Blake Edwards: 1922 – 2010

Es ist eine undankbare Aufgabe, Komödien zu drehen. Alle lieben Komödien, jeder lacht gerne herzlich im Kino oder schmunzelt gern beim Fernsehen, doch die großen Preise räumen Komödien nicht ab. Die Oscars und all die anderen renommierten Auszeichnungen gehen an die Dramen, die großen Konflikte, die Tränendrücker. Komödien gelten als zu oberflächlich, zu leicht, geradezu unfair im Kampf um die Gunst des Publikums.

Blake Edwards, bzw. seinen Humor kannte ich viel länger, als ich dachte, denn seine Arbeiten war mir schon als Kind bekannt, ohne dass ich wüsste, wer dahintersteckt. Insbesondere natürlich durch den rosaroten Panther kam ich in Kontakt mit Edwards‘ „funny bone“, aber auch der eher unsubtile Humor in Das große Rennen rund um die Welt, der bei uns als klassischer Nachmittagsfilm zum Kinder-Ruhigstellen in der Vorweihnachtszeit (mit der besten Tortenschlacht aller Zeiten!) fungierte und jedes Jahr begierig aufs Neue geguckt werden musste. Der Partyschreck ist natürlich auch so ein Klassiker. Auch das Spätwerk, zum Beispiel Skin Deep und Switch, konnte sich sehen lassen.

Eine der ersten Schallplatten, die ich mir nach meiner Kasperl-und-Seppl-Zeit gewünscht habe, war der Soundtrack zum rosaroten Panther. Meine Eltern müssen mich für verrückt gehalten haben, nicht wie alle anderen Rock- oder Popmusik zu wünschen. Ich wollte nicht Queen und nicht Michael Jackson, ich wollte Henry Mancini. Den kannte in der Schule natürlich keiner, den Hit natürlich jeder.

Und einmal, da habe ich ihn so gut wie getroffen, den Blake Edwards. Da habe ich nämlich ein Interview gemacht mit Anne Hathaway und Julie Andrews (Mary Poppins persönlich!) zu Plötzlich Prinzessin 2. Während ich in Anwesenheit diesen beiden Rasseweiber – die eine nicht mehr ganz taufrisch, zugegeben, aber dafür umso mehr Grand Dame, die andere noch sehr jung, gerade am Erblühen und heute tatsächlich eine unsagbar attraktive Frau – also Blut und Wasser schwitzte, fiel mir ein, Julie Andrews doch ihren Mann von mir grüßen zu lassen, besser noch, ihm meinen ewigen Dank für nicht wenige Fundamentsteine meines eigenen Humorverständnisses ausrichten zu lassen. Das ging natürlich nicht, während die Mikros an waren, doch beim Verabschieden habe ich meinen Mut zusammengekratzt und Mrs. Andrews um diesen Gefallen gebeten. Sie freute sich sichtlich, dass es in diesen hektischen, oberflächlichen Kinozeiten noch Fans der soliden Arbeit wie der ihres Mannes gibt und versprach mir an Ort und Stelle in die Hand, ihm meinen Dank auszurichten. Ich vertraue darauf, dass sie es getan hat. Und so habe ich ihn wenigstens um eine Ecke getroffen, den großen Blake Edwards – und was für eine Ecke noch dazu!

Blake Edwards ist gestern im Alter von 88 Jahren in Santa Monica gestorben. Möge er in Frieden ruhen, dieser eifrige Handwerker im Dienste des Zwerchfells. Er wollte nie mehr sein als das, aber auch nicht weniger. Ich denke, er hat seinen Job blendend gemacht.

Und ach ja: Eine meiner überpeinlichen Wissenslücken in Sachen Film sollte ich dann besser auch bald schließen: Ich habe Breakfast at Tiffany’s nie gesehen. Peinlich, nicht?

(IMDb, Wikipedia, Google News)

Anbei eine kleine Playlist aus Kultszenen: Zunächst die Tortenschlacht aus Das große Rennen rund um die Welt, die man im Alter von sieben Jahren sicher am besten genießen kann, dann zwei geniale Szenen aus dem rosaroten Panther, die durch die Zeitlupe, insbesondere mit Zeitlupenton, für den kleinen Julian damals das Repertiore der in der komödie erlaubten Stilmittel mit einem Aha-Effekt stark erweiterten und ihm so die Kino-Augen ein wenig weiter öffneten und das Hirn ein wenig weiter in Richtung Querdenker verkabelten, schließlich als Kompromisslösung (ich müsste ja eigentlich das Gesamtwerk posten) eine Zusammenstellung von schönen Szenen aus dem rosaroten Panther (Peter Sellers ist und bleibt einfach unschlagbar), dann die Szene aus der Exposition des Partyschreck, die man als „defining moment“ für die Figur des Hrundi V. Bakshi betrachten könnte, dann der herrliche Cock Fight aus Skin Deep und schließlich die Verleihung des Lifetime Achievement Awards an Blake Edwards bei der Oscarverleihung 2004 durch Jim Carrey. Richtig gewonnen hat er ja leider keinen Oscar, was sehr schade ist.

Also, viel Spaß!

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Und wer möchte, kann gerne weitere Videos in den Kommentaren vorschlagen, ich binde sie dann ggf. ein.

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