann, verdient seine Frau mit Nähen noch ein Zubrot. Das ist fast eine Spitzweg-Idylle. Weil sie in ein neues Haus ziehen, bietet er seinen Schülerinnen Klavierstunden an. Eine Schülerin möchte solche Stunden und fängt dann auch sofort an ihn anzumachen und da seine Frau krank wird, bringt sie auch noch eine Freundin als Hausmädchen mit, die dann in der Idylle ihr grauenhaft zerstörerisches Werk beginnt. Ein auch heute noch verstörend wirkender Film.
Im Sang-Soo geht die Sache heute etwas anders an: Das Milieu, das ein Hausmädchen braucht, ist eine superreiche heutige koreanische Familie, er sehr erfolgreicher Geschäftsmann, sie ein Weibsstück, deren Mutter vor allem das Geld und der Lebensstil eines solchen Milieus interessiert. Im Haus gibt es Bedienstete und Frau Cho wacht über das Kindermädchen. Ein neues ist eben in die Familie gekommen, in die superreiche. Es versteht sich sehr gut mit dem verwöhnten Mädchen, gewinnt sein Vertrauen. Aber sie hat auch Augen für den Herrn des Hauses. Und er für sie. (Wie sich das Verhältnis mit Blicken anbandelt, die über den Buben überspringen am Pool an einem Wochenende in den Bergen, wird in einer kleinen Szene perfekt und leichthändig in einen Bildgenuss verwandelt.)
Das ist ein Milieu, das für ein vom Hausherren mit der Maid gezeugtes Kind, ohne mit der Wimper zu zucken 100.000 Dollar hinblättert, damit die Sache nicht publik wird.
Der Hausherr hat Stil, er spielt Beethoven, er kann eine Flasche Wein meisterlich entkorken, sieht physisch glänzend aus und hält das Weinglas wie ein Meister-Sommelier (ein richtiger Traummann und auch Kinotraummann!). Das zeigt er alles bei der ersten Anmachszene, wie er sich zur Maid begibt, ihr erstes Tête-á-tête während die Hausherrin im Salon in edlen Zeischriften blättert. Die Maid ist willig. Auch sie verliebt sich. Aber sie ist naiv und gibt sich hin.
Dass sie bald schon schwanger wird, weiss Frau Cho und damit auch die Herrin des Hauses und deren Mutter schneller als die Schwangere selbst.
Übrigens, die Herrin des Hauses ist gerade mit Zwillingen schwanger.
Das Drama nimmt seinen Lauf, denn die Maid will sich nicht mit Geld abspeisen lassen.
Das Remake ist eine recht gewöhnliche Herrschaft-Gesinde-Geschichte, viel edler zwar als irgendwelche Besenkammern-Geschichten von Tennisstars, in brilliantem Stil und Ausstattung und Schauspielerführung auf die Leinwand gebracht. Zum grossen Erfolg in Südkorea dürfte durchaus auch beigetragen haben, dass der Film einen gnadenlos sezierenden Blick in eine Schicht koreanischer Neureicher wirft – was Geltung durchaus weit über die Landesgrenzen hinaus haben dürfte.
(Dieser Film wäre mein Favorit der Woche!)