Whisky mit Wodka

Whisky und Wodka, das sind keine Gegensätze, die ziehen sich weder an noch stoßen sie sich ab, Whisky und Wodka ergeben kein explosives Gemisch, sie stehen nicht für Dialektik, somit auch nicht für Spannung. Also schon im ist Titel praktisch tote Hose. Leider erfüllt sich der Titel.

Die Schauspieler sind gut. Henry Hübchen ist gut. Das Team ist gut. Da gibt’s nichts zu deuteln. Bei Andreas Dresen ist das Team immer gut. Das strahlt dann auch von der Leinwand positiv ab.

Der Plot wäre auch gut. Alternder, alkoholkranker Schauspieler, Henry Hübchen, droht mit seinen Ausfällen einen Filmdreh zu ruinieren. Der Produzent entschliesst sich, jede Szene noch ein zweites Mal mit einem, jüngeren und besser aussehenden Ersatz, Markus Hering als Arno Runge, dem man gerne zuschaut, zu drehen, um nicht den Abbruch der Dreharbeiten riskieren zu müssen. Da wäre massiver Konfliktstoff, der bei einem Schauspieler ans Eingemachte geht, vorhanden.

Dieser Konflikt könnte die Handlung spannend vorantreiben. Einerseits zwischen den beiden absolut unverträglichen, ja sich ausschliessenden  Schauspieler-Egos, dem je eigenen Need, als einziger geliebt und anerkannt zu werden, der beste sein zu müssen, der Überzeugendere. Es gibt für einen Schauspieler keine stärker verdrängte Erkenntnis als die, ersetzbar zu sein.

Und dies in der spannenden Sphäre zwischen realer fiktiver Filmwelt, also der der Menschen am Set, und zwischen fiktiver fiktiver Filmwelt, also der expliziten Spielszenen. Die Schauspieler sind gut, haben wir gesagt, nun ja, diese beiden Welten auseinanderzuhalten und spielend auseinander zu dividieren scheint dann doch nicht so leicht, da wurde auf viel Reiz verzichtet.

Statt dessen bekommen wir, gefragt oder ungefagt, einen Blick ins Nähkästchen eines Filmdrehs vorgesetzt; eher im Sinne von Witzen und zu Szenen geschmiedeten Anekdoten, zum Beispiel die Witz-Anekdote, wie die Schauspieler dastehen und warten bis der Take anfangen soll. Es dauert und dauert, und die Assistentin ruft: „Schnell, die Schauspieler werden älter“. So geht es denn  auch sehr schnell mit dem Humor des Zuschauers.

Wie immer ist der Dresen-Film eher das Produkt einer Art Schauspielerfreizeit, diesmal in Mecklenburg-Vorpommern, weil es da Filmförderung gibt, – auch dies wird in einen Insiderwitz eingebaut. Und so ein respektabler Schauspieler Henry Hübchen auch ist, so richtig lustig ist er denn eben doch nicht, bei Dresen bauen die Schauspieler immer viel selber ein. Dann heisst Hübchen auch noch Kullberg. Ob das jetzt ein Witz ist oder ein Lapsus, schwer zu sagen, Kullberg, Kolberg – das in einem deutschen Film, der noch dazu  den Geist der miefigen Betulichkeit und Spiessigkeit der 50er Jahre, der so einiges nicht wahr haben wollte, atmet… Ein tüchtige Prise Godard wäre für die Angelegenheit nicht von Schaden gewesen.

Der Zuschauer bleibt außen vor bei diesem an Insider-Witzen reichen Movie und fragt sich, ob diese doch teils teuren und namhaften Mimen, Corinna Harfouch ist mit von der Party, Sylvester Groth, Tilo Prückner, ob die wirklich keine spannenderen Geschichten zu erzählen haben.

Darauf eine Soda.

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