Heute war sie endlich im Briefkasten, die Einladung zum neuen Indy-Abenteuer. Das letzte Mal, als Dr. Jones auf der Leinwand zu sehen war, stand die Mauer noch, ich hatte noch 5 Jahre Schule vor mir und war kinomäßig ohnehin wesentlich leichter zu beeindrucken als heute.Wir Teenager geiferten damals wochenlang auf den Tag unseres Kinobesuches hin, lachten uns scheckig ob der noch so prallen Gags (ein Autogramm von Hitler, also echt!), trauten uns natürlich nicht, Stunts nachzumachen und wollten allesamt Archäologie studieren.
Ich bin gespannt, ob der neue, wohl letzte Indiana Jones unseren über Jahrzehnte gewachsenen Anforderungen auch nur halbwegs genügen kann. Nichts ist so verzerrt wie Kindheits- und Jugenderinnerungen, ein Film wird nie in der Lage sein, diesen gerecht zu werden. Aber wenigstens will ich mich amüsieren, wenn ich dann im Kino sitze.Was mit dieser Einladung ebenfalls sachte ausklingt, ist die lange Ära der analogen Pressearbeit: Früher wurde ausschließlich per Post eingeladen.
Heute geht fast alles digital, und bei manchem Verleiher muss man einen Ausdruck der Einladung zur Vorführung mitbringen. Als ob man ein PDF nicht beliebig oft ausdrucken könnte, duh! Die letzte papierne Einladung, die ich vor dieser hier bekommen habe, ist Monate her.
Früher hab es ja auch noch Fotoabzüge oder fortschrittliche Dias zum Film, hier scannte jede Redaktion noch selbst. Daher sahen dieselben Bilder in verschiedenen Zeitungen auch anders aus, denn ohne vorgegebene Farbprofile kommt natürlich bei jedem Scanner was anderes heraus. Auch wurden den Radiokollegen noch Kassetten (!) und später CDs mit Tonausschnitten zur Verfügung gestellt. Heute gibt es nur noch Materialien für das TV-Geschäft auf physischem Medien, in Bälde dürfte auch dieses in HD vom Presseserver herunterzuladen sein.
Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, und ich finde das super. Wo heute noch kleine Schlupflöcher und Logikhürden sind (z.B. besagte Ausdrucke), wird es morgen sicherlich ein kompetentes Akkreditierungssystem für Journalisten geben, das das ganze, teilweise hochnotpeinliche „Du kommst hier nicht rein“-Kompetenzgerangel verschiedenster Parteien ad acta legen wird.
Aber auch ich habe mich digitalisiert: Wenn ich mich unten im Wohnzimmer vor die Glotze hocke, ärgert es mich mittlerweile, dass ich nicht wählen kann, was ich anschauen will, sondern gezwungen bin, aus dem laufenden Programm einen Sender auszuwählen. Ich kann keine Pausen überspringen, ich muss den Anfang einer Sendung erwischen und es muss was laufen, das mich interessiert. Es ist der Horror schlechthin, wenn man sich mittags vor die Glotze hängt und eine Kleinigkeit isst: Es kommt im Grunde nur Scheiße, unterbrochen durch grauenhafte Werbung. Kein Wunder, dass Leute im ganzen Land am Rad drehen, bei dem Dreck im tagsüber-Fernsehen. Man kann förmlich fühlen, wie einem die wertvollen IQ-Punkte zum Ohr raustropfen.
Durch die Digitalisierung der Welt sind die Informationen (also auch Filme) natürlich leichter zu erreichen, doch besser werden sie davon eben noch lange nicht. Da lob ich mir ab und an eben das Old-School-Filmvergnügen eines guten Regisseurs mit fähigen Schauspielern, perfekter Musik und eben passend dazu mit analoger Einladung. Dazu werde ich ein analoges Popcorn genießen, denke ich.
PS: Ausdrucken des obigen Bildes und Auftauchen bei den natürlich nicht veröffentlichten Terminen hilft nichts: Die Einladung ist eine Faltkarte.
PPS: Angeblich ist Indy 5 kein Ding der Unmöglichkeit.