The constant Hochzeitsfilmer

Am Wochenende war ich auf der Hochzeit eines meiner besten Freunde. Er führte auf Schloss Kransberg eine wirklich tolle Frau in die Ehe, und ich bin sicher, dass die beiden ein Team für die Ewigkeit sind.

Leider hatte einige Tage vor der Hochzeitsfeier der Fotograf abgesagt, so dass ich ihm anbot, wenigstens mein Videoequipment mitzubringen. Mein Gedanke: Das Filmen sollte „öffentlich“ statfinden. Ich dachte, dass vielleicht jeder einmal die Kamera nimmt und ein paar Eindrücke einfängt. Natürlich wollte niemand so recht anpacken, und so war dann doch ich derjenige, der als einziger große Teile der Feierlichkeit mal wieder durch den Sucher erlebte und für die Nachwelt einzufangen versuchte.

Das Hochzeitsfilmen per se ist ein undankbarer Job: Tut man ihn für Freunde oder Verwandte, verpasst man große Teile der Feier und ist weniger Gast denn Dienstleister. Macht man ihn gegen Geld auf fremden Hochzeiten, ist die Gewinnspanne für die eingesetzte Zeit auch eher gering: Die klassische Hochzeitsgesellschaft hat natürlich keine Ahnung, wieviel Arbeit in der Nachbearbeitung vom Filmimport bis zur fertigen DVD steckt. Die Bereitschaft, während des Drehs für Mehrkameratechnik zu bezahlen, für Schuss und Gegenschuss und ordentlichen Ton, hält sich auch in engen Grenzen. Während des Drehs soll man tunlichst auch noch möglichst wenig auffallen und nachher möglichst schnell mit dem Video fertig sein. Und dann kommen auch noch die Änderungswünsche – oder die Anfrage, wieso die DVD-Kopien denn einen Selbstkostenpreis haben und nicht verschenkt werden.

Nun, meinem lieben Freund zuliebe habe ich also mal wieder die Kamera geschwungen, werde den Film schnellstmöglich und bestmöglich schneiden sowie allen Gästen zur Verfügung stellen. Aber lieber wäre es mir tatsächlich gewesen, wenn die anderen Gäste auf die Idee gekommen wären, mir das Ding mal abzunehmen, oder wenn das von vorneherein als demokratischer, gemeinschaftlicher Akt gesehen worden wäre.

Ich will mich nicht beschweren, die von mir begeisterten Tanten des Bräutigams luden mich nach Chicago, New York und Long Island, für die restlichen Gäste war auch klar, dass das ein reiner Liebesdienst war, und so geht es mir nun nicht schlecht. Nur bleibt es eben immer wieder offenbar an mir hängen, das Hochzeitsfilmen. Aber ich beschwere mich nicht: Wie ich mich kenne, hätte ich nicht mitansehen können, dass das Ereignis ungefilmt vorbeizieht. Also macht man es dann doch selber.

So hoffe ich eigentlich nur noch, dass ich wenigstens auf meiner eigenen Hochzeit, sollte sie denn eines Tages vielleicht doch noch stattfinden, nicht auch noch selber filmen muss…

3 Gedanken zu „The constant Hochzeitsfilmer“

  1. „Das Hochzeitsfilmen per se ist ein undankbarer Job: Tut man ihn für Freunde oder Verwandte, verpasst man große Teile der Feier und ist weniger Gast denn Dienstleister. Macht man ihn gegen Geld auf fremden Hochzeiten, ist die Gewinnspanne für die eingesetzte Zeit auch eher gering: Die klassische Hochzeitsgesellschaft hat natürlich keine Ahnung, wieviel Arbeit in der Nachbearbeitung vom Filmimport bis zur fertigen DVD steckt. Die Bereitschaft, während des Drehs für Mehrkameratechnik zu bezahlen, für Schuss und Gegenschuss und ordentlichen Ton, hält sich auch in engen Grenzen. Während des Drehs soll man tunlichst auch noch möglichst wenig auffallen und nachher möglichst schnell mit dem Video fertig sein. Und dann kommen auch noch die Änderungswünsche – oder die Anfrage, wieso die DVD-Kopien denn einen Selbstkostenpreis haben und nicht verschenkt werden.“

    AMEN !

  2. Auch geil, wenn man bei Hochzeiten nicht Angeln kann und ein Mikro aufstellt, irgendwann kommt da natürlich immer einer und muss dann mit’m Arsch dran vorbeischubbern… jedes Mal… und ich hab‘ die Kopfhörer auf… *freak*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert