The Green Wave

Mit The Green Wave ist jene grüne Welle gemeint, die um die Wahlen 2009 in Iran eine gewaltlose Revolution anzetteln wollte und deren gewalttätigen Folgen sekundenschnell dank moderner Kommunikationstechnik weltweit auf Youtube zu sehen waren. Ahadi, der Regisseur, hat auch viele der bekannten Youtube-Szenen in seinem Film drin. Das schafft Erinnerungs-Erlebnisse. Darum herum arrangiert er Interviews mit der elegant in Gelb gekleideten Friedensnobelpreisträgerin und Juristin Dr. Shirin Ebadi, mit Professor Dr. Payam Akhavan, dem ehemaligen UN-Ankläger, mit dem schiitischen Geistlichen und Philosophen Dr. Mohsen Kadivar, der nicht versteht, dass Khomeini der Gewalt nicht Einhalt gebietet, mit dem Blogger Mehdi Mohseni und mit der Journalistin Mitra Khalatabar.

Grün ist ungefähr die Farbe, die in diesem Film am wenigsten bis gar nicht vorkommt. Dunkle Farben dominieren, vor allem in jenen Teilen, die in Comic-Manier nachbearbeitet worden sind.

Eine Nachbearbeitung, die bestimmte Dinge an Szenen, besonders hervorstellen kann. Zum Beispiel die Düsternis einer Gefängniszelle, menschliche Überbleibsel einer Schlägerei, die Vorbereitung zur Vergewaltigung Gefangener, wie ein Mensch erschossen wird, wie Männer sich in einem Gefängnishof an die Wand stellen müssen und wie dann die Stimme des Bloggers sagt, dass jeder zweite rausgenommen worden ist und er seither von seinem Freund nichts mehr weiss, wie einer, praktisch nur noch Körper, nach Folter und Vergewaltigung irgendwo in gelber Wüste vom offenen Deck eines Komibs runtergeschmissen und liegen gelassen wird.

All diese Szenen, wo Menschen Opfer illegitimer und sinnloser Gewalt werden, die erhalten durch die Foto-Zeichentrick-Nachbearbeitung eine unglaubliche Intensität, lösen Beklemmung aus, was sie ja auch sollen.

Am bedrückendsten sind die Sequenzen, wo Texte eines Bloggers im oben erwähnten Verfahren bebildert werden; er schildert, wie er gefangen genommen worden ist, völlig unschuldig, wie er in einen total überfüllten Gefängnisraum kam, wo fast nur verletzte Menschen eng zusammengepfercht waren, so dass man nicht mal sitzen konnte, und wie da auch gestorben worden ist, wie sie dann mit gebrochenen Gliedmassen endlich wieder ans Tageslicht kamen und das Licht in den Augen brannte.

Ahadi lässt auch einen Schläger der Polizei zu Wort kommen, der selber erzählt, wie er Menschen mit einem Messer übel zugerichtet habe, so dass sie den Rest des Lebens die Folgen noch spüren werden.

Ein Film, der von Neuem dazu anregt, nachzudenken oder zu versuchen herauszufinden, wie es zu solchen Gewaltexzessen kommen kann.
Ein Film aber auch, der einem die Zusammenhänge nicht verdeutlichen kann, wie so etwas überhaupt zustande kommen kann.
Der Versuch einer ersten Zusammenschau etwa ein Jahr nach den Ereignissen. Also noch sehr nahe dran an den Vorgängen und kaum mit narrativem Weichspüler verdünnt. Harte Kost, hochaktuell.

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