Über ein Filmquiz und das Blogmarketing dazu

Bei der Welt steht ein Filmquiz online: Auf den Punkt gebracht – Das Kino-Quiz heißt das gute Stück, doch ein wirkliches Quiz ist es nicht wirklich. Es gibt zwar Fragen zu beantworten, doch gibt es weder Feedback über die Richtigkeit der Lösung noch eine Möglichkeit, Punkte zu sammeln. Multiple Choice und Punktesammeln gehören zwar nicht unbedingt zwingend zu einem Quiz, aber wenn man nur „weiter“ klicken braucht, ist der Anreiz, mitzumachen, eher gering. Man kann keinen Highscore erreichen, sich nachher nicht als Kenner feiern lassen, sondern lediglich die 38-seitigen Frage-und-Antwort-Strecke durchklicken. Dabei sind die Fragen auch nicht unbedingt der Knaller: Auf jede Frage passen viele Filmantworten, doch richtig ist nur eine. Rückwirkend betrachtet kann der Zusammenhang Frage-Film maximal als lose oder vage bezeichnet werden.

Wer käme schon bei der Frage „Zwei Drittel Peng-Peng, ein Drittel murmel, murmel“ zwingend auf Apocalypse Now? Oder kann von „Fiese Männer in dunklen Zimmern“ auf den Paten? Und vom Godard-Zitat „Ein Film muß ein Anfang, eine Mitte und ein Ende haben – aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge“ ausgerechnet auf Pulp Fiction? Als gäbe es keine anderen Filme, auf die diese Bezeichnungen zuträfen.

Und genau das ist das Problem, wenn in nur eine Richtung gedacht wird: 6 plus 3 ergibt immer 9, doch 9 kann ja auch 3 mal 3 sein. Oder auch 4 mal 2 plus 1. Die „Quizfragen“ treffen zwar auf den jeweils gesuchten Film zu, lassen aber praktisch immer eine andere, ebenso berechtigte richtige Lösung zu. Doch die wäre laut der willkürlichen Auswahl der „richtigen“ Ergebnisse dann falsch. Ein gutes Quiz zeichnet sich m.E. dadurch aus, daß die Fragen nur eindeutige Antworten zulassen, oder es sind mehrere Ergebnisse möglich. Aber einfach nur undifferenzierte Fragen (wie Stammzellen) willkürlich mit Filmen zu verknüpfen und das Ganze ohne Bewertungsmechanismus als Quiz zu verkaufen, ist meiner Meinung nach unschön. Dabei können eindeutige Fragen ja auch gewaltig knifflig sein, siehe das jährliche Rätselrennen der SZ.

Doch warum rege ich mich so auf, es ist doch nur ein weiteres Filmquiz irgendwo im Internet? Der Grund ist einfach: Mir wurde eine e-Mail geschickt, in der ich auf dieses Quiz hingewiesen wurde, angeblich würde meine Seite, die „Appetit auf Popcorn macht“, durch das Quiz „noch unterhaltsamer und informativer“. Gelinde gesagt, halte ich das bei diesem Quiz für ein Gerücht.

Zu den Marketingmechanismen und -motivationen hinter diesem Quiz kann der Werbeblogger oder ein anderer Medienblogger sicher mehr sagen als ich – um das Attribut des Auslösers einer viralen Kampagne zu verdienen, reicht besagte Mail jedoch sicher nicht (siehe auch hier). Ganz deutlich zeugt die offenbar mehrfach versandte Mail jedoch davon, daß ein Trainee aus dem großen Springer-Konzern damit beauftragt wurde, Medienblogs gezielt und scheinbar persönlich anzuschreiben, um für Nennung des Quiz zu werben. Ich lese jedenfalls nichts von „Pressemeldung“, und mein Name lautet auch nicht Bergmann.

Hätte der Absender der Mail bzw. dessen verantwortlicher Vorgesetzter keinen Hehl daraus gemacht, daß es sich um den Hinweis auf ein Filmquiz auf einer seiner Webseiten handelt, hätte ich so eine Hinweis-Mail völlig okay gefunden. Man kann ja nicht alles mitbekommen und ein bißchen Eigenwerbung schadet nie. Doch die scheinbar persönliche Ansprache, dieses Bauchpinseln und Honig-ums-Maul-Geschmiere halte ich für unseriös. Was bricht dem Konzern denn ab, einfach zu schreiben: „Auf unserer Webseite XY finden Sie ein Filmquiz, das möglicherweise interessant für Ihre Publikation ist. Ihre Adresse haben wir einen unserer Trainees ergoogeln lassen. Wir würden uns freuen, wenn Sie zu unserem Filmquiz verlinken würden. Vielen Dank, …“

Auch wenn nicht Herr Bergmann, sondern mein richtiger Name verwendet worden wäre, wäre ich (wie übrigens sicherlich 99,9% aller anderen, die fit genug im Web sind, um sich einen eigenen Blog einzurichten) nicht auf den Trick hereingefallen. Stattdessen werde ich geködert wie „der zukünftige Gewinner dieses tollen Audi A4, nur die Karte ausfüllen und in die Box einwerfen, wir melden uns bei Ihnen (und natürlich hunderte andere, an die wir Ihre Adresse verkauft haben, siehe das Nanogedruckte)“, also wie bei diesen Pseudo-Gewinnspielen, die oftmals im öffentlichen Raum oder in Kaufhäusern stattfinden. Plump. Das sagen übrigens auch die Kommentare auf der Quiz-Seite.

Wenn dies nun die Feuerprobe für den armen Trainee war, dann tut er mir leid: Sicher hat er es nur gut gemeint, wußte es nur noch nicht besser. Doch wenn dies tatsächlich das ist, was ein ausgewachsener Redakteur sich unter einer gelungenen viralen Kampagne bzw. einem guten Quiz vorstellt, dann ist das leider wirklich arm. Ist wirklich nicht persönlich gemeint, liebe Kollegen – aber gebt mir bitte einen Beraterjob bei Euch!

gezieltes Online-Marketing für Filmquiz bei Welt-de

3 Gedanken zu „Über ein Filmquiz und das Blogmarketing dazu“

  1. Also das hat nichts mit „viral“ zu tun. Viral würde bedeutetn, dass sich das Quiz von ganz alleine verbreitet ohne Zutun des jungen Mannes. Viral wäre es, wenn das Quiz gut ist. Da es scheinbar lahm ist, musste man wohl mit Spam nachhelfen. Das macht die Sach enur noch peinlicher. Aber wie man sieht, er hat den Link hier dann doch noch bekommen. Und gerade bei Springer denkt man doch sicherlich „Jede Aufmerksamkeit ist gute Aufmerksamkeit“. Gratulation! 😉

  2. Naja, man hätte den Link aus der hier zitierten Mail sicherlich auch abschreiben können, da hab ich gedacht, ich kann ihn auch gleich klickbar machen. Aber Du hast recht: Wäre die Mail nicht so unglaublich plump gewesen, hätte ich sicher nicht auf das Quiz hingewiesen.

  3. Ich würde ja in ein paar Wochen mal googlen auf wievielen Seiten denn Verlinkungen zu dem Quiz stattfinden, im Moment ist es erst eine.

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