Ich hätte nie gedacht, dass es auf der Seite der PR- und Marketingindustrie tatsächlich Leute gibt, denen die Problematik der missbrauchten Journalisten (ausgeschrieben „die Problematik des ständigen versuchten Missbrauchs der Journalisten als billige Multiplikatoren für die eigene Marketingkampagne“) nicht nur bekannt ist, sondern auch unangenehm aufstößt. Mehr von Frauke Weber, unbedingt lesen und weiterverfolgen.
… PR und Journalismus funktionieren immer nur miteinander, nicht gegeneinander. Wer als PR-Mensch Journalisten vergrault, hat seinen Job nicht verstanden. Wer als Journalist meint, dass aus den Unternehmen eh nur Müll kommt, ist auch nicht besser.
Gegenseitiger Respekt und Verständnis für die Arbeit des anderen bringen uns weiter. Ich persönlich kann gut auch mal mit einem (fundierten) Verriss leben. Das ist besser als weichgespültes PR-lisch.
Hi Frauke,
völlig richtig, nur ist es halt gerade im Film“journalismus“ so, dass ein verbessertes Verhältnis mit dem, sagen wir, „Produktanbieter“ meist direkte positive Konsequenzen auf das jeweilige Arbeitsumfeld hat. Das reicht von der „gerechteren“ Zuteilung von Interviews (mit Filmstars et al.) über bevorzugten Zugang zu Events bis hin zu hochklassigeren Arbeitsmöglichkeiten (exklusive Teilnahme an Setbesuchen, Arbeitsreisen usw.) Natürlich gibt es das offiziell nicht, und auch hört man tatsächlich nur selten bevorzugter Behandlung anderer und drittens spricht oft der eigene Neid auf solch eine vermeintlich bessere Redakteursstelle (die eben zu mehr ermöglicht), aber ein Körnchen Wahrheit bleibt doch. Ein großer Klassiker zum Thema (ziemlich ungeliebt auf der Marketing-Seite) ist dieser Bericht, und auch in diesem Blog habe ich schon das ein oder andere Wörtchen zum Thema verloren.
Beim Thema Film ist es halt insofern spannend, als dass Kinogehen eben in sich schon als „Bonus“ empfunden wird, die Produkte der Presse meist selektiv zu unterschiedlichen Zeiten vorgestellt werden und es wie so oft kein Recht auf Berichterstattung gibt. Ich denke, in diesem ganz eigenen Journalismus-Zweig treten manche Merkmale daher deutlicher zu Tage als anderswo…
Journalisten sind halt nicht Journalisten oder Journalisten sondern Journalisten. Es gibt ganz verschiedene. Wo in der Wirtschaft und der Politik Journalisten nötig sind, die der jeweiligen Sparte diametral entgegenstehen und so für ein nötiges (und in der Politik fast gesetzlich vorgeschriebenes) Gegengewicht sorgen, sitzt ein Journalist in der Medienbranche, sei es nun in der Musik oder beim Film, im gleichen Boot mit den Firmen und nie gegenüber, schon gar nicht als Gegner. Als Filmjournalist ist man Partner der Filmfirmen und kein unabhängiger Berichterstatter, man ist auf Gedeih und Verderben dem Good-Will der Studios oder Labels ausgeliefert. Selbst Verlage die sich aus Gründen der Unabhängigkeit nie einen Flug oder Aufenthalt bezahlen lassen hätten ohne den Interview-Termin, der vom Verleih vergeben wird, nichts zu schreiben. Das alles so glatt funktioniert hat damit zu tun das man bei Film oder Musik sowieso nur eine subjektive Meinung von sich geben kann, und der Grundsatz „besser was schlechtes geschrieben als gar nichts“ gilt noch immer, jede Veröffentlichung ist Werbung für den Film. (Flashback: 10 Jahre zurück, einer der letzten Schwarzenegger-Filme. Egal wie schlecht über den geschrieben wurde, was hat der Leser verstanden? „Oh, ein neuer Schwarzenegger-Film. Den muß ich sehen.“)
Filmpresse hat immer nur in Zusammenarbeit mit den Studios funktioniert und ob man es nun will oder nicht, man ist Teil der Marketing-Maschine.
Wo es dagegen nicht funktioniert ist z.B. die Automobil-Presse. Auch dort ist man davon abhängig ein neues Fahrzeug vom Hersteller vorab gestellt zu bekommen, aber wenn man was schlechtes berichtet hat das tatsächlich Auswirkungen auf den Verkauf, und es liegt alleine im Ermessen des Herstellers auch das nächste Modell zur Verfügung zu stellen. Es hat durchaus seinen Grund warum selbst große Magazine manche Fahrzeuge erst Wochen nach dem Verkaufsstart testen.
Alex