Des Journalisten Traum …

… kann wahr werden. Ein Ausflug in den Computerbereich: Dort begeben sich die VIPs der Computerindustrie (Namedropping: Steve Jobs, Bill Gates und solche Kaliber) auf die vom Wall Street Journal-Technikjournalisten Walt Mossberg ins Leben gerufene Konferenz „All Things D„, um seinen Fragen Rede und Antwort zu stehen. Mossberg muß also nicht zu Kreuze kriechen, um gnadenhalber ein 5-Minuten-Interview zu bekommen, vielmehr kommen die Gurus zu ihm bzw. auf die Konferenz, um mit ihm auf Augenhöhe und in entspannter Atmosphäre die Gedanken und Visionen kreisen zu lassen. Traumhaft! (Macnews)

Daß das im Filmjournalismus möglich wäre, wage ich zu bezweifeln: Zum einen denke ich, daß hierzulande kaum ein einzelner Journalist genug Zugkraft hat, um die Regisseure und Filmemacher der Welt überhaupt erst anzuziehen*, zum anderen interessieren sich wohl (leider) nur noch wenige Leser oder Zuschauer für das eigentlich cineastische am Filmemachen (nur zu oft werden Pressekonferenzen und Gruppeninterviews verwässert durch Mode- und Lifestylefragen, die mit dem Filmereignis rein gar nichts zu tun haben) und drittens habe ich den Verdacht, daß die PR-Verantwortlichen unserer Zeit irgendwie annehmen, die Stars dürfen alleine nicht raus.

*Ich will hier keine Kollegen beleidigen, man muß jedoch auf die Unterschiede der Themenfelder eingehen: Es gibt nur relativ wenige Visionäre in der Computerindustrie, zumindest nur wenige mit entsprechendem Einfluß, und die Kundschaft braucht das Produkt weltweit. Filmemacher dahingegen gibt es relativ viele, und jeder hat seine eigene Message. Die Kundschaft variiert nach Geschmack, noch dazu ist Kinogehen ein optionales Vergnügen. Versucht man in puncto Namedropping einen Vegleich zu Gates und Jobs zu ziehen, gibt es sicher bald Diskussionen: Spielberg, okay, Scorsese natürlich auch, Polanski sowieso, aber was ist mit Kaurismäki oder Almodovar? Und was mit den finanziell erfolglosen, weil unverstandenen? Und den deutschen Superstars: Tykwer, Dörrie, Petersen? Wie man es dreht und wendet, im Kulturjournalismus ist es eben nicht so leicht, die VIPs von den Ps abzugrenzen, weder auf der Seite der zu Interviewenden, noch auf der Seite der Interviewer. Bei den Computern ist das leichter: Umsatz, Benchmark-Vergleiche, Marktanteile, fertig ist der Visionär. Denn hier bestätigen die Verkaufszahlen die Vision. Im Film (und in der Kunst ganz allgemein) erkennt der Laie sowas meist erst Jahre später, wenn überhaupt. (siehe „Starship Troopers“ (Buch wie Film) und den embedded Journalism der Neuzeit.)

PS: Wenn jemand ernsthaft mal so ein Filmforum gründet, will ich unbedingt mitmachen!

Nachtrag: Das Video des Treffens von Steve Jobs und Bill Gates kann hier angeschaut werden.

2 Gedanken zu „Des Journalisten Traum …“

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