Friendship!

Retroorientiertes Roadmovie zweier junger Männer aus der DDR, die sich kurz nach dem Mauerfall mit viel zu wenig Geld nach Amerika und dort speziell San Francisco, aufmachen, weil Veit, Friedrich Mücke, der Freund von Tom, Matthias Schweighöfer, dort nämlich seinen Vater finden will, der ihm immer am Geburtstag eine Postkarte schickt; das gesteht er dem Freund aber erst, wie sie schon in Amerika sind.

Es fängt mit einem kleinen von Voice-Over kommentierten Potpourri an Bildern von „Liebeswürdigkeiten“ der DDR an, das hört mit dem Satz „FRIENDSHIP!“ der Englischlehrerin auf. Damit ist man wunderbar gerüstet für: Amerika.

Die ersten Sequenzen der Ankunft in Amerika baden reichlich und reichlich oberflächlich dazu die DDR-Unbeholfenheit aus. In aller Naivität sagen sie bei der Einreise auf die doch sehr abgelutschte Frage des Beamten, aha Nazis, nein, nein, sie seien Kommunisten, worauf sie natürlich gleich bis auf die Unterwäsche entblösst an der Wand stehen. Man muss was tun für die weiblichen Fans.

Dann haben sie nicht genügend Kohle für ein Ticket nach San Francisco. Das Geld reicht gerade bis New Jersey. Tom findet das lässig. Aber Veit natürlich nicht, weil er ja seinen Vater finden will, und das muss er jetzt dem Tom erklären.

Das findet dieser dann kurz doof, trübt aber die eher zufällig wirkende Freundschaft der beiden nicht,– hier muss der Soziologe nachfragen: ist dies ein Abbild unserer heutigen Jugend, denn es geht doch nicht um ein Museumsstück, und vor allem, ein Abbild der damaligen Jugend ist es erst recht nicht. Die soziologische Antwort wäre, dann ist aber die heutige Jugend unglaublich retro, oder die Filmemacher sehen sie so.

Im weiteren Verlauf der Tramp-Reise, die immerhin ein Ziel und ein Datum hat, nämlich wann jeweils die Postkarte in San Francisco wo eingeworfen wird, spült der filmische Zufall den beiden ein paar lustige Begebenheiten zu, zum Beispiel die Motoradfahrer, dann den Typen, der einen Bruder in San Francisco hat, für den er einen protzigen amerikanischen Wagen überführen soll. Ein Roadmovie braucht Vehikel.

Es gibt sowas wie eine Bunte-Abend-Nummer mit der Polizei, wie die beiden halbnackt Auto fahren und dem Schweighöfer auch die Flagge noch runterfällt und sie die Nacht auf dem Revier verbringen.

Dann hat der Wagen die Krise, die Reparatur kostet, sie machen dank dem Mädchen deutschen Ursprungs, das sie kennen gelernt haben, einen Filmabend, DDR-Underground-Movie nennen sie die Dokumentation. Tags darauf schenken sie dem Bürgermeister ein Stück gefakte Mauer. Daraufhin setzt ein Nachfrageboom nach diesen Mauerstücken ein und sie finanzieren damit den Rest der Reise.

So geht das locker-flocky dahin, aber die DDR-Witze erschöpfen sich irgendwann, irgendwann kommt beim Zuschauer Reisemüdigkeit auf. So geschickt gebaut wie GOOD BYE LENIN ist dieses Stückchen DDR-Verarbeitung dann doch nicht.

Das erste Ende ist fast melodramatisch, irgendwie unpassend ernst, wie der Tom dann Veits Vater entdeckt, weil die Dramaturgie unverständlicherweise den Veit hat Pizza holen geschickt, und Tom hört dass .. nun ja, das darf hier nicht verraten werden, was es mit diesem Vater auf sich hat, aber der Zuschauer wundert sich, aha, dazu das Ganze?

Irgendwie ein leeres Gefühl, was zurückbleibt. Der Veit-Darsteller erinnert an Tom Selleck, nähert sich diesem Format, während Schweighöfer doch sehr deutscher Offizier bleibt. Immerhin, uprising Movie-Stars könnten sie sein, wenn denn in nächster Zeit auch die guten Drehbücher für sie geschrieben würden.

Roadmovie von Konfirmand zu Konfirmand.

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