Zu Recht
interessieren sich die Künste seit jeher für das Phänomen der Macht. So auch das Kino. Und das in allen Genres, von der Satire über die Komödie bis hin zur Tragödie. Gerne auch als Schlüssellochblick, wie The Death of Stalin oder der Tod von Ludwig dem XIV oder wie kürzlich in Abendland.
Jetzt hat sich Guy Maddin, der sich in den Credits Regie und Buch mit Evan und Galen Johnson teilt, mit einer Riege exzellenter Schauspieler die G7 vorgenommen. Er hat sich für die satirische Schlüssellochperspektive der Betrachtung entschieden. Ganz ernsthaft informiert er mit dem Antext über die G7. Wer das ist, seit wann es sie gibt und warum es jetzt nur noch 7 statt 8 sind.
Zentrum des Film ist eine G7-Tagung unbestimmten Jahres auf Schloss Dankerode. Mit dem Aufstellen der sieben Staatschefs zum Gruppenfoto vor dem Schloss lässt Maddin seinen Film anfangen. Am auffallendsten im roten Kostüm und mit blonder Perücke ist die Gastgeberin Hilde Orlmann (Cate Blanchett). Sie wird flankiert vom verführbaren Maxime Leplace (Roy Dupuis) aus Kanada, mit Sylvain (Denis Ménochet) aus Frankreich, dem ständig in Schlaf fallenden Edison (Charles Dance) aus dem Weißen Haus aus Washington, Cardosa (Nikki Amuka-Bird) als Vertreterin Britanniens, Tatsuro (Takehiro Hira) aus Japan und Antonio (Rolando Ravello) aus Italien.
Nach dem Foto geht es zum gemütlichen Teil über, zu einem Essen in einem eigens errichteten Pavillon im Park. Auf dem Weg dahin will die Gastgeberin den Gästen einen sensationellen Fund vorführen.
In einem Loch in der Parkerde ist ein Archäologe (Ralph Berkin) dabei, eine Moorleiche auszubuddeln. Interessante Erklärung dabei, dass durch die Situation im Moor die Knochen sich aufgelöst hätten, aber dass durch die Haut die Leiche zusammengehalten werde. Hier deutet sich die spätere Zombietendenz im Film schon an und wohin die Reise geht. Die Szene erinnert an den deutschen Film Echo.
Beim gemütlichen Zusammensein soll noch die Abschlusserklärung zusammengeschustert werden. Das passiert wie bei einem Workshop, man bildet Gruppen, macht Brainstorming, schreibt Notizen auf Zettel.
Im Folgenden menschelt es liebevoll im Film und man hat den Eindruck, dass Guy Maddin und sein Team nun mit allen Mitteln versuchen, die Situation schwierig, aussichtslos erscheinen zu lassen. Er lässt das Personal und die Sicherheitskräfte verschwinden. Die G 7 allein im deutschen Park.
So wie Maddin seinen Cast nach Formulierungen für die Abschlusserklärung suchen lässt, so scheint er und sein Team nach Einfällen und Ideen gesucht zu haben, wie sie mit dieser Grundsituation einen Film füllen können.
Ein Luftstoß wirbelt die Notizblätter durcheinander, ein G7-Mitglied verirrt sich bei der Suche nach den Blättern und kommt dreckverschmiert zurück, ein Riesengehirn wird gefunden, ein Mädchen meldet sich allein aus dem Schloss und lässt unter den Protagonisten den Gedanken an Pädophilie aufkommen. Es gibt unerwartete Tête-à-Têtes und selbst die Moorleichen stehen plötzlich im Nebel; eine Fähre wie im Orkus kommt ins Spiel. Wenn es sich um einen Studenten-Kurzfilmulk handeln würde, so wäre das super, vor allem wenn dann die Ideen auch noch ein Pendant in der realen Politik finden würden.
Zu Recht interessieren sich die Künste seit jeher für das Phänomen der Macht. So auch das Kino. Und das in allen Genres, von der Satire über die Komödie bis hin...