Erschreckend, was ich da beim Marketingblog über unsere US-Kollegen lesen musste. Hier ist es ja auch so, dass die Presse PR-Texte benutzt (gerade auch im Filmjournalismus, man braucht ja nur mal nach Elementen einer Inhaltsangabe aus dem Presseheft googeln), aber scheinbar nimmt die eigene Recherchearbeit zunehmend ab.
Was mir hierzu persönlich auffällt, ist die Zahl der Filmjournalismus-Profis, die bei größeren Kinostarts in der Pressevorführung auftauchen. Ich weiß noch, wie die Journalisten beim letzten Star Trek im großen Saal des Royal-Kinos sogar in den Gängen saßen. Alles Profis. Aber bei kleinen Independent-Filmen sind meistens nur 10 Leute da, auch alles Profis. Da fragt man sich natürlich schon, ob an mancher Stelle nicht blind geflogen wird.
wenn wir nicht in einer Zeit des Blindfluges lebten, hätten wir die Krise nicht.
Denn wer selber denkt und über den Tellerrand hinaus recherchiert, eckt doch an.
So war es immer und so wird es immer bleiben.
A PROPOS RECHERCHE
zu recherchieren gäbe es genug, gerade beim deutschen Film!
Warum werden immer nur diese arrangierten PR-Interviews mit den Produzenten, den Regisseuren oder den Hauptdarstellern abgedruckt, oder gar jene im PR-Material enthaltenen vorgefertigten Interviews, die man inzwischen
nicht mehr ertragen kann.
Warum fragt nie ein Filmjournalist, wenn einem einmal mehr ein todlangweiliger deutscher Film vorgesetzt wird, bei den zuständigen Förderern und Fernsehredaktionen nach, ob sie denn nicht gesehen hätten, dass beispielsweise, was häufig der Fall ist, katastrophale handwerkliche Fehler im Drehbuch sind, die dem Film zum Vornherein jede Erfolgs-Chance nehmen?
Das wären interessante Interviews.
Umso mehr als diese Entscheider ordentlich bezahlt sind; warum sollen sich nicht auch öffentliche Verantwortung für Entscheidungen/Fehlentscheidungen übernehmen. Mit solcher Recherche könnten die Fimjournalisten durchaus was bewegen im Filmland.
Oder man könnte die Macher der Filme doch etwas insistenter darauf hin befragen, warum sie diesen oder jenen Film überhaupt gemacht haben mit dieser oder jener Besetzung, ob da nicht oft Opportunismus im Spiel ist, um überhaupt an Geld ranzukommen, gegen den Verrat eigener Ideen, die uns jedoch viel mehr interessieren würden…
Ob sie, wenn man ihnen dasselbe Geld anonym zustecken würde, wirklich denselben Film gemacht hätten.
Der Fragen sind genug, man muss sie nur stellen und dann auch mit en Antworten veröffentlichen.
Gerade in Deutschland ist Film keine Privatsache. Sie wird aber im Feuilleton gerne als solche weggehaucht, was die Hintergründe betrifft.
Darum
Stefe, das ist wirklich Unfug im Quadrat. Klar, von außen sagt sich das leicht: hart rangehen, kein Nein gelten lassen, kritisch nachfragen! Ergebnis: man bekommt keine Antworten, wird nicht mehr zur Presse eingeladen, und wenn man dadurch dem Chefredakteur keine Story mehr liefern kann, ist man auch ganz schnell seinen Job los.
Simples Beispiel: neuer Emmerich-Film. Ich muss sechs Wochen vor Kinostart sechs Seiten abliefern. Vorgeführt wird der Film aber erst zwei Wochen vor dem Start. Im Pressematerial sind ausführliche Hintergrundinfos und Interviews mit allen Beteiligten zu finden. Anfragen an Emmerich sind fruchtlos, man dringt nicht mal bis zur Assistentin vor. Und nu? Schreibe ich statt sechs Seiten eine Zeile: „Emmerich ist ein Doofie und ganz gemein!“?`Die Leser werden sich freuen.
Du hast anscheinend keine Ahnung, wie sowas abläuft: Selbst WENN man Emmerich zum Gespräch (für fünf Minuten) bekommt, und selbst WENN man ihn kritisch angeht. Weißt du, was dann passiert? Der runzelt die Stirn, lächelt quer, dann kommt die Presse-Tante und sagt: „Ich denke, das reicht für heute“, und schaufelt dich aus dem Hotelzimmer. Was hast du dann gewonnen? Und hast du den Emmerich dann „entlarvt“? Der Nutzen ist gleich null.
Mehr zum Thema auch hier: http://wortvogel.de/?p=1504
Kritische Berichterstattung geht, aber eben nur mit der entsprechenden Marktmacht im Rücken. Und angesichts der Zeitungskrise erodiert die ganz stark…
@ Julian: Ich glaube nicht, dass mangelnde Anwesenheit bei Independent-Produktionen einen Rückschluss auf „Blindflug“ zulässt. Es ist doch eher so, dass der Journalist eine Vorauswahl trifft, was für ihn interessant sein könnte. Wenn ich in einer monatlichen TV-Zeitschrift Platz für einen großen Bericht habe, und drei Mini-Kritiken, dann ist neben dem aktuellen Hollywoodblockbuster, der neuen Julia Roberts-Schmonzette, und dem Kinderfilm nach Frau Funke eben kein Platz mehr für das dänische Emigranten-Drama. Warum sollte ich in die Presse gehen, wenn ich weiß, dass ich nicht darüber schreiben werde?
Hallo Wortvogel, was soll daran Unfug sein, bei einem Film mit erkennbaren katastrophalen handwerklichen Fehlern beim Drehbuch beispielsweise, bei den Förderern nachzufragen, warum sie diesem Projekt mit so geringen Erfolgs-Chancen Geld gegeben haben? Oder willst Du einer Kapitulation vor dem Faktischen das Wort reden?
@ Stefe: Ich versuch’s gerne nochmal:
1) Drehbücher sind Geschmackssache – wat dem een sin Uhl. Und ein Drehbuch durchläuft bis zum Dreh viele Änderungen. Niemand fördert absichtlich ein Drehbuch, von dem er WEIß, dass es schlecht ist.
2) Warum sollte jemand auf so eine inquisitorische Frage antworten? Ist ja nicht so, dass die Leute dir Rechenschaft schuldig sind.
3) Seit wann sind handwerkliche Fehler die Ursache für den Misserfolg eines Films? Warst du in letzter Zeit mal im Kino?!
Du kannst Mistgabel und Fackel also eingepackt lassen – mit rechtschaffenem Zorn kommst du da nicht weiter.
Woher das aufgeschreckte Flattern, Wortvogel? Ich habe hier lediglich ein, zwei Gedanken zu formulieren versucht und Du siehst in Deiner überhitzten Fantasie gleich Unfug, Mistgabel und Fackel und Zorn und Inquisition.
Ad 1) Drehbücher sind Geschmacksache – richtig! Unglücklicherweise begrenzt sich dieser Geschmack nur auf ganz wenige Leute, nämlich die Förderer und die Macher. Die scheinen mir aber, je mehr deutsche Filme ich schaue, oft arg in einen Kokon eingesponnen.
Ad 2) Richtig, wenn die Frage inquisitorisch gestellt wird, wird sie wohl keiner beantworten. Man könnte aber auch später dort vorbeischauen, wenn ein Film mal wieder die grossen Erwartungen nicht erfüllt hat und nachfragen, worauf man das zurückführe. Ob das möglicherweise doch etwas mit dem Drehbuch-Handwerk inklusive der Kunst, Drehbücher zu lesen, zu tun habe (qua Erkenntnis im Nachhinein). Und da es sich um viel öffentliches Geld handelt, was hier vergeben wird, ist ein öffentliches Interesse an der Vergabehandhabung durchaus angebracht. Der Mittler dafür wäre dann der Filmjournalist. Oder sollen wir das den in solchen Dingen gewiefteren Wirtschaftsjournalisten überlassen?
Ad 3) Richtig, keiner geht ins Kino, um dort drehbuchhandwerkliche Fehler zu besichtigen. Aber die Ursache für den Erfolg ist leider immer noch DAS BUCH DAS BUCH DAS BUCH!
PS: Ich habe einem Freund auf diesen heftigen Wortwechsel mit dem Wortvogel hingewiesen, und der erwähnte folgende Geschichte: Einst erzählte jemand dem Griechen Sokrates, das Orakel habe ihn gerade zum weisesten Mann Athens gewählt. Sokrates glaubte ihm nicht. Doch sein Freund versicherte ihm, es sei so und weil Sokrates ein sehr gründlicher Mensch war, wollte er sicher gehen, dass das Orakel sich nicht geirrt hatte. Er befragte Dichter, Politiker, das einfache Volk von der Strasse und zuletzt auch die Philosophen, ob sie sich jeweils selbst für den weisesten Menschen in Athen hielten. Ausnahmslos alle sagten ja. Ernüchtert schloss Sokrates daraus, dass das Orakel leider recht gehabt hatte: „Wenigstens weiss ich, wie wenig ich weiss.“ (Das Wissen darum, wie wenig er weiss, macht selbst einen grossen Schriftsteller, Filmkritiker, der mutig die Wehen der Schöpfung auf sich nimmt, bescheiden.).
:
Mal hinterher freundlich nachhaken – jetzt backst du schon erheblich kleinere Brötchen, oder?
Klar kann man fragen. Warum die Verantwortlichen antworten sollten, hast du noch nicht erklärt.
Ebenfalls nicht beachtet: Wirtschaftlicher Erfolg und inhaltliche Qualität haben selten einen Zusammenhang (siehe das Einspielergebnis von „Transformers“ vs. das Einspielergebnis von „Watchmen“). Muss Michael Bay sich rechtfertigen? Darf Zack Snyder nie wieder einen Film drehen?
Wer entscheidet, wessen Drehbücher so schlecht waren, dass die Finanzierer sich rechtfertigen müssen? Du?
Mag sein, das Weltbild von Wortvogel steckt so voller Ängste und Gefahren und Feinde, dass es, wenn es mit einem Gedanken konfrontiert wird, der da nicht vorgesehen ist, dermassen in Aufruhr gerät, dass Wortvogel übersieht, dass stefe sich explizit auf den deutschen Film bezogen hat.
@ Stefe: Abgesehen von deiner albernen Polemik weise ich gerne darauf hin, dass jedes meiner Argumente auch für den deutschen Film gilt. Müssen sich die Macher des Films von Mario Barth für das schlechte Drehbuch rechtfertigen, auch wenn der Film an der Kasse Millionen macht? Warum sollten die Mitglieder der Fördergremien sich rechtfertigen müssen? Wer entscheidet, welches Drehbuch gerechtfertigt werden muss? Du?
Also?
Hallo Wortvogel. So ist es natürlich schwierig, sachlich weiter zu diskutieren. Mit dem Begriff „Unfug“ hast Du das polemische Element gleich zu Beginn in die Diskussion mit eingebracht. Ich glaube ich bin bis jetzt einigermassen stilvoll damit umgegangen. Und wenn ich mir erlaube, laut darüber nachzudenken, woran es wohl liegt, dass du offenbar Mühe hast, Texte genau zu lesen und beim Thema zu bleiben, so nennst du das „alberne Polemik“, was ich für eine völlig unzutreffende Bezeichnung halte, und was aus diesem Grunde die Vermutung zu stützen scheint, dass Du ein Exklusiv-Recht fürs Polemische für Dich in Anspruch nimmst. Normalerweise heisst es ja in gemütlichen Wirtshausrunden, das Niveau sinkt, mir fängts an zu gefallen; ich würde allerdings im Moment eher dazu tendieren zu sagen, wenn wir so weitermachen, und Deinem Hang zum Polemischen freien Lauf lassen, wirds bald in wüste Beschimpfungen ausarten. Darnach ist mir im Moment allerdings nicht zumute und ich finde, das sollten wir dem sympathischen Betreiber dieses Blogs auch nicht antun. Somit bedanke ich mich für diese nette, kleine Fingerübung in geistigem Scharmützeln. Bedenke: immer schön beim Thema bleiben – so kannst Du Dir viel unnötige Schreibarbeit und Aufregung sparen. Und wenn Du’s jetzt noch schaffst, auf einen polemischen Nachsetzer zu verzichten, so hast Du echt was gelernt.
Es war kein Scharmützel – du hast Unfug geredet, und jetzt gekniffen. Klassisches Trollverhalten. Aber das ist okay – schon dein erster Post ließ ja nichts anderes erwarten.
Lieber Wortvogel,
mit dem „Trollverhalten“ bringst Du nach dem „Unfug“ nun in der Tat schon zum zweiten Mal völlig grundlos Polemik in diese Diskussion, da gebe ich Stefe Recht.
Am Anfang standen zwei Fragen bzw. Vorschläge:
1) > Warum fragt nie ein Filmjournalist, wenn einem einmal mehr ein todlangweiliger deutscher Film vorgesetzt wird, bei den zuständigen Förderern und Fernsehredaktionen nach, ob sie denn nicht gesehen hätten, dass beispielsweise, was häufig der Fall ist, katastrophale handwerkliche Fehler im Drehbuch sind, die dem Film zum Vornherein jede Erfolgs-Chance nehmen?
2) >Oder man könnte die Macher der Filme doch etwas insistenter darauf hin befragen, warum sie diesen oder jenen Film überhaupt gemacht haben mit dieser oder jener Besetzung, ob da nicht oft Opportunismus im Spiel ist, um überhaupt an Geld ranzukommen, gegen den Verrat eigener Ideen, die uns jedoch viel mehr interessieren würden…
Auf 2) hast Du geantwortet: Weil man dann nie wieder zu Pressevorführungen eingeladen bzw. das Interview beendet würde.
Zu 1) hast Du zunächst gar nichts gesagt. Später dann:
> Warum sollte jemand auf so eine inquisitorische Frage antworten? Ist ja nicht so, dass die Leute dir Rechenschaft schuldig sind.
Und da widerspreche ich Dir ebenso wie Stefe: Doch, das sind sie. Denn diese Leute vergeben öffentliche Gelder. Und ebenso, wie ich als Wirtschaftsjournalist nachhaken kann und sollte, wenn ich in Ministerien oder Gremien Verschwendung oder andere Missstände wittere, kann ich das auch als Filmjournalist tun.
Außerdem gibt es in mehreren Bundesländern Informationsfreiheitsgesetze, die Einsicht in öffentliche Akten ermöglichen. Hat jemand schon einmal versucht, herauszufinden, ob ihr Geltungsbereich sich auch auf die Filmförderungen erstreckt?
„Fördergeld für Flops – Warum die deutsche Förderung Millionen an Steuern für schlechte Filme verpulvert.“ So einen Artikel würde ich als Kinogänger, Steuerzahler und Journalist in der Tat nur allzu gerne einmal lesen.
Wer entscheidet, wessen Beiträge Trollverhalten sind? Du?
Danke Klaus, für die Sachlichkeit.
Dem Begriff inquisitorisch stehe ich distanziert gegenüber, dazu assoziiere ich Streckbett, Räderung und Scheiterhaufen. Aber „insistent“, „hartnäckig“, das sollten die Fragen auf jeden Fall sein.
Beim Nachdenken über das Scharmützel mit dem Wortvogel ist mit aufgefallen, dass wenn eine hingeworfene Idee gleich mit Polemik beantwortet wird, weil die Idee vielleicht nicht ins Weltbild von jemandem passt, weil sie ihm gefährlich erscheint, dann komme ich auch nicht dazu, sie zu vertiefen. So ist das geschehen.
Ich versuche das ansatzweise nachzuholen.
Ich wollte Beispiele bringen, anhand derer mir diese Idee zur öffentlichen Nachfrage bei den Förderern überhaupt erst gekommen ist. Nämlich dass der Mindererfolg vieler Filme, also dass sie die grossen in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllten, absehbar war und schon beim genauem Studium des Drehbuches hätte erkannt werden können. Es geht tatsächlich um Handwerk. Drehbuch ist zuallererst Handwerk.
„Mord ist mein Geschäft, Liebling“. Der Film ist relativ sang- und klanglos wieder aus den Top-Ten verschwunden. Dabei hatte er einen Cast, der durchaus leinwandaffin und auch international vermittelbar wäre, hatte Spass am Kino, Spass an Kinogags. Hatte das Zeugs für Unterhaltungswert. Aber der Film hat mich von Anfang an verwirrt. Die erste Grossaufnahme war von Franco Nero. Als Zuschauer freue ich mich, ihn zu sehen, und wenn er hier in Grossaufnahme kommt, so schürt das meine Erwartung, mehr von ihm zu sehen. Aber zwei Minuten später ist er tot und spielt überhaupt keine Rolle mehr in dem Film. Ich bin also auf eine falsche Fährte gelockt worden. Habe mich offenbar auf einen Fehlstrang leiten lassen. Ich komme schon ins Rotieren, was meine Aufmerksamkeit betrifft. Mein Interesse wird gleich zu Beginn ins Straucheln gebracht. Nicht ganz so gross im Bild kam parallel dazu Rick Kavanian. Er ist ein Killer. Er bringt schon in den ersten Minuten Franco Nero um. Ohne Hindernisse. Ohne Probleme. Also für mich als Zuschauer uninteressant, denn er funktioniert wie eine Charge. Dann verlässt er den Tatort, begegnet auf dem Vorplatz Christian Tramitz, einem bayerischen Schauspieler. Der regt sich auf, nachdem ihm klar wird, dass Kavanian ihm zuvor gekommen ist. Denn Tramitz ist sein Konkurrent. Also fangen wir an, uns für Tramitz zu interessieren, denn der scheint ein Problem zu haben. Nicht nur, dass ihm ständig ein Konkurrent zuvor kommt, sondern dass ihm auch sein Privatleben über das Handy seinen Job noch schwer macht. Im weiteren Verlaufe erfahre ich aber, dass Tramitz nicht die Hauptfigur ist, sondern Kavanian. Also bereits in den ersten Minuten kann ich als Zuschauer nicht Tritt auf einer klaren Erzählung fassen. Erst in Rom habe ich dann das Gefühl, für einige Minuten einer klaren Erzähllinie folgen zu können. Hätte das Buch das Hauptaugenmerk zum Vornherein auf Kavanian gelegt und sich konsequent für ihn, für sein Problem, sein Motiv, sein Ziel, interessiert, dann hätte ich als Zuschauer Empathie für ihn entwickeln können, dann hätte sich in meinem Kopf mehr getan, als nur der Versuch, immer wieder abgebrochene Handlungsstränge und Erzähl-Prioritäten zu sortieren, dann wäre allerdings Kavanian aus diesem Film viel grösser, womöglich als internationaler Star hervorgegangen, denn dann hätte er eine Rolle, die wirklich interessiert, würde auch als Schauspieler intelligenter gefordert. Und da habe ich mir leise schon die ketzerische (!) Frage gestellt, ob Förderung nicht auch ganz leicht in Verhinderung umschlagen könne, ob da nicht bewusst Leute ans Messer geliefert werden. Oder haben die Förderer wirklich so wenig Ahnung von Drehbuch. Dann sollten sie schleunigst umbesetzt werden!
Ich habe dieses Beispiel mehreren Filmjournalisten vorgetragen und die haben mir alle mit einem erstaunten „ja, stimmt“ beigepflichtet.
Zwei weitere Beispiele, bei denen ich am Schluss erst das Ziel der Hauptfigur erklärt bekam, resp, es mir den ganzen Film lang vorenthalten wurde: Bei „Krabat“ kam das Ziel der Figur erst im Schlusssatz, „haben er und seine Freunde zu einem selbstbestimmten, freien Leben gefunden“ (ich kann das aus der Entfernung nicht wörtlich zitieren). Dieses Ziel ist vorher im Film nicht ein einziges Mal etabliert worden worden. Dasselbe bei Tannöd, erst am Schluss findet der Protagonist das, was er nie gesucht hat. Aha. Hm. Interessant.
Meiner Meinung nach sind das katastrophale Fehler in den Drehbüchern. Dadurch stehen diese Bücher da, wie Tische mit Beinen ungleicher Länge. Und entsprechend holpern die Filme.
Werner Schröter jedenfalls unterläuft ein so elementarer Fehler, wie in seinem neuesten Film „Diese Nacht“ zu sehen ist, nicht. Der Protagonist kommt an, hat genau zwei Stunden Zeit…
Zu schade, ich hatte ab irgendeinem Punkt auf Erkenntnis gehofft, aber das war wohl zuviel verlangt, es wird lieber der befriedigenderen Empörung gefrönt.
Wieder einmal wird komplett übersehen, dass ein Drehbuch kein objektiv zu bewertender Gegenstand ist. Das gebrachte Beispiel von „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ illustriert es ja sehr schön – da sagt man einfach: „Ich sehe das nicht so, mir hat’s gefallen“. Und dann?
Die Aussage, Drehbuch sei Handwerk, wird immer wieder gerne gebracht, ist aber nicht mehr als ein Versuch, den technischen Vorgang vom Schreiben eines Romans abzugrenzen. Natürlich ist Drehbücher schreiben faktisch KEIN Handwerk. Eine Geschichte gut zu erzählen ist nicht vergleichbar mit einem Stuhl, den man zusammen schraubt. Dazu gehört Stil, Phantasie, Idee, Gespür, Emotion.
Dieser ganze Bogen „Das Drehbuch ist schlecht, andere finden das auch, deshalb hätte der Film nie produziert werden dürfen“ ist nicht stimmig.
Übrigens entscheidet die Förderung nicht über Drehbuchdetails – die sind ja keine Entwickler. Im Gegenteil: Es wäre eine Katastrophe, wenn die Förderer auch noch am Drehbuch rumpfuschen dürften, weil sie sonst Gelder vorenthalten.
Neben dem Fehler, die eigene Meinung über Filme zum objektiven Maßstab zu erheben, wird hier noch ein zweiter Kardinalfehler begangen: Es wird die eigene Hoffnung zum Prinzip erhoben nach dem Motto: „Wäre doch toll, wenn die alle mal Rede und Antwort stehen müssten“. Ja, wäre es. Da stimme ich sogar zu. Müssen sie aber nicht. Im Gegensatz zu Klaus weiß ich das.
Somit kann ich einen älteren Kommentar ohne Veränderung wiederholen, weil ihr beide nicht in der Lage seid, die Antworten zu geben:
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Müssen sich die Macher des Films von Mario Barth für das schlechte Drehbuch rechtfertigen, auch wenn der Film an der Kasse Millionen macht? Warum sollten die Mitglieder der Fördergremien sich rechtfertigen müssen? Wer entscheidet, welches Drehbuch gerechtfertigt werden muss? Du?
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Mir scheint, zumindest bei Stefe dröhnt der erfolglose Drehbuchautor, der sich vom System verraten fühlt.
Übrigens: Gute Autoren brauchen keine Förderung. Ich habe in 20 Jahren noch nie nach Staats-Knete gerufen.
Nachtrag: Absurderweise sind wir uns im Kern ja einig – Förderer sollten sich rechtfertigen müssen. Setzt eine Änderung der bestehenden Regeln durch, und ich bin dabei. Ich stelle nur fest, dass es derzeit nicht so ist, und subjektive Kritik an einem Drehbuch wenig für eine Kreuzigung der Förderer geeignet ist.
Und ja: viele deutsche Drehbücher sind übel. Viele amerikanische auch. Das liegt in der Natur der Sache.
> Müssen sie aber nicht. Im Gegensatz zu Klaus weiß ich das.
Wenn das so ist, wäre das in der Tat schlimm. Hat denn mal ein Journalist versucht, Einblick in Förderbescheide, Sitzungsprotokolle etc. zu bekommen? Zum Beispiel durch das Informationsfreiheitsgesetz? Durch Insider-Quellen? Hat mal jemand herauszufinden versucht, ob und wie durch Filz, Vetternwirtschaft oder Inkompetenz in der Filmbranche öffentliche Gelder verpulvert werden? Wenn Du etwas über solche Versuche weißt und es gefahrlos ausplaudern kannst, interessiert mich das sehr.
Und selbst ein beleidigtes „kein Kommentar“ durch Chef-Förderer XY wäre eine Äußerung, mit der ich als Journalist etwas anfangen kann, so lange ich genügend andere Belege habe.
Antworten kann ich durchaus geben:
> Müssen sich die Macher des Films von Mario Barth für das schlechte Drehbuch rechtfertigen, auch wenn der Film an der Kasse Millionen macht?
Nein.
> Warum sollten die Mitglieder der Fördergremien sich rechtfertigen müssen?
Weil sie Steuergeld vergeben und ihre Gehälter vom Steuerzahler berappt werden. (Teilweise auch vom Rundfunkgebührenzahler, z.B. Nordmedia). Dafür kann man eine Gegenleistung in Form von kommerziell und/oder künstlerisch erfolgreichen Filmen erwarten. (Wobei ich befürchte, dass selbst für den größten Dreck noch das klassische Subventionierungs-Argument käme, man habe ja durch die Förderung immerhin Arbeitsplätze erhalten.)
> Wer entscheidet, welches Drehbuch gerechtfertigt werden muss? Du?
Jeder Journalist anhand der Kriterien investiertes Fördergeld vs. kommerzieller/künstlerischer Erfolg sowie vor allem anhand seines persönlichen Urteilsvermögens. So wie auch jeder Kritiker ständig entscheidet, welchen Film er lobt oder verreißt.
Ich weiß, ich kann gut daherreden, weil ich nicht in der Branche arbeite und nicht auf das Wohlwollen irgendwelcher Produzenten, Verleiher und Förderfürsten angewiesen bin. Aber es kommt mir so vor, als sei das Filmgeschäft im Gegensatz zu Print, TV, Online so gut wie gar nicht auf dem Radar der Journalisten, die à la Niggemeier kritisch die Medienszene beobachten und kommentieren. Das heißt, es gibt Nachholbedarf.
Gerade erst den Nachtrag gelesen:
> Setzt eine Änderung der bestehenden Regeln durch, und ich bin dabei.
Okay, was sind die bestehenden Regeln?
@ Klaus: Die Förderrichtlinien kannst du auf den entsprechenden Webseiten nachschlagen, die sind ja transparent.
Die Förderung ist keine Geheimwissenschaft. Aber sie wird (auch in dieser Diskussion) komplett überschätzt. Sie ist ja nicht ursächlich verantwortlich für den teilweise kruden Müll, der in den Kinos und im Fernsehen läuft. Förderung fördert, wie der Name schon sagt. In Einzelfällen. Bestimmte Anteile. Die zurückgezahlt werden müssen, wenn der Film erfolgreich ist.
Die weitaus größte Teil eines Budgets kommt vom Produzenten, und von den TV-Sendern. Das ist DEREN Geld. Die sind keine Rechenschaft schuldig. Wenn es dem Zuschauer nicht passt, muss er es sich ja nicht angucken. Der freie Markt ist da immer noch das beste Regulativ.
Wenn du sagst, für den Mario Barth-Film müsse sich die Förderung nicht rechtfertigen, widersprichst du Stefe (unterstelle ich jetzt mal), denn ihm geht es ja um eine INHALTLICHE Auseinandersetzung.
Auch hier ist die Sachlage komplizierter, als man das gerne akzeptieren mag: Die Förderung ist gehalten, Filme sowohl nach ihrer Qualität/kulturellen Notwendigkeit, als auch nach ihrer Marktchance zu fördern. Natürlich bräuchten z.B. die Filme von Bully keine Förderung – aber das ist wenigstens Geld, das zuverlässig wieder zurück fließt.
Kann man der Meinung sein, es werden teilweise die falschen Filme gefördert? Absolut. Aber wenn künftig Stefe am Drücker wäre, würde sich das sicher nicht ändern. Weil subjektiv ist, was „die richtigen Filme“ sind.
Nur weil Steuergelder ausgegeben werden, sind die Fördermitglieder lange nicht dem Journalisten auskunftspflichtig. Es gibt durchaus jährliche Berichte, was gefördert wird, und mit wieviel.
Ich kann es nur nochmal sagen: Selbst WENN man eine Handhabe hätte, dass die Fördergremien Rede und Antwort stehen müssten, würde sich nichts ändern. Weil sie auf die z.B. von Stefe oben zu „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ gemachten Vorwürfe problemlos mit Achselzucken reagieren können: „Wir fanden das gerade in dieser Form originell und ungewöhnlich“.
Statt die Förderung lauthals zu verdammen, sollte man sich lieber an zwei Grundregeln halten, die mittel- und langfristig für deutlich bessere Filme sorgen können:
– Schlechte Filme nicht gucken
– Bessere Filme schreiben
Schön, dass diese Diskussion offenbar auch einigermaßen sachlich geführt werden kann.
@wortvogel:
> Die weitaus größte Teil eines Budgets kommt vom Produzenten, und von den TV-Sendern. Das ist DEREN Geld. Die sind keine Rechenschaft schuldig.
Das Geld der TV-Sender ist eigentlich das Geld der Gebührenzahler (und diese Gruppe ist mit den Steuerzahlern nahezu deckungsgleich). Da ich selbst im Ö-R System arbeite, weiß ich, dass es mit Rechenschaft ablegen in diesem Fall sehr schwierig ist. Das ist ein Thema für sich.
An Filmförderanstalten würde ich prinzipiell die gleichen Kriterien anlegen wie an alle Behörden oder Betriebe der öffentlichen Hand. Wenn man darüber berichtet, dass eine stadteigene Abfallbeseitigungsgesellschaft völlig überteuerte Müllwagen eingekauft hat, oder dass die Müllgebühren in Stadt A doppelt so hoch sind wie in Stadt B, dafür die Tonnen aber nur halb so oft geleert werden, dann kann man auch darüber berichten, dass die Filmförderung eines Bundeslandes seit Jahren XXX Millionen in Filmprojekte steckt, von denen kein einziges mehr als meinetwegen 200.000 Zuschauer hatte bzw. als künstlerischer Erfolg gilt. Das ist ein klassischer Fall von Misswirtschaft. Und dann frage ich die Verantwortlichen halt, warum das so ist.
Natürlich wird sich niemals einer finden, der sich hinstellt und sagt „Stimmt, wir haben keine Ahnung von Film, freuen uns aber darüber, dass wir einen sicheren Job haben und das Geld nicht selbst verdienen müssen, das wir ausgeben.“ Das ist aber auch gar nicht nötig.
Wenn etwa tatsächlich jemand sagt „Wir fanden das gerade in dieser Form originell und ungewöhnlich“, dann folgt in dem fiktiven kritischen Bericht als nächstes Zitat halt ein namhafter Filmwissenschaftsprofessor, Autor oder Kritiker, der sagt „Wer dieses Drehbuch originell findet, hat keinen blassen Schimmer und das dramaturgische Verständnis eines Zwölfjährigen.“ Und dann kann sich jeder selbst überlegen, welcher Aussage er mehr Vertrauen schenkt.
Für so einen Bericht müsste man Fakten sammeln, Statistiken und Jahresberichte wälzen, mit Regisseuren und Produzenten reden (solchen, die mit dem System gut fahren und solchen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben), die Situation in verschiedenen Ländern und Bundesländern vergleichen usw. Klassisches journalistisches Handwerkszeug. Und am Ende gibt es dann ein Gesamtbild, anhand dessen der Leser/Zuschauer sich seine Meinung bilden kann.
Und das wären meine Fragen an die versammelten FilmJOURNALISTEN: Ist das jemals geschehen? Macht sich jemand an diese Aufgabe? Und wenn nein, warum nicht?
@ Klaus: Dein Beitrag geht leider kaum auf meinen Kommentar ein. Und du schränkst auch wieder extrem ein: Kinofilme und die Produktionen des Privatfernsehens z.B. werden nicht durch Gebühren finanziert. Sind wir demnach nur bei zu kritisierenden Produktionen, die von Gebühren oder durch Förderung finanziert wurden? Das sollte dann auch klar sein.
Beim ÖR gibt es übrigens eine recht klare Qualitätskontrolle – das Publikum. Ist ja nicht so, dass die Macher beim ZDF und bei der ARD blind drauf los produzieren. Man müht sich (redlich, wie ich finde, aber nicht immer erfolgreich), die Balance zwischen Anspruch und Unterhaltung zu finden.
Ach ja: Ich bin Filmjournalist (wenngleich der Präfix „Film-“ dazu unzulässig einschränkend ist). Und die Frage, warum niemand darüber berichtet, ist in beide Richtungen falsch: Artikel zu dem Thema gibt es immer wieder – und eine größere Studie bedingt eine Notwendigkeit. Zuerst muss ja die Frage gestellt werden: gibt es nennenswerten Anlass, die Arbeit der Filmförderung kritisch zu hinterfragen? Worin besteht er?
Über die allgemeine Qualität des Fernsehens habe ich vor einiger Zeit geschrieben: http://wortvogel.de/?p=828
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Wenn etwa tatsächlich jemand sagt “Wir fanden das gerade in dieser Form originell und ungewöhnlich”, dann folgt in dem fiktiven kritischen Bericht als nächstes Zitat halt ein namhafter Filmwissenschaftsprofessor, Autor oder Kritiker, der sagt “Wer dieses Drehbuch originell findet, hat keinen blassen Schimmer und das dramaturgische Verständnis eines Zwölfjährigen.” Und dann kann sich jeder selbst überlegen, welcher Aussage er mehr Vertrauen schenkt.
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Zuerst einmal würde ich niemandem vertrauen, der so albern ad hominem kritisiert wie in diesem Beispiel. Es unterstellt, dass jemand „besser“ weiß, was einen guten Film ausmacht. Da hakt es aber wieder mit der Logik: Wenn ein von der Kritik als „schlecht“ gebrandmarkter Film ein großes Publikum erreicht, und auch die Förderung wieder einspielt, hat die Förderung dann richtig oder falsch gehandelt?
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Wenn man darüber berichtet, dass eine stadteigene Abfallbeseitigungsgesellschaft völlig überteuerte Müllwagen eingekauft hat, oder dass die Müllgebühren in Stadt A doppelt so hoch sind wie in Stadt B, dafür die Tonnen aber nur halb so oft geleert werden, dann kann man auch darüber berichten, dass die Filmförderung eines Bundeslandes seit Jahren XXX Millionen in Filmprojekte steckt, von denen kein einziges mehr als meinetwegen 200.000 Zuschauer hatte bzw. als künstlerischer Erfolg gilt. Das ist ein klassischer Fall von Misswirtschaft. Und dann frage ich die Verantwortlichen halt, warum das so ist.
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Das sind Äpfel und Birnen. Filme sind keine Mülltonnen, und Einspielergebnisse lassen sich nicht planen. Ist deiner Meinung nach ein Film „schlecht“, wenn er wenig Geld einspielt? Ist er nur dann „gut“, wenn er viel Geld einspielt? Gibt es demnach keinen guten erfolglosen Filme, keine schlechten erfolgreichen? Muss Förderung also nur auf den Profit schielen? Widerspricht das nicht der Kritik am Drehbuch, die nach diesem Maßstab völlig verfehlt wäre (einziger Maßstab wäre demnach die Kommerzialität eines Skripts)?
Zwei weitere Punkte scheinen mir wichtig:
– Ein Skript ist nicht ausschlaggebend für den Erfolg eines Films. Im Kino z.B. haben die Zuschauer vorher das Drehbuch ja nicht gelesen. Ist der (relative) Flop z.B. von „Hilde“ schon am ersten Wochenende demnach dem Skript anzulasten?
– Du missverstehst (wie im obigen Zitat) Ziel und Zweck der Filmförderung. Sie soll keinen Profit abwerfen. Sie ist Kulturförderung.
Wichtig wäre mir, dass du klarifizierst: Was ist dein Vorwurf an die Förderung? Dass sie inhaltlich SCHLECHTE Filme fördert, oder kommerziell ERFOLGLOSE?
@Wortvogel: Ich dachte eigentlich, ich hätte es mehrfach klar zum Ausdruck gebracht: Geförderte Filme sollten m.E. entweder kommerziell oder künstlerisch erfolgreich sein, im Idealfall natürlich beides. Wie man „Erfolg“ definiert, darüber kann man reden.
Sind sie dauerhaft weder das eine noch das andere, läuft etwas verkehrt. Und dann ist das auch ein Missstand, über den berichtet werden sollte.
Und ja, ein Problem sehe ich nur, wenn es um Geld aus Steuermitteln oder TV-Gebühren geht. Wie Du bemerkt hast, der freie Markt ist das beste Regulativ (außer im Finanzsektor, aber das ist eine andere Geschichte). Wird er aber durch solche Filmförderung (=Subventionen) beeinflusst, sollte das zumindest einen positiven Effekt haben (künstlerischer oder kommerzieller Erfolg, s.o.).
> Wenn ein von der Kritik als “schlecht” gebrandmarkter Film ein großes Publikum erreicht, und auch die Förderung wieder einspielt, hat die Förderung dann richtig oder falsch gehandelt?
Sie hat richtig gehandelt. Genauso hat sie offenbar richtig gehandelt mit einem Film wie (willkürlich herausgegriffen) „Die Unberührbare“: Gerade mal 200.000 Besucher (wobei das gar nicht mal so schlecht ist), aber hoch gelobt und u.a. den Deutschen Filmpreis gewonnen (als der noch nicht von einer „Akademie“ vergeben wurde). Es gab 200.000 DM Produktionsförderung aus Bayern (Quelle: http://www.mediabiz.de/firmen/kinofilm.afp?Nr=22654&Ti=53205&Biz=cinebiz&Premium=N&Navi=00000000). Ich spekuliere: Ohne dieses Geld wäre der Film nicht produziert worden. Also ist alles gut gelaufen.
> (…) gibt es nennenswerten Anlass, die Arbeit der Filmförderung kritisch zu hinterfragen? Worin besteht er?
Gegenfrage: Gibt es einen Grund, als Journalist irgend etwas _nicht_ kritisch zu hinterfragen? Seit wann müssen Journalisten sich dafür rechtfertigen, ihren Job zu machen?
Dennoch eine Antwort. Vielleicht besteht der Anlass in der großen Zahl geförderter deutscher Filme, die weder kommerziell noch künstlerisch erfolgreich sind? In den großen Summen, mit denen die Filmförderung hantiert?
Meine Erfahrung sagt mir, dass tendenziell in jedem Bereich, in dem Institutionen mit Geld hantieren, das ihnen ohne nennenswerte eigene Leistung in den Schoß fällt, Schmuh betrieben wird. Seien es Behörden, Kammern, Krankenkassen oder Universitäten. Misswirtschaft und Verschwendung gibt es überall – je geschlossener und intransparenter ein System ist, desto eher. Warum sollte das ausgerechnet bei Filmförderanstalten anders sein?
Gewissheit gibt es aber nur, wenn sich mal jemand die Mühe macht, ein paar Steine umzudrehen und zu schauen, was darunter zum Vorschein kommt. Und nur darum geht es mir.
@ Klaus: Dem kann ich im Großen und Ganzen (schreibt man das mittlerweile/immer noch klein?) zustimmen.
Mir ging es in meiner Reaktion auf Stefes Beitrag primär darum, dass er mit dem Ergebnis begonnen hat: deutscher Film scheiße, Förderung schuld, Köpfe müssen rollen.
Trotzdem muss ich ein paar Sachen anmerken:
„Geförderte Filme sollten m.E. entweder kommerziell oder künstlerisch erfolgreich sein, im Idealfall natürlich beides.“ – kommerzieller Erfolg ist messbar, kein Problem. Aber inwiefern ist künstlerischer Erfolg messbar? Wer entscheidet das? Kann die E & U-Unterscheidung überhaupt getroffen werden? Sind wir da nicht schnell bei sozialistischer Kommittee-Kunst? Kunst mit Stempel?
Soweit ich die Branche kenne, wird es ja auch wie von dir gewünscht gemacht: Bully wird gefördert, weil er die Kohle wieder einspielt. Andere, kleinere Produktionen werden gefördert, weil man sie für kulturell wünschenswert hält.
„Gegenfrage: Gibt es einen Grund, als Journalist irgend etwas _nicht_ kritisch zu hinterfragen? Seit wann müssen Journalisten sich dafür rechtfertigen, ihren Job zu machen?“ – den Grund gibt es: man kann nicht über alles berichten. Ein Journalist berichtet, wenn es einen Anlass gibt, oder einen Verdacht. Und den Anlass sehe ich in diesem Fall nicht.
„Vielleicht besteht der Anlass in der großen Zahl geförderter deutscher Filme, die weder kommerziell noch künstlerisch erfolgreich sind?“ – wieder: der kommerzielle Erfolg ist prüfbar, aber der künstlerische? Ich fände es sogar schlimm, wenn es da Vorgaben gäbe. Die Förderer müssen nach eigenem Gewissen entscheiden können, nicht nach Handbuch.
„Meine Erfahrung sagt mir, dass tendenziell in jedem Bereich, in dem Institutionen mit Geld hantieren, das ihnen ohne nennenswerte eigene Leistung in den Schoß fällt, Schmuh betrieben wird.“ – das mag sein. Ich bin selbst ebenfalls der Meinung, dass die Förderung teilweise bizarre Blüten treibt. Ich frage nur nach, wie Kontrolle in diesem Fall funktionieren soll. Kulturförderung ist nun mal Glaubenssache, und lässt sich schwer bilanzieren.
Mich stören am Fördersystem eher die Seilschaften, dank derer Regisseure und Autoren oft über Jahrzehnte unkontrolliert und dauerhaft gefördert werden, ohne eine überprüfte Gegenleistung zu bringen. Wie in der Kunst. und in der Wissenschaftsförderung gibt es die ewigen Parasiten, die sich prima im subventionierten System eingerichtet haben, und den Mangel an tatsächlicher Leistung noch als Widerstand gegen den Kommerz verkaufen.
Statt a priori zu urteilen, steht es dir frei, die Branche zu durchleuchten, die Fragen zu stellen, und auf Antworten zu pochen. Was hält dich ab? Wenn es doch sonst keiner tut…
Muss hier mal kurz was dazu schreiben: – Zitat Wortvogel: „Die Aussage, Drehbuch sei Handwerk, wird immer wieder gerne gebracht, ist aber nicht mehr als ein Versuch, den technischen Vorgang vom Schreiben eines Romans abzugrenzen. Natürlich ist Drehbücher schreiben faktisch KEIN Handwerk. Eine Geschichte gut zu erzählen ist nicht vergleichbar mit einem Stuhl, den man zusammen schraubt. Dazu gehört Stil, Phantasie, Idee, Gespür, Emotion.“ – 1. Gegenzitat James N. Frey: „Jeder, der den leidenschaftlichen Wunsch zu schreiben hat, wird Erfolg haben, wenn er sich ganz der Sache widmet, die Technik gründlich erlernt, hart arbeitet, gute Lehrer und zuverlässige Leser (oder Zuschauer) hat, lernt, wie man den Traum noch einmal träumt und einen Text aufgrund von Kritiken überarbeitet, und den Verkauf des Manuskripts professionell betreibt.“ – 2. Gegenzitat Alexander Steel: „Um eine Geschichte gut zu erzählen, müssen Sie (Wortvogel) das Handwerk beherrschen. Mit Handwerk sind die Techniken gemeint, die man für jede Art des Schreibens braucht und die von Autoren überall auf der Welt erprobt und für gut befunden worden sind. Das Handwerk ist viel wichtiger, als den meisten Menschen (Wortvogel) klar ist. – Sicher – jeder kann eine Geschichte schreiben. Aber Erfahrungen und Wissen sind Voraussetzung, wenn man eine gute Geschichte schreiben will – eine, die es wert ist, gelesen (oder gesehen) zu werden. Sie (Wortvogel) könnten auch ohne Tischlerkenntnisse einen Stuhl bauen, weil Sie wissen, wie ein Stuhl aussehen muss (und das haben Sie Wortvogel, wie ich glaube, auch schon getan 😉 ). Sie könnten das Holz zurechtsägen, die Teile zusammenhämmern und hätten am Ende einen Stuhl. Wahrscheinlich aber würde er wackelig, unansehnlich und instabil sein. Verkaufen können Sie das Ding jedenfalls nicht (na ja, vielleicht doch, weil es ja oft nicht nur um Qualität geht, wie in diesem Blog bereits festgestellt worden ist). … Die Regeln des Handwerks sind nicht von einer Person allein aufgestellt worden, sondern im Laufe der Zeit erprobt und angewandt worden (zumindest trifft das in den Ländern zu, in denen jedes Jahr international erfolgreiche Unterhaltungsfilme und Unterhaltungsserien produziert werden). Es hat sich herausgestellt, dass man nach bestimmten Leitlinien Geschichten stärker und eindrucksvoller machen kann, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick sichtbar sind (bei den nächsten Filmen bitte noch einmal genauer hingucken Herr Wortvogel – Ups. Könnte da vielleicht etwas dran sein, hm? ), etwa so wie sich irgendwann gezeigt hat, dass eine Zapfenverbindung einen Stuhl stabiler macht.“ – 3. Gegenzitat Eugene Vale: „Einziger Zweck jeder Sprache ist es, etwas mitzuteilen. Stil, Rhythmus und die Schönheit er Wortarrangements lassen sich überdies kunstvoll entwickeln. Und doch, Sprache ist niemals Selbstzweck, sondern steht immer im Dienst dessen, was mitgeteilt werden soll. Die Filmsprache darf daher nicht allein nach ihrem ästhetischen Wert beurteilt werden, maßgeblich ist der Dienst, den sei der Geschichte erweist. Nicht die Filmsprache selbst ist unser Ziel – im Gegenteil, was letztlich zählt, ist die Geschichte. Filmsprache ist nicht dann am besten verwendet, wenn man ein kunstvolles Spiel mit filmischen Mitteln inszeniert, sondern wenn der Inhalt auf die bestmögliche Weise erzählt wird. Alle anderen Bemühungen kommen nur den unsinnigen, wenn gleich interessant klingenden Wortkombinationen einer Gertrude Stein gleich oder dem Geschwätz eines Idioten, dessen Worten keinen Sinn ergeben und somit keine Sprache sind.“ – weitere Gegenzitate von Syd Field, Alfred Hitchock, Lajos Egri, David Howard, Edward Mabley usw. und natürlich nach meinen eigenen Erfahrungen von Professoren und Dozenten an der HFF München. – Jahrelang hab ich mir die Frage gestellt: Wenn so viel Wissen über das Handwerk vorhanden ist, warum dann in Deutschland in den letzten Jahren, nach meiner Meinung, so viele handwerklich schlechte Filme gemacht und gefördert worden sind. Und hier ist nicht das Genre eines Filmes gemeint (also die Frage nach dem Geschmack), sondern das dramaturgische Konzept (beinhaltet z.B. die Schaffung von dreidimensionalen Figuren, den Plot, die Prämisse, Erzeugung von Mitgefühl, Sympathie, Empathie, Spannung, Motive, Absichten Ziele von Figuren, Konflikterzeugung, Dialoge usw.).
@ Nobody: Whoa, whoa, whoa – bitte erstmal das Handwerk des Absatzes erlernen! Das ist ja ein unleserlicher Textblock.
Keine der Aussagen widerspricht meinem Kommentar. Bestimmte Bestandteile beim Schreiben sind Handwerk. Aber im Gegensatz zur Schreinerei ist es damit eben nicht getan. Und ob am Ende des kreativen Prozesses, auch wenn alle handwerklichen Regeln beachtet wurde, ein gutes Skript heraus kommt, liegt eben doch am Talent des Autors.
Ein Drehbuch ist kein Stuhl.
Es sollte auch beachtet werden, dass Drehbücher und Romane mit völlig verschiedenen Ansätzen geschrieben werden. In den Seminaren, die ich ab und an gebe, erkläre ich das gerne so: „Romane erlauben breite stilistische Freiheiten, und sind in Länge und Form fast beliebig. Drehbücher für Filme hingegen müssen sich einer großen Menge an Konventionen unterwerfen, was schon bei der äußerlichen Form des Manuskripts anfängt, und auch Länge und Dramaturgie angeht. Das ist der handwerkliche Teil. Den kann man lernen. Talent braucht man für beides.“
Wie du richtig bemerkst: es gibt verdammt viele schlechte Filme. Wenn das Handwerk so klar wäre, müsste das nicht sein. Aber es mangelt auf breiter Front an TALENT.
„Bitte erstmal das Handwerk des Absatzes erlernen! Das ist ja ein unleserlicher Textblock.“
Es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen Herr Lehrer Wortvogel mit meinem Text solche Schwierigkeiten bereitet habe. Als braver und einsichtiger Schüler werde ich meine zukünftigen Texte in Abschnitte untergliedern. Ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung.
„Keine der Aussagen widerspricht meinem Kommentar.“
Und wie ist dann diese Aussage zu verstehen: „Natürlich ist Drehbücher schreiben faktisch KEIN Handwerk.“? Das ist doch ein klarer Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe, oder nicht (faktisch = tatsächlich, wirklich, praktisch usw.)? Möglicherweise muss ich ja auch das Handwerk des Verstehens und die Logik ihrer Argumentationsweise erlernen. Als scheinbar naiver und nicht so scharfsichtiger Lehrling bitte ich den Drehbuchseminarlehrer Wortvogel für diese Bemerkung nochmals um Verzeihung.
„Ein Drehbuch ist kein Stuhl.“
Stimmt! Wäre ja auch echt komisch. LOL. Man stelle sich vor, jemand würde zu einem Schreiner kommen und ihm erzählen, dass er nach jahrelanger, qualvoller Arbeit endlich seinen Stuhl fertig geschrieben hätte.
Sehr geehrter Herr Wortvogel sicher weiß ich, und bestimmt auch jener Steffe, dass ein Drehbuch kein Stuhl ist. Der Bau eines Stuhls war in diesem Fall nur ein rhetorisches Stilmittel. Andere Lehrer als der Lehrer Wortvogel haben mir nämlich mal gesagt, dass man solche Stilmittel einsetzt, um die Phantasie des Lesers anzuregen, bzw. bestimmte Dinge bildlich veranschaulicht oder sogar erst verständlich macht. Herr Wortvogel habe ich damit schon wieder ein „Whoa, whoa, whoa“ verdient? Aber dann muss der Herr Alexander Steel bittschön auch ein „Whoa, whoa, whoa“ kriegen, okay?
„Aber es mangelt auf breiter Front an TALENT.“
Tja, mit dem Talent ist das so eine Sache. Im Ernst, da kann ich Ihnen nur beipflichten. Ja, ja diese verdammten Talente. Wissen Sie Herr Wortvogel, seit Jahren habe ich die Absicht, die Eigenschaften und Merkmale solch eines Schreibtalents herauszufinden. Mein Motiv war wie bei so vielen anderen eine spannende und unterhaltsame Story für die Leser und Zuschauer zu schreiben (etwas haben zu wollen, aber es nicht zu kriegen, bedeutet ja immer Schmerz). So viele, viele Hindernisse haben sich mir bei dieser Unternehmung in den Weg gestellt, dass können Sie sich gar nicht vorstellen, oder doch 😉 ? Was habe ich für Konflikte ausfechten müssen, wie viele Male musste ich meine Ansichten diesbezüglich ändern und neue Ziele ansteuern. Ich fiel von einem emotionalen Zustand in den anderen. Letztlich hatte und konnte dieses Unterfangen (für mich) nur einen Höhepunkt haben: Zum einen die Erkenntnis das jeder Talent hat zum Schreiben (jeder besitzt Phantasie und Kreativität und hat auch irgendetwas zu erzählen, in welcher Form, wo, wann und wie auch immer), und zum zweiten wie James N. Frey sagt: „Jeder, der den leidenschaftlichen Wunsch zu schreiben hat, wird Erfolg haben, wenn er sich ganz der Sache widmet, die Technik gründlich erlernt, hart arbeitet, …“ Also traf ich eine Entscheidung: Die Regeln der Dramaturgie zu lernen und dann … (dies ist aber nur die Lösung der Prämisse meiner bzw. dieser Story).
Und jetzt kommt der Hammer. LOL. Sie hingegen sind offenbar zu einer ganz anderen Erkenntnis gekommen. Das sage ich jetzt einfach mal aufgrund Ihrer Texte, die Sie in diesem Blog bisher geschrieben haben. Ist ja auch verständlich, da Sie ganz andere Erfahrungen im Leben als ich gemacht haben, und auch Ihr Charakterbild von dem meinem mit ziemlicher Sicherheit in vielen Bereichen verschieden ist. – Bums! Und nu? Whoa, whoa, whoa! Da treffen wir doch in diesem Blog aufeinander (ein Element, welches uns für einen kurzen Zeitraum verbindet, zusammenhalten wird). – Wie Sie bereits bemerkt haben dürften, befinden wir uns jetzt in einem Konflikt (Beharren vs. Widerstand). Jeder von uns beiden hat direkt oder indirekt Charakterzüge, Ansichten und Verhaltensweisen offenbart (ist ja fast wie eine Exposition bei einer richtigen Story, oder Whoa, whoa, whoa). Nun gut, wie steigern wir jetzt diesen ersten Konflikt? Regeln, Regeln, Regeln, und das geht nur durch dramaturgische Regeln. Was würden Sie nun sagen, lieber Herr Wortvogel, wenn mich Ihre Worte, die Sie bisher schrieben, so in Rage versetzt haben, dass ich die letzten Stunden damit verbracht habe, alles mögliche über Sie herauszufinden, über Ihren Wohnort, den Personen in Ihrem Umfeld usw. 🙂 Hm. – Whoa, whoa, whoa. Wum! Um. Tschum. Badbum. Die Zeit läuft, bald ist sie um. – Ha, Ha, Ha.
Suchen wir uns doch nun einen Konfliktauslöser, der eine Schwierigkeit etabliert, die ein Motiv für eine Absicht Ihrerseits ist, diese Schwierigkeit zu lösen. – Mal sehen. Was könnte diese Schwierigkeit sein? Auf jeden Fall muss sie ne Big-Schwierigkeit sein, die alle bisherigen Schwierigkeiten in Ihrem Leben blass aussehen lässt. Whoa, whoa, whoa! Big, Big, Big, am Ende kommt der blutige Kick. Ha, Ha, Ha.
Dabei wäre natürlich Ihre in meinen Augen größte Charakterschwäche zu beachten, damit die Schwierigkeit diese Schwäche auch fett herausfordert und wir eine ordentliche Prämisse zustande kriegen. Und, was halten Sie von meinen Überlegungen? Hallo Sie! Sie dort am Bildschirm. Sie? Hi, Hi, Hi. Dewi, Dewi, Dewi zu viel Geltungssucht kann manchmal – Was sein? Geltung plus Sucht?
Nun wieder zu mir. Ich habe einen Plan und ich habe eine Mission. Es ist eigentlich eher ein Kreuzzug, als eine Mission. Und diesem Kreuzzug habe ich mich verschrieben, mit Haut und Haaren. Apropos Kreuzzug, gab es in dieser Zeit nicht auch die Hexenverfolgung und die Inquisition? Inquisition! INQUISITION!!!
CUT: Könnte es nicht doch sein, dass die dramaturgischen Mittel, bzw. das Wissen darum wichtiger als Talent sind?
Dummes Gesabbel – ich habe mich geirrt: auch mit Absätzen keinen Deut erträglicher.
Hey Vogel ich glaub bei dir muss man deutlicher werden und zwar mit echt einfachen Worten:
Du bist echt, glaub mir, ich hab viele Leute kennengelernt wie dich, der allergrößte Nullchecker. Sorr. Aber da ist alles Entgegenkommen und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Deiner Erhabenheit Fehl am Platz.
Du kapierst nicht einmal die Gedankengänge und Argumente, die Dir andere liefern. Du bist so auf Dich fixiert, so mit Deinem Selbst beschäftigt, dass da kein Platz für was anderes ist. Ich, ich, ich hab Recht. Und wehe einer ist anderer Meinung, dann rüttelt das aber kräftig an Deinem Selbstbewusstsein. Oh je oh je, genau durch solche Schisser wie Dich, solche Kriecher und nur um ihr eigenes Wohl (Journalistenjob) bemühten Typen, wird sich auch nix verändern. NOCH NICHT! Aber die Zeit und die Veränderungen werden solche Hofschranzen wie Dich hinwegfegen, so wie es schon immer war. Und niemand wird sich an Dich erinnern. – Und macht Dir das Angst? Nee, weil Du Dir so eine superdicke Ich-Haut zugelegt hast, dass da alles abprallt.
Sei es drum, bist halt ne arme Haut.
Trotzdem viel Glück, was auch immer Du tust.
Uhhh, da spricht ein missverstandenes Genie! Sabbel, sabbel, sabbel…
Hochinteressante Diskussion, doch bitte sachlich bleiben!
@ Julian: Die Diskussion ist seit des Abgangs von Klaus ja durch.
@ Nobody: Sabbel, sabbel, sabbel…
@Wortvogel: Ich lese auch nicht konkurrenzfähig mit. Zuerst wegen Fieber und Offline, heute hab ich auch anderes im Kopf, und bevor ich was ernsthaftes beitrage, wollte ich eh erst nochmal alles durchlesen. Ich hab nur eben mitbekommen, dass es langsam losgeht mit Großbuchstaben und ersten persönlichen Angriffen, daher wollte ich nur das schnell in den Raum stellen.
@ Julian: Ja, aber die ad hominem-Attacken der Plärrer sind immer so LANGWEILIG! Den Leuten fällt halt zu schnell nix Besseres mehr ein. Die haben nicht mal genug Phantasie für eine anständige Beleidigung.
Klaus hat mir gefallen – mit dem konnte man reden, der hat ordentlich argumentiert, und da kam man am Ende auch auf einen gemeinsamen Zweig.
Hui, hier geht’s ja mal wieder rund.
Wollte nur kurz auf einige offene Fragen eingehen, dann ist es für meinen Teil auch gut.
@Wortvogel
> Inwiefern ist künstlerischer Erfolg messbar? Wer entscheidet das? Kann die E & U-Unterscheidung überhaupt getroffen werden? Sind wir da nicht schnell bei sozialistischer Kommittee-Kunst? Kunst mit Stempel?
Ein paar brauchbare Indikatoren wären z.B. Einladungen zu und Auszeichnungen auf renommierten Festivals, Filmpreise (etwa vom Verband der deutschen Filmkritik) oder auch schlicht die Meinung der versammelten Kritikerschaft. Gerne nach Rotten-Tomatoe-Art mit Prozent positiv vs. negativ und „Cream of the Crop“, das fällt dann wohl unter „Schwarmintelligenz“.
Es geht ja auch nicht darum, einem Film ein endgültiges Prädikat „künstlerisch wertvoll“ aufzudrücken. So etwas ähnliches gibt’s schon, es wird im Wiesbadener Schloss Biebrich vergeben und sagt gar nichts aus.
> Mich stören am Fördersystem eher die Seilschaften, dank derer Regisseure und Autoren oft über Jahrzehnte unkontrolliert und dauerhaft gefördert werden, ohne eine überprüfte Gegenleistung zu bringen. Wie in der Kunst. und in der Wissenschaftsförderung gibt es die ewigen Parasiten, die sich prima im subventionierten System eingerichtet haben, und den Mangel an tatsächlicher Leistung noch als Widerstand gegen den Kommerz verkaufen.
Oh ja, das fände ich auch spannend. Namen, Daten, Fakten bitte!
> Statt a priori zu urteilen, steht es dir frei, die Branche zu durchleuchten, die Fragen zu stellen, und auf Antworten zu pochen. Was hält dich ab? Wenn es doch sonst keiner tut…
Zum einen habe ich seit ca. sechs Jahren mit der Filmbranche nur noch ganz am Rande zu tun und müsste mir das Feld neu erarbeiten. Zum anderen werde ich in zwei Monaten nach Taiwan ziehen, und von dort aus ist das deutsche Filmförderwesen wirklich in jeder Hinsicht verdammt weit weg. Aber ich denke, der eine oder andere Kollege kann sicherlich Anregungen aus diesem Thread ziehen.
Mag schon sein, dass ich ein wenig über die Stränge geschlagen habe. Dann sorr Wortvogel. – Mit ruhigeren Worten: Diese ganze Filmförderungsproblematik, da stimme ich Dir tatsächlich zu. Ich mache das gerade selber durch. Aber eines kann ich Dir sagen, dass erste was mir an der HFF beigebracht worden ist und was ich in all den Jahren in der Praxis und aus Büchern gelernt habe ist, dass eine spannende und unterhaltsame Geschichte zu schreiben (egal welches Genre, oder mit welcher Starbesetzung), kaum etwas mit Talent zu tun hat. Es ist vor allem Handwerk und harte Arbeit. Und das lehrt auch jeder bekannte Creative-Writing-Teacher (z.B. von mir oben genannte Autoren). Und die können ja nicht alle Unrecht haben, oder? Außerdem habe ich zig Filme und Romane nach diesen Regeln analysiert. Ergebnis: In den spannendsten und unterhaltsamsten Storys habe ich genau diese Regeln wiedergefunden (selbst bei literarischen Texten oder Art-Movies).
Mag sein, dass diese Regeln nicht jeder versteht und in der Praxis anwenden kann, geht mir so, dafür ist jahrelange praktische Übung notwendig (meistens jedenfalls), dennoch funktionieren diese Gesetzmäßigkeiten.
Und klar, auch wenn man das Handwerk beherrscht, heißt das noch lange nicht, dass man dann eine erfolgreiche Story oder einen erfolgreichen Film auf die Beine stellt. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Einige wurden ja bereits genannt.
Zusammengefasst was mich bei Deinen Ausführungen auf die Palme gebracht hat, sind zwei Dinge:
1. Dieser besagte Satz: „Die Aussage, Drehbuch sei Handwerk, wird immer wieder gerne gebracht, ist aber nicht mehr als ein Versuch, den technischen Vorgang vom Schreiben eines Romans abzugrenzen. Natürlich ist Drehbücher schreiben faktisch KEIN Handwerk. Eine Geschichte gut zu erzählen ist nicht vergleichbar mit einem Stuhl, den man zusammen schraubt. Dazu gehört Stil, Phantasie, Idee, Gespür, Emotion.“ – Aber okay, muss ich respektieren, ist halt Deine Meinung. Viele denken so.
2. Wie Du mit jenen Leuten umgegangen bist, die nicht Deiner Meinung sind. „Stefe, das ist wirklich Unfug im Quadrat.“, „Du hast anscheinend keine Ahnung, wie sowas abläuft“, „Abgesehen von deiner albernen Polemik weise ich gerne darauf hin, …“, usw. Auch wenn Du so darüber denkst, hätte ich das ein wenig anders geschrieben. Diese Äußerungen haben bei mir den Eindtruck hinterlassen, dass Du, sorr wenn ich das sage, die Weisheit mit Löffeln gefressen hast. Anders gesagt, es wirkte für mich ziemlich arrogant. Man hätte ja auch schreiben können: „Ich bin anderer Meinung als Du.“
Nun ja, egal, Du bist halt ein anderer Charakter als ich, und das ist auch gut so. Jedenfalls hat die Diskussion offenbar Emotionen geweckt, also kann es nicht gar so langweilig gewesen sein.
Danke, Nobody, der Beitrag mit Datum 3. April, 21.24 Uhr, ist ein grandioser Crash-Kurs in Creative-Writing, witzig, frech, kompetent, kompakt, konkret, wie es ihn lange und weitherum nicht mehr gegen haben dürfte. Du benutzt die Vorgänge in diesem Thread direkt zur Entwicklung eines Drehbuches, machst es uns vor, grandios! Und dies frei Haus. Vermutlich jedoch nur für Talente. Wenn WV sich davon auch nur eine Scheibe abschneiden würde für seine Schreib-Workshops, so wären die schon Gold wert!
Doch zurück zum Thema. Nobody hat mit seinem Beitrag ein weiteren Beleg geliefert dafür, dass Schreiben Handwerk ist und dass beim Film eines das allerwichtigste ist DAS BUCH DAS BUCH DAS BUCH.
Man könnte auch sagen: das was vor Drehbeginn gedacht wird. So wichtig, wie bei einem Architekten die Pläne.
Mir ging es, um zum Punkt zu kommen, im ersten Beitag darum, dass ich mich oft wundere, dass staatliche Gelder
in Projekte fliessen, bei denen es schon beim Buch erheblich knarzt und wenn offenbar Förderer oft nicht in der Lage sind, solche elementaren handwerklichen Mängel zu erkennen -, es dann vielleicht Filmjournalisten mit ihrem systematischen Wissen aus der Filmgeschichte im Hinterkopf leisten könnten darauf hinzuweisen und wenigstens nach dem Unglück, also wenn das Gebäude zusammengebrochen ist, nachzufragen. Die Geschmacksfragen, die kommen später. Aber über solche streitet sichs, wie das Sprichtwort sagt, eben erheblich leichter und auch endloser.
@ Nobody: Das klingt doch schon ganz anders. Ein anständiger Kommentar verdient auch eine anständige Antwort.
Niemand bestreitet, dass ein Drehbuch sehr viel Handwerk enthält. Das habe ich weiter oben auch explizit ausgeführt. Aber diese amerikanische Wegdrückerei der Talentfrage ist heutzutage krankhaft – und in meinen Augen grundfalsch. Stell dir einfach mal zwei Fragen zum Thema:
– Mit was fängt jedes gute Drehbuch an? Mit einer Idee. Nicht mit einem Setzkasten, aus dem man sich Bestandteile wie „Mord, Kommissar, Zeugen, Täter“ holt. Eine Idee. Kein Handwerk.
– Hast du JEMALS erlebt, dass ein Mensch ohne Talent ein gutes Drehbuch geschrieben hätte?
Natürlich liegt zwischen der Idee und dem guten Drehbuch viel handwerkliche und harte Arbeit.
Außerdem wären viele der größten Filme aller Zeiten nie gedreht worden, wenn man das Skript nach handwerklichen Maßstäben vorgetestet hätte.
Natürlich sollte man den handwerklichen Teil beherrschen, und natürlich mangelt es daran in Deutschland, weil zuviele Leute meinen, ihr Genius würde das überflüssig machen. 3 Akte, Charakterentwicklung, Popeye-Punkt – viele scheitern schon bei den Grundlagen. Aber es ist unredlich zu behaupten, mit den richtigen handwerklichen Werkzeugen könne jeder gute Drehbücher schreiben. NATÜRLICH behaupten die ganzen Lehrbücher das Gegenteil – nur so verkaufen sie sich.
Jeder kann das Handwerk lernen – aber das macht nicht aus jedem einen guten Drehbuchautor.
„Man hätte ja auch schreiben können: “Ich bin anderer Meinung als Du.”“ – nein, denn es ging nicht um Meinung, sondern um richtig/falsch. Wenn du sagen würdest „Der Himmel ist grün“, dann würde ich auch nicht sagen: „Da bin ich anderer Meinung“.
Drehen wir den Spieß doch mal um: Du sagst selber, du hättest derzeit mit Förderung zu tun (was ich schon vermutet hatte – man spürt den Frust des Autors in deinen Zeilen). Warum suchst du nach der Zitze des Staates, statt es auf dem freien Markt zu versuchen? Ich habe in 15 Jahren keinen Pfennig Förderung gebraucht, auch nie darum gebeten. Ich glaube, dass gute Ideen ihren Weg machen. Warum willst du dich einem System unterwerfen, das du für fehlgeleitet hältst?
Vielleicht unterscheidet uns hauptsächlich die Tatsache, dass ich die HFF nie von innen gesehen habe. Ich bin über den Journalismus zum Drehbuch gekommen. Ich habe mich nie als Teil des „Systems“ gesehen, und mir auch nie erklären lassen, „wie der Hase läuft“.
@ Klaus: Ich werde bestimmt keine Namen nennen 😉