Avatar – Der erste Eindruck

Avatar-EventHeute Abend gab es einen Event zu Avatar, in ausgewählten Kinos wurden ca. 20 Minuten ausgewählte Filmszenen aus der ersten Filmhälfte gezeigt. Wer ungespoilert bleiben will, sollte hier aufhören zu lesen. Den Trailer in allen Größen gibt’s hier.

Die Handlung ist simpel: Der Mensch fällt auf einem fremden Planeten (Pandora) ein, wo die Na’vi in Frieden und Einklang mit der dortigen Natur leben. Mit dabei beim Kampfeinsatz sind sogenannte Avatare, eine Art geklonte Mitglieder des „Feindes“, die jedoch von Menschen gesteuert werden. Dazu legt sich unter anderem auch der querschnittsgelähmte Ex-Marine Jake Sully in eine Art Virtual-Reality-Sarg, von wo aus sein Bewußtsein in den Körper des Avatars übertragen wird. Im Dschungel trifft Jake, der nach einer Weile offenbar von den anderen Avataren getrennt wird, auf eine Na’vi-Frau. Einige Szenen später ist er dabei, eines der Aufnahmerituale des Stammes zu bestehen, und offenbar haben die Frau und er Gefühle füreinander entwickelt.

Laut Wikipedia beginnt hier der Konflikt, aber es ist natürlich auch so klar, dass Jake in einen Gewissenskonflikt gerät, und die Na’vi sich nicht als wirklich feindlich herausstellen. Nun, hier meine 2 Cent:

Etwas missglückt, zumindest nach meinem ersten Eindruck, finde ich diese Punkte:

  • Der Planet heißt Pandora, was natürlich an die Büchse derselben erinnert und ein wenig plump auf diesen vielsagenden Teil der Griechischen Mythologie hinweist. Hätten wir diesen Planeten doch nicht überfallen, schreit einem der deutsche Titel Avatar – Aufbruch nach Pandora scheinbar entgegen. (Immer diese hirnrissigen Untertitel! Warum überhaupt diese Untertitel ständig in den deutschen Versionen? Wer hat das denn eingeführt? Ich finde das furchtbar.) In der Originalversion ist von Pandora im Titel nicht die Rede, daher verschiebt sich in Deutschland die Rezeption des Films ein wenig in Richtung Vorurteil.
  • Die Rasse der auf Pandora lebenden Humanoiden heißen Na’vi. Zum einen sind Apostrophe in Eigennamen irgendwie schon seit den 80ern aus der Mode, zum anderen muss ich dabei ständig an die Autonavigation denken. Im englischen Sprachraum wird das Navi als sat nav, navigation system oder schlicht GPS device bezeichnet, da ist so eine Assoziation natürlich nur schwerlich möglich. Ich weiß es nicht, aber es könnte ja auch deutsches Geld in der Produktion stecken, da hätte man das im Vorfeld vielleicht mal erwähnen können. (Doch was kann man von Bankern schon erwarten? Ein Bankier hätte das sicher gemacht, ein Banker sicher nicht.)
  • Die Na’vi sehen leider ein wenig aus wie eine Mischung aus den Vienanern aus Yoko Tsuno und den großohrigen Gayanern aus dem leider unsäglichen Back to Gaya: Speziell das deutsche Publikum mag insbesondere wegen der letzteren Assoziation ein wenig gebrannt und somit voreingenommen sein.
  • Die Handlung erinnert wirklich sehr stark an die Landnahme der Europäer gegen die Amerikanischen Ureinwohner, insbesondere an die Geschichte der Pocahontas. (Warum gibt es eigentlich noch keinen Horror-spoof namens Pocahauntas?) Auch das ist ein wenig zu sehr die Holzhammer/Zaunpfahl-Methode, zumindest für meinen Geschmack.
  • Womöglich ist der Mensch aufgrund seiner verkackten Umwelt auf die Idee gekommen, Pandora zu besiedeln. Oder es geht mal wieder um Rohstoffe. Das wäre leider auch etwas plump. Intelligenter, wie es auch die Romane von Peter F. Hamilton, den ich gar nicht genug empfehlen kann, wäre es in so einer Geschichte, wenn wir Menschen unsere Umwelt in Ordnung gebracht hätten, eine stabile Gesellschaft erreicht hätten und nun ernsthaft an Kolonialisierung anderer Welten denken könnten. Dann ist das menschliche Verhalten gegenüber intelligenten Wesen anderer Welten nämlich ein rein moralisches Dilemma und keine Not-gegen-Not-Situation.

Gut gefallen hat mir folgendes:

  • Die Mischung zwischen Realfilm und Comptergrafik ist absolut nahtlos und fotorealistisch.
  • Die Urwaldwelten auf Pandora sind mit unendlicher Akribie und Kreativität geschaffen worden, wirken aber dennoch so, als könnten Pflanzen anderer Welten tatsächlich so aussehen. Das wenige, was wir zu Gesicht bekamen, wirkte nicht unrealistisch, sondern bio-logisch (höhö), so gibt es zum Beispiel keine schwebenden Pflanzen oder sonstige an den Haaren herbeigezogene Kopfgeburten von zügellosen Designern ohne offenbare Kenntnis naturwissenschaftlicher Basics.
  • Man sieht bei manchen weiblichen Na’vi deutlich sekundäre Geschlechtsmerkmale (zu deutsch: Brüste), was ich für mutig halte bei so einem großen, auf hohe Einnahmen angewiesenem Projekt. Mich persönlich freut das, nicht allein wegen der Aussicht, sondern weil offenbar die Prüderie-Hysterie, die sonst in den amerikanischen Medien so sehr vertreten ist, offenbar bewusst ausgeklammert wurde. So wirkt der Film viel natürlicher als wenn fortwährend alle Frauen welcher Rasse auch immer hochgeschlossen und zugeknöpft herumlaufen würden, ja nicht zuviel Haut zeigen oder ständig wie zufällig irgendwelche Blätter und Ranken an den entscheidenden Stellen ins Bild hängen.
  • Interessant ist, dass die Na’vi Bauchnäbel haben. Auf der Erde hat allein der Mensch Bauchnäbel, und zwar deshalb, weil der Rest Nabelschnur nach der Geburt an dieser Stelle verknotet wird. Der Bauchnabel ist im Grunde nur eine Narbe. Alle anderen irdischen Lebewesen, die im Zuge ihrer Entstehung über eine Nabelschnur versorgt wurden, haben jedoch keinen Bauchnabel. Der Grund ist simpel: Wird die Nabelschnur eines Neugeborenen von der (tierischen) Mutter abgebissen oder fällt irgenwann von selbst ab, verheilt die erste „Wunde“ des neuen Lebewesens völlig narbenfrei. Wer schonmal eine Katze gekrault hat, wird keinen Bauchnabel entdeckt haben. Tiefen Einblick auf eine Zivilisation wie die Na’vi gibt daher bereits die Entscheidung, die Existenz des Bauchnabels im Film zuzulassen, soziologisch wie biologisch. Wer weiß, vielleicht sind die Na’vi gar mit uns Menschen verwandt? Wie dem auch sei: Adam und Eva wurden auch stets mit Bauchnabel gemalt, was natürlich aufgrund deren angeblicher Entstehungsgeschichte einige Fragen aufwirft.
  • Die 3D-Qualität ist große Klasse, und auch nicht zu aufdringlich. Leider bereiten mir diese Brillen Kopfweh, weil die Enden der Bügel mir hinter dem Ohr an irgendwelche neuralgischen Punkte drücken: Die Brille ist schlicht und einfach zu klein für meinen Dickschädel. Aber das bin ich als großer Mensch ja vom Schuh-, Kleidungs-, Möbel-, Betten-, Wäsche-, Uhren-, Telefon-, Ski-, Fahrrad-, Kopfhörer- und Autokauf gewohnt. *seufz*

2009-08-21_AvatarIch kann jedenfalls mit Sicherheit sagen, dass ich mich sehr auf den Film freue. Ich befürchte, dass die Handlung eher allgemeinverträglich und wenig kreativ bzw. abseits des Mainstream sein dürfte, mit einem schon vorher abzusehenden Ende und ebensolcher Moral, doch einmal mehr werde ich ein Auge zudrücken und mich allein von der Optik, den Effekten und der Musik beeindrucken lassen. Hoffentlich taugt die was, in den Ausschnitten waren nur Ansätze zu hören, und die wirkten ein wenig wie Panflöte in der Fußgängerzone. Hoffentlich täusche ich mich da!

Sofern ich jetzt überhaupt noch zur Pressevorführung eingeladen werde, hoffe ich auf die baldige Möglichkeit, Euch über die Qualität des Films zu unterrichten. Möge die Macht mit Euch sein.

Ein Gedanke zu „Avatar – Der erste Eindruck“

  1. „Immer diese hirnrissigen Untertitel! Warum überhaupt diese Untertitel ständig in den deutschen Versionen? Wer hat das denn eingeführt? Ich finde das furchtbar“
    Das geht mir schon lange so, bei manchen absolut sinnfreien Untertiteln kommt mir das kalte Kotzen wenn ich daran denke das irgendjemand dafür bezahlt wird.
    Das mit dem ungespoilert bleiben hättest du eigentlich nicht erwähnen brauchen, du hast genau das geschrieben was ich mir allein nach dem Trailer auch gedacht habe: Aufnahmen/Effekte usw. top, Story eher vorhersehbar und fad.
    Kino nein, auf Blue-Ray vielleicht….

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