Black Forest

Ein hauptsächlicher Fernsehregisseur möchte und darf mal Kino machen und vor lauter Fernsehen hat er vergessen, wie Kino geht (falls er es je gekonnt hat), und geht damit ganz schön baden.

Schon die Titelgebung lässt auf wenig Sorgfalt schliessen, ein Blick in die IMDb hätte genügt, um zu sehen, dass bereits 2005 ein Film desselben Titels in den USA produziert worden ist. Warum muss der Titel englisch sein – im Film kein Hinweis darauf? Falls also die Doppelung beabsichtigt war, wieso?

Statt einer „Studie über die Wechselwirkung von Realität, Täuschung und menschlichen Abgründen, die sich hinter der „Normalität“ verbirgt“, wie das Presseheft großsprecherisch ankündigt, kommt eher eine unfreiwillige Studie darüber zustande, wie man einen Film schon mit den ersten Sätzen und der ersten, einsam knarzenden Schaukel in Sand setzen und das Publikum anöden kann.

Man könnte jetzt mit jedem einleitenden Satz, mit jedem Satz der ersten Gespräche, wenn die Probanden nach der Ankunft im Jeep ihre Getränkekisten, Schlafmatten, Proviant ausladen, belegen, dass zwar die Absicht des Autors formuliert wird, er möchte einen Horrorfilm machen. Dass er aber auf das Wesentliche, was Horror ausmacht, verzichtet, nämlich Schilderung einer Alltäglichkeit, einer Liebe, die dem Zuschauer ein bisschen kostbar werden soll, die ihm zumindest vertraut sein soll, weil es nämlich dann weh tut, wenn diese in Gefahr gerät oder zerstört wird.

Wie heißt der Regisseur wieder, Moment, aha: Steinheimer – behauptet also im Gegensatz zum Horror von Anfang an: Ausnahmesituation statt Alltagssituation. Horror um des Horrors willen. Kann man ja machen. Aber Leute, dann müssen ganz anders Pfeffer und Blut und Effekte und krasse Charaktere rein! Dann muss anders aufgetischt werden.

Aber nein, es werden eingangs im Wesentlichen die Versuchsbedingungen, unter denen der beabsichtigte Horror in Gang kommen soll, brav und überdeutlich erklärt. Man sei ein paar Tage ohne Handy, ohne Telefon, ohne Fernsehen, ohne Kontakt zur Außenwelt, also wir wollen eine Situation herstellen, eine geschlossene Gesellschaft, in der dann die Dinge passieren können. Die werden bereits so erwartbar eingeführt, dass man sie schon gar nicht mehr erwarten will.

Bereits die Titel mit ihrem Blinken verraten: Hier wird Horror kommen. Aber sie schaudern nicht, sie verwundern lediglich oder stellen die Frage nach kurzzeitigem Stromausfall. Denn sie erzählen gar nichts zur Geschichte. Oder dann die Rotflatterer über der anfänglichen, computerbearbeiteten Schwarzwaldlandschaft, die signalisieren; Achtung Horror! Achtung Geisterbahn! Wie soll da noch Spannung aufkommen, wenn man anfangs alles schon verrät?

Den Rest an Spass verdirbt einem dann der Verwalter der abgelegenen Schwarzwaldgebäulichkeit mit seinen ausufernden Erklärungen des Horrormobiliars, der Horrorimmobilie mit einer zugenagelten Wand, tabu!

Es gibt Kinofilme, denen sieht man die Begeisterung für ein Genre an. Wie hier, die für den Horrorfilm. Aber leider haben sich die Leute nicht genügend mit dem Genre beschäftigt, haben nicht genau analysiert, was Qualität und Erfolg ausmacht. So kommt das bescheidene Werklein eher wie das Produkt eine begeisterten Laienschar als von wirklichen Horrorprofis daher.

Im Dunstkreis von Kino begegnen einem immer mal wieder Leute, die sagen: „Weißt Du, ich habe da so eine geile Idee…“ – der Satz fällt einem bei Black Forest spontan ein.

2 Gedanken zu „Black Forest“

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