Seit ich Sex and the City – The Movie gesehen habe, schwirrt mir im Hinterkopf die Thematik der Parallelwelten herum. Männer und Frauen leben natürlich in derselben Welt, doch unterschieden sich die Existenzen oft völlig. Der Archetyp Mann trinkt Bier, guckt Fußball, hat einen Tunnelblick für das Wesentliche und schläft ein, sobald der Sex für ihn befriedigend war. Der Archetyp Frau trinkt Sekt, kommuniziert, macht irgendwie alles gleichzeitig und hinterfragt sofort die Grundfesten der Beziehung, wenn nur mal eine Kleinigkeit nicht stimmt. Und und und.
Stop.
Ich will nicht auf die geschlechtlichen Unterschiede und die Vorurteile hinaus, ich will auch keine Emanzipationsdiskussion anregen, und ich will mich nicht als Macho und die Frauen als Softies hinstellen. Nein, ich will zum Bild der Frau in den Medien eine Frage stellen.
Es dürfte ja kein Geheimnis sein, dass die Medien eine stark männerdominierte Angelegenheit sind. Klar gibt es Regisseurinnen, Kamerafrauen, Autorinnen, Producerinnen, Komponistinnen und so weiter (die Schauspielerinnen nicht zu vergessen), aber das Gros der Leute an einem Set sind nunmal Kerle. Und wenn ich mich an meine Erfahrungen aus den Filmhochschulbewerbungstagen zurückerinnere, sind viele der Frauen in den Jobs am Set sehr … maskuline Versionen ihrer Spezies. Eine Aufnahmeleiterin muss nunmal fluchen können wie ein Bierkutscher, um ihre Schäfchen effektiv zusammenzutreiben, das ist im Endeffekt so wie diese Schüchternen-Story bei Police Academy.
Nun, wenn die Medien männerdominiert sind, wie ist dann die Rolle der Frau auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm? Natürlich zielgruppengerecht gecastet, hergerichtet und mit entsprechendem Text. Doch hat die Schauspielerin immer noch alle Möglichkeiten, sich in dieser rigiden, vorgegebenen Struktur mehr oder weniger weiblich zu geben.
Zur Zeit gucke ich viele Crime-Serien, die ich im TV aufzeichne und während der viel zu viel vor dem Computer verbrachten Zeit direkt auf dem Bildschirm ansehe. CSI Miami, Las Vegas und New York, Criminal Intent, Monk, The District, The Closer und Close to Home.
In all diesen Serien kommen Frauen in Hauptrollen vor, und alle geben sie sich natürlich unterschiedlich. Die meisten jedoch sehr maskulin, da es sich ja um toughe (kommt mir nicht mit „taffe“!) Ermittlerinnen handelt. Es gibt zwei Ausnahmen, das eine ist Jennifer Finnigan aus Close to Home und das andere ist Kyra Sedgwick aus The Closer. (Übrigens spricht man „closer“ mit stimmhaftem s, weil es um das Abschließen von Fällen geht, nicht mit stimmlosem s, was ja nur „das nähere“ oder „je näher“ bedeuten würde)
Jennifer Finnigan tritt zwar sehr weiblich auf, aber dabei hift ihr ihr blond-braves Kirchenchoraussehen und das in die Serie hineingeschriebene Baby. Kyra Sedgwick dahingegen legt ihre Rolle einer Frau mit Alters- und Gewichtskomplex in einer testosterongetränkten Welt sehr geschickt an: Oft kramt sie in ihrer Handtasche, kommt mit einem technischen Gerät nicht zurecht oder konzentriert sich plötzlich auf völlig nebensächliche Dinge, nur weil es eben sein muss. Sie verfährt sich und kann auch nicht besonders gut einparken. Und viele Millionen kleine Dinge mehr.
Nun frage ich mich: Sind das Vorurteile, die sie in ihre Rolle aufnimmt, um den männlichen Zuschauern besser zu gefallen, oder sehe ich da tatsächlich mal eine echte Frau in der Rolle eines toughen Cops? Was meint Ihr?
Unabhängig von der dahinterliegenden Intention finde ich ihr Spiel nämlich schlichtweg fantastisch, sie ist für mich die einzige Frau in den o.g. Serien, die nennenswert Profil entwickelt.
Ob das jetzt „typisch Frau“ oder „typisch Südstaatenpomeranze“ (man beachte ihren Dialekt im Original) sein soll, kann ich ehrlich gesagt auch nicht so sagen — aber grundsätzlich mag ich Kyra Sedgwick sehr und sie ist wirklich absolut großartig in der Serie…!
Allerdings denke ich doch, dass es neben den beiden von dir erwähnten auch diverse andere positive Beispiele gibt…aber irgendwie bin ich jetzt zu müde, um sie aufzuzählen… 😉
Ohne jetzt klugscheißern zu wollen – ach was, eigentlich schon – es ist genau umgekehrt. Das Schließen wird mit dem weichen S gesprochen, das Nahe mit dem scharfen. So jedenfalls habe ich es (kennen) gelernt und so steht es auch im Merriam-Webster. Aber egal wie man’s nun spricht, ist ’ne gute Serie. 🙂
Stimmt natürlich, ich hab’s verdreht. Naja, war schon spät… 🙂