Bevor ich schreibe, wie man in die Pressevorführung vom neuen Bond kommt, sollte ich für alle, die das hier lesen und die in die Zielgruppe dieses Beitrags passen, erstmal ein paar grundsätzliche Umstände von Pressevorführungen erklären.
Pressevorführungen, kurz PVs, finden üblicherweise bis zu drei Monate vor dem Filmstart statt. Große Filme kommen in bis zu vier Wellen, kleinere haben nur zwei oder gar nur einen Termin, und für ganz kleine muss man schon auch mal die Rezensions-DVD bestellen. Die Vorführungen finden, bis auf wenige Ausnahmen, tagsüber statt, in München zum Beispiel üblicherweise um 11, 13:30 und 16 Uhr. Dies allein schon deshalb, weil man das Kino dann günstiger mieten kann.
Pressevorführungen sind, wie der Name ja schon sagt, ausschließlich für Journalisten gedacht. Es gibt jedoch ein paar Ausnahmen:
- Kinderfilme: Hier dürfen Journalisten manchmal Kinder mitbringen. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Kinder, die ich mir theoretisch ausleihen könnte, doch ist das leider noch nie zustande gekommen. Meistens liegt das daran, dass Kinder heutzutage auch bereits mit Terminen überfrachtet sind oder dass die Eltern meinem Filmgeschmack nicht trauen.
- bildungsrelevante Filme: Hier wird manchmal angeregt, ganze Schulklassen mitzubringen. Die Welle war zum Beispiel so ein Film, aber auch Der Untergang, wenn ich mich recht erinnere. Journalisten kennen üblicherweise zwar keine Schulklassen, wohl aber Lehrer. Außerdem werden in solchen Fällen natürlich auch Schulen angeschrieben.
- echt große Hämmer: Manchmal werden große Kinohämmer auch als Event am Abend vorgeführt. Hier darf man üblicherweise eine Begleitung mitbringen. Es gibt das ungeschriebene Gesetz, dass bei allen PV-Terminen außerhalb der oben genannten „Tagschicht“ das Mitbringen einer Begleitung erlaubt ist. Neuerdings wird dies jedoch immer wieder durch eindeutige Formulierung in den Einladungen unterbunden, was ich persönlich nicht in Ordnung finde.
- „spezielle Filme“: Journalisten haben bisweilen den Eindruck, dass manche Filme nur deshalb am Abend gezeigt werden, weil man zuvor alkoholische Getränke reichen kann bzw. weil man Abends dann doch eher ein, zwei Bier trinkt. Mit dem Alkohol im Blut wird das Filmerlebnis natürlich positiver – zumindest ist das wohl die Idee. Dies ist jedoch ebenfalls keine erwiesene Tatsache, sondern lediglich Flurfunk. Wahrscheinlich war nur einfach kein Termin mehr frei tagsüber, weil die PV zu knapp angesetzt wurde.
Generell wollen echte Filmjournalisten keine Termine außer der oben genannten Tagschiene, weil der Kinobesuch für sie nicht Vergnügen, sondern Arbeitszeit ist. Und wer macht schon gern Überstunden bis 23 Uhr? (Oder schaut in solchen Fällen bis zu fünf Filme am Tag?) Für die Kollegen, die tagsüber in Redaktionen sitzen, sind Spätvorführungen natürlich eine tolle Sache, aber wahre Filmkritiker werden von ihren Redaktionen ja ohnehin tagsüber ins Kino geschickt und nicht in der Redaktion festgesetzt. In München gibt es einen Kollegen, ohne den PVs gar nicht erst anfangen – so schmunzeln wir zumindest immer, wenn er kommt.
Begleitung bei PVs hat auch einige Vorteile für den Filmverleih: Üblicherweise werden die Zuschauer nach dem Film über deren Meinung befragt. Und da sind filmjournalistisch unbeteiligte Begleitpersonen natürlich willkommene Barometer, da sie bereits die Akzeptanz des Films auf dem freien Markt widerspiegeln. Für alle Beteiligten also ein Plus.
In der letzten Zeit passiert es immer wieder, dass verbleibende Plätze in PVs auch ganz offiziell frei ausgegeben werden. Sei dies durch Ticketverkauf, Verlosungsaktionen oder ähnliches. Im Grunde bin ich damit einverstanden, solange der Saal nicht rappelvoll wird, weil die Journalisten, die sich üblicherweise locker verteilen, dann bedrängt fühlen. Außerdem sollten altgediente Journalisten, die bloß vergessen haben, sich anzumelden, immer eine Platzgarantie haben, so eine PV sollte also keinesfalls überbucht werden.
Nun also zum Thema: Die Kollegen bei MovieMaze.de ermöglichen zehn Glücklichen, die Pressevorführung des neuen Bond Ein Quantum Trost zu besuchen. Die genauen Termine können hier natürlich nicht bekanntgegeben werden, aber sie finden zwischen dem 21. und 29. Oktober in Berlin, München, Hamburg, Leipzig, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart statt. Und zwar tagsüber, wie oben lang und breit erklärt.
Bis zum 19. Oktober, 23:59 Uhr (Sonntag Abend), sollte man erklären, warum man den Film unbedingt sehen will. Ich denke, die kreativsten Antworten gewinnen. Wer weiß, vielleicht braucht man den Film ja für sein baldiges Bewerbungsgespräch beim MI6?
Mögen die Spiele beginnen!
Hey,
an sich ja keine schlechte Idee, schade nur, dass die Teilnahme auf den erlesenen Bereich der „Mitglieder“ beschränkt ist. So wird denn doch nichts draus…
Ich bin ja echt mal gespannt wie wir das in 9 Monaten halten werden, wenn unser Projekt „dokufilm“ abgedreht ist und (so hoffen wir ja alle ^^) in die (Kultur-)Kinos kommt. Ich befürchte aber, dass wir keine 3 monatige Vorlaufzeit haben werden; so mancher wäre froh wenn wir 3 Monate für den Dreh hätten ^^ aber 3 Monate… das ist 1/3 der gesamten Produktionszeit.
Aber ich verfang mich schon wieder.
Danke für den Hinweis und von meiner Seite aus viel Glück an alle Teilnehmenden.
Hi André,
wieso Mitglieder? Du musst doch nur ne Mail schicken. Da steht meines Wissens nichts von Mitgliedern…
Zum Thema Dokufilm: Seid Ihr auch schon auf das Verleihen vorbereitet? Braucht Ihr da Hilfe?
Servus,
Julian
Hallo André,
we Julian bereits richtig anmerkte ist die Aktion offen für alle. Natürlich haben wir es in unserer Community platziert, aber wenn mir jemand eine eMail schreibt, dann kommt er mit in den Topf. Ich kann sowieso nicht kontrollieren, ob der-/diejenige einen Account bei uns hat 😉
Gruß Markus
Ahh,
sorry, dann habe ich das wohl falsch verstanden, Sorry.
@Julian:
Also nein, eigentlich nicht.
Bisher gab es exakt 1 Treffen des Projektteams. Bisher steht weder fest, was in diesem Film genau dokumentiert wird, noch ob wir überhaupt in dieser Art als (16 köpfiges) Projektteam erhalten bleiben.
Das Semester hat halt gerade erst begonnen.
Ich gehe aber mal davon aus, dass unser Prof., der das Projekt begleitet, da einige Erfahrungen hat. Ist immerhin nicht sein erster Film und der letzte hat auch durchaus Erfolge gefeiert.
LG
André
Lange her aber ich versuche trotzdem mal mein Glück: ich blogge seit 4 Jahren in meinem privaten Allerlei-Blog über Filme und seit ein paar Monaten habe ich das in ein separates Blog ausgegliedert. Da ich in Blogrankings recht gut im Filmbereich gelistet werde, treten öfters PR-Agenturen auf mich zu, versorgen mich ab und zu mit Reviewmustern und laden mich zu Pressevorführungen ein, leider natürlich nur bei den Verleihern, die sie auch betreuen. Meine Frage: gibt es irgendeine Möglichkeit, über sämtliche PVen informiert zu werden? Zumindest bei uns in Düsseldorf sind die immer so schlecht besucht, dass meist vermutlich nicht mal eine Anmeldung nötig ist, nur muss man halt wissen, wann die immer sind. Ich war bis jetzt noch bei keiner PV, bei der mehr als 10 Leute im Kinosaal saßen.
Wäre ja echt toll, wenn sich irgendwer die Mühe gemacht hätte, und Termine in einem zentralen Verteiler sammeln würde. Bin nur zu blöd, da was zu finden. Wäre für einen Tipp sehr dankbar 🙂
Hi David,
das Thema zentraler Kalender für Pressevorführungen ist sehr heiß. Lass es mich mal in der Ultrakurzfassung zusammenfassen:
1.: Es gibt für jede PV-Stadt einen Koordinator für PV-Termine. Dieser Mensch ist dafür verantwortlich, die Termine für die Verleiher und PR-Firmen so zu verwalten, dass es keine bis möglichst wenig Terminkollisionen gibt. Bei diesem Menschen reservieren Filmfirmen ihre PV-Termine. Diese Leute sind hauptberuflich in der Branche tätig, werden aber für ihre Tätigkeit nicht bezahlt. Normale Journalisten erfahren von diesen Leuten keine PV-Termine.
2.: Die Verleiher und PR-Agenturen halten sich die Journalisten gerne getrennt nach Veröffentlichungsart (Online, Print, TV, Radio) und nach Vorlauf (Tageszeitung = kurz, Monatsmagazin = lang usw.). Zu den meisten Filmen werden mehrere PVs angeboten, zu diesen wird aber nur geladen, wer gewünscht wird. Also die Langplaner zu den Pinkies (erste PVs), die Tageszeitungen erst später usw., und unter diesen bisweilen nur die, die man für die Berichterstattung wünscht (z.B. nur Frauenmagazine bei schmalzigen Romanzen usw., alles schon vorgekommen). Wer als freier Journalist für verschiedene Kunden arbeitet (z.B. Langplaner-Print und Kurzplaner-Online), kommt meistens unter die Räder, weil die Agenturen schlicht und einfach nicht willens scheinen, diese Leute mehrfach in ihren verschiedenen Verteilern zu führen.
3.: Es gibt verschiedene Newsletter mit den gesammelten Presseterminen in den verschiedenen Städten, allerdings praktisch immer unter der Hand bzw. unter dem Ladentisch und manchmal zähneknirschend geduldet von den Filmverleihern. (Die PR-Agenturen haben das nicht zu entscheiden, denn die sind vom Filmverleih beautragt.) Offiziell gibt es nichts und wird es wohl auch so bald nicht geben, denn die Verleiher (und PR-Agenturen) haben Angst, die Kontrolle darüber zu verlieren, wer zu einem Termin erscheinen darf und wer nicht. Dass dies durch die Einlasskontrolle sowieso immer gewährleistet ist, scheint unerheblich zu sein, wahrscheinlich will man vermeiden, im Foyer rechtfertigen zu müssen, wieso Kollege A den Film sehen kann und Kollege B wieder heimgeschickt wird.
Ich selbst habe über zehn Jahre einen solchen Terminnewsletter für München herausgegeben, dann wollte ich die Angelegenheit Deutschlandweit vereinheitlichen und habe einen kommerzeillen Presse-Hilfsdienst speziell für Filmjournalisten aufgemacht und bin damit gehörig auf die Schnauze gefallen (mehr dazu in diesem Post).
Alles in Allem kann man wohl sagen: Es scheint nicht im Interesse der Filmverleiher und mancher (nicht aller) PR-Agenturen zu sein, dass Filmjournalisten mehr als nur die allernötigsten Infos erhalten. Daher sind wir Journalisten diesbezüglich zum Mauscheln im Untergrund gezwungen, anstatt einfach eine zentrale Terminverwaltungsstelle (wie die von mir damals im Rahmen meines Portals geplante) benutzen zu können. Das Prinzip hinter dem Vorgehen der Industrie ist alt und wird in jeder guten Schule gelehrt: Divide et impera.
Sprich am besten unauffällig Kollegen an, ob jemand was von einem Terminnewsletter weiß…
Wow, lieben Dank für die ausführliche Antwort. Einlasskontrollen gibt es in Düsseldorf gar nicht. Wenn man weiß, wo eine PV ist, könnte man im Grunde einfach rein. Da liegt ein Zettel, auf dem man seinen Namen einträgt, aber das wird nicht abgeglichen, zumindest nicht direkt, vielleicht später, um zu schauen, wer alles da war. „Meine“ PR-Agentur fragt mich zwar immer, ob sie mich auf die Liste setzen soll, ob das wirklich passiert, weiß ich nicht. Wie gesagt, bei uns sitzen immer nur so 10 Leute, wäre also echt kein Problem, das vorher zu verbreiten, damit ein paar Leute mehr kommen. Lag vielleicht bisher auch immer an den Filmen und natürlich auch an der Location. In Düsseldorf ist es so, in Berlin vermutlich ganz anders. Und auch je nach Film: die Tron-PV diese Woche in Berlin war da vermutlich ne andere Geschichte als die kleinen Vorführungen morgens um 11 hier in Düsseldorf.
Andere Frage: gibt es denn eine Liste aller (wichtigen) Verleiher in D, damit man da anfragen kann?
Auf meiner Webseite, deren Namen ich in diesem Rahmen hier leider nicht mehr nennen darf, und die auch schon seit geraumer Zeit offline ist, gab es genau so eine Liste…
Du kannst aber auch zu http://www.mediabiz.de/firmen/datenbanken/ gehen und dort nach -> Firmen -> Detailsuche Firmen -> geschäftsfeld „Filmverleih“ suchen. Dann bekommst Du über 300 Adressen, von denen Du einfach mal die notieren kannst, dir Dir bekannt vorkommen, das ist ein guter Anfang. Ich schau die Tage mal, ob ich noch eine Liste irgendwo im Rechner habe. Schick mir mal ne Mail, dann vergess ich das nicht.