Zuerst sei gesagt, das das Wetter in Cannes die letzen 3 Wochen so schlecht wie selten zuvor war. Ausserdem hatte ich den Eindruck, dass generell im letzten Jahr (60. Festival) mehr Teilnehmer dort waren.
Die Anzahl der Pressemeute ist jedes Jahr gleich (hoch), Agenturen und Redaktionen brauchen eben dringend „Fotos und Footage“. Da in Cannes aber auch tausende junge Leute, vom Schauspieler bis zum Produzenten, mitmischen wollen, können sich viele keinen kompletten 12-tägigen Aufenthalt leisten.
Julian hatte mir in einer e-Mail einige „administrative“ Fragen zu Cannes gestellt, auf die ich hier ein wenig genauer eingehe: Die „Croisette“ wird zum Festival und anderen Fachmessen (z.B. MIPTV, MIPCOM, MIDEM, TFWA, Cannes Lions etc.) immer besonders herausgeputzt. Zwischen den Messen finden teilweise größere Renovierungsarbeiten statt.
Alle Welt, vor allem die Touristen, kennen einzig und alleine nur die 500 Meter der „Luxusmeile“, und assoziieren dass ganz Südfrankreich eine einzige Partymeile ist, wo schon morgens vor der Arbeit ordentlich Champagner gebechert wird. Dass dies natürlich nicht stimmt, dürfte jedem klar sein.
Allerdings profitiert auch Cannes von diesem überzogenem Image: Ohne das Festival und diverse Fachmessen hätten die Franzosen wirklich einige dutzend Millionen weniger im Stadtsäckel. Sowohl neben, als auch hinter der Croisette wird es dann ganz schnell „gewöhnlich“: Nach Feierabend verziehen sich die Franzosen zum Bechern in die nächste „Bar PMU“, genauso wie der Malocher im Ruhrpott. Deshalb findet man bezahlbare Restaurants natürlich einige Meter von der Hauptmeile entfernt.
Für alle, die es schnell und preiswert mögen: Zwischen Croisette und Bahnhof sind Bewirter wie Subway oder McDonald´s in wenigen Minuten erreichbar. Einen preiswerten Imbiss mit Hähnchen oder ein chinesisches Schnellrestaurant sind ebenfalls in kurzer Zeit erreichbar.
Wobei wir beim zweitwichtigsten wären: Der Unterkunft. Alle Hotels, selbst die unterste Touristenkategorie, schrauben Ihre Preise während dem Festival nach oben. Als Richtwert kann man ca. 280.- Euro für ein Doppelzimmer in einer sehr einfachen Hotel-Pension am Bahnhof nennen. Vorteil: keine fünf Minuten bis zum Palais. Nachteil: Strassenlärm und durchgelegene Matratzen.
In Cannes La Bocca (ca. 15 Minuten mit dem Auto bis zum Palais, je nach Verkehrsdichte) gibt es ein Holiday Inn Garden Court für ebenfalls rund 300.- Euro pro Nacht. Wenigstens zählt dies zu einer internationalen Hotelkette, so dass Beschwerden wahrscheinlich nicht völlig im Sande verlaufen.
Die preiswerteste Möglichkeit, die wir kennen, sind 2 Wochen Ferienwohnung in Menton (ca. 70 Kilometer): Für 14 Tage muss man rund 1500.- Euro berappen, immerhin hat man es dann auch bis zum Monaco Grand Prix nicht mehr allzu weit.
Die Möglichkeiten zur Akkreditierung beginnen jeweils ab Januar (Presse/Photo/TV) und ziehen sich bis Ende April für den Filmmarkt. Presse- und Festivalakkreditierung ist generell kostenlos, während für den Filmmarkt rund 300.- Euro verlangt werden. Dafür erhält man leichter Zugang zu den Market Screenings (also auch alle Filme, die „German Films“ zeigt). Um den Zutritt für verschiedene Pavillions und Lounges zu bekommen (zum Beispiel Kodak, AMPAV, Plage Orange, Nikki Beach etc.) muss man im Vorfeld recherchieren und die nötigen Kontakte knüpfen.
Noch ein paar Worte zum Punktesystem für die offziellen Black Tie Screenings am Abend: Je nach Status bekommt man zusammen mit seiner Akkreditierung ein „Punktepaket“: Ein Hollywoodstar bzw. Produzent hat zum Beispiel 400 Punkte, ein Teilnehmer des Marktes nur deren 130. Kurzfilmer und Presse bekommen gar keine Punkte. Somit ist sichergestellt, dass um 19:30 nur die wahren, waschechten VIPs auf dem roten Teppich landen.
Lieber Alex,
danke für Deine Mühen und das Fototagebuch aus Cannes! Ich hab mich sehr über die Bereicherung dieses Blogs gefreut, zumal es sonst kaum Fotos von „hinter den Kulissen“ gibt. Von meiner Seite aus können wir das gern auf weitere medienbezogene Events ausdehnen, da telefonieren wir einfach mal in Ruhe. 😀