Endlich: Clerks II

Heute hatte ich das große Vergnügen, Clerks II sehen zu dürfen.

Wir erinnern uns: Mit der privaten Finanzierung von Clerks riskierte der 1994 noch völlig unbekannte Kevin Smith die Privatinsolvenz, traf aber den Nerv der damaligen Twens und wurde zu einem Regie-Shooting-Star, auf den große Stücke gesetzt wurden. Es folgten der überaus kindische Mallrats sowie der unerwartet romantische Chasing Amy, Dogma mit der unvergeßlichen Buddy Christ-Jesus-Kampagne, und schließlich der grenzdebile Jay and Silent Bob strike back. Jersey Girl sollte (meines Wissens) die „Jersey Trilogy“ beenden, doch Smith hatte bereits mehr als drei Filme in seinem Heimatstaat New Jersey gedreht, weswegen diese Zählung bald versickerte.

Nun hat Kevin Smith wieder an seinem Meisterstück gerührt, und eine Fortsetzung von Clerks gedreht. Keine leichte Aufgabe, denn Kultfilme fortzusetzen, ist ja schon mehrfach mißlungen. Doch meines Erachtens hat Kevin Smith die Kurve gekriegt, und das mit Würde. Zuerst zum Plot:

Die Freunde Dante (Brian O’Halloran) und Randal (Jeff Anderson), bereits Protagonisten des ersten Teils, haben auch zehn Jahre nach den Ereignissen von Clerks keinen Sprung in ein „besseres Leben“ geschafft. Randal, der gandenlose Realist, will überhaupt kein solch besseres Leben, doch Dante ist unzufrieden. Er hat mittlerweile eine neue Freundin, die rassige Emma (gespielt von Kevin Smiths Ehefrau Jennifer Schwalbach Smith), die ihn heiraten und mit ihm nach Florida ziehen möchte. Dort kann Dante sich in das vom Schwiegervater gemachte Nest setzen und das langweilige New Jersey für immer hinter sich lassen.

Der Film spielt während des letzten Tages, den Dante in New Jersey verbringen soll. Zu Beginn brennt der Quick Stop Grocery-Markt aus dem ursprünglichen Film ab, was einerseits eine nette Überführung des Films von schwarz-weiß in Farbe ermöglicht, und andererseits den neuen Arbeitsplatz von Dante und Randal (der ja eigentlich in der Videothek gegenüber gearbeitet hat) im Fast-Food-Restaurant Mooby’s erklärt.

In die schon lange schwelende, sich nun in einem Gewitter entladende Liebesgeschichte zwischen Dante und seiner Chefin Becky (Rosario Dawson) weben sich eine Menge Nebenhandlungen, deren Highlights aus einem geradezu hysterisch komischen Star Wars vs. Herr der Ringe-Schlagabtausch unter Hardcorefans, einem extrem pikanten Abschiedgeschenk von Randal an Dante, und natürlich neben einer Szene auf dem Dach aus vielen weiteren kleinen Anspielungen für Insider bestehen.

Das Gute an Clerks II besteht meiner Meinung nach darin, daß Kevin Smith das Kunststück zustande bringt, alle Charaktere im Film als gegenüber dem ersten Teil deutlich gereift zu etablieren, und dabei deren Wesen dennoch in keiner Form verändert hat. Das Kind im Manne bleibt erhalten, es handelt sich hierbei also nicht einfach nur um einen weiteren Film mit denselben Schauspielern wie ein anderer von früher. Stattdessen sondiert Kevin Smith nun die Tiefen der 30er-Generation, und beweist einmal mehr, daß er ein meisterhafter Drehbuchautor und überaus fähiger Regisseur ist.

Dabei ist noch ein besonderer Aspekt von Clerks anzumerken: Clerks und Clerks II funktionieren nur für Zuschauer eines gewissen Alters, nicht zuletzt bedingt durch die Handlung und die im Film diskutierten Themen. Es bedarf also eine spezielle Art von Filmfreak, um die beiden Filme vorbehaltlos genießen zu können. Im Grunde ist das nichts anderes als die Geschichte des Jazz oder des Rocks, nur auf einer weniger philosophisch anspruchsvollen Ebene…

Ich wünsche ihm, daß er in Zukunft die Projekte seiner Wahl auf seine Art drehen kann. Und daß er nun vermag, Abschied zu nehmen von den Pipikaka-Witzen, wie eine Kollegin sowas gern formuliert…

Wer nun nicht mehr bis zum Start am 12. Juli warten möchte, dem sei der Trailer oder die Webseite des im Rest der Welt natürlich längst abgefeierten Films wärmstens empfohlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert