Ein sehr merkwürdiger Zufall
steht am Ausgang dieses Frankentatortes von Michael Krummenacher nach dem Drehbuch von Bernd Lange.
Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) war in seiner Studienzeit in Berlin in eine geheimnnisvollen Dreier-Beziehung involviert. Diese bestand aus ihm, Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeier) und aus der Studentin Toni. Toni entstammt einer der wohl reichsten deutschen Fammilien, Hentschel. Diese dürfte zu jenen 10 Prozent der Deutschen gehören, die über etwa 60 Prozent des Besitzes in Deutschland verfügen. Über diese gesellschaftliche Unwucht, die bei weiterer Vergrößerung zum sozialen Problem werden kann, wurde unlängst in den Medien geschrieben.
Dabei ist vielleicht als Nebenbemerkung interessant festzustellen, dass diese 10 Prozent der reichsten Deutschen sich an der Finanzierung des bald 10-Milliarden-Euro-Potts für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Vergleich zu ihrer finanziellen Macht faktisch nicht beteiligen, was sind schon 18.36 Euro im Monat, wenn man Milliarden umsetzt.
Toni und Felix haben sich nach der Berlin-Zeit aus den Augen verloren. Felix ist seit Längerem mit Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) in Franken bei der Kripo gelandet. Ganz privat wendet sich Marcus an Felix. Er ist inzwischen Pfarrer geworden und will in der Kirche etwas zu Toni sagen. Hier erst erfährt Felix, dass Toni gestorben ist, Selbstmord heißt es. Ob Felix auch jetzt erst erfährt, aus welchen Verhältnissen Toni kommt, diese Info bleibt uns das Drehbuch schuldig.
Mit dem merkwürdigen Zufall dieser Bekanntschaft, verschafft sich der Film zwei Vorteile: Fabian Hinrichs kann sehr persönlich agieren, auch Betroffenheit zeigen; mit Dagmar Manzel ergeben sich auch so wieder fabelhafte Szenen, weit jenseits jeglicher TV-Routine. Zum anderen ergibt sich durch dieses Beziehungsgeflecht, egal wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich es ist, eine kammerspielhafte Dichte und Übersichtlichkeit.
Dieser Tatort ist dem Andenken an die BR-Redakteurin Stephanie Heckner gewidmet, die im Frühjahr verstorben ist. Will man ihn als Vermächtnis nehmen, so könnte man ihn so interpretieren: der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss ein Augenmerk auf diese gefährliche Entwicklung des Ungleichgewichtes zwischen Arm und Reich richten.
Als Kritiker könnte man vielleicht hinzufügen, dass die Schilderung dieser Superreichen-Verhältnisse, was Cast, Dialoge, Handlung (vor allem hinsichtlich des kriminellen Potentials solcher Kreise) Ausstattung und Inszenierung betrifft, verbesserungsfähig ist; so richtig glaubwürdig kommt das nicht rüber, Je exakter das Milieu studiert und gezeichnet ist, desto brisanter der Tatort, desto besser erfüllt der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Zweck als Ferment der Demokratie. Darin muss er dringend besser werden.
Der Job einer so machtvollen Fernsehredakteurin wie der von Stephanie Heckner dürfte heutzutage nicht leicht sein. Einerseits hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein steigendes Legitimationsproblem. Andererseits ist die Redakteurin Treuhänderin von sozial unfair zu Lasten einkommensschwacher Haushalte eingezogenen Haushaltsgebührengeldern und des Weiteren hat sie die Macht, darüber zu entscheiden, wer von diesen Geldern profitiert, wer Jobs bekommt als Autor, als Regisseur, als Produzent. Man kann sich gut vorstellen, dass um eine solche Redaktion herum ein reges Kommen und Gehen von Interessenten herrscht, die sich was versprechen davon, dass sie so eine Redakteurin – oder so einen Redakteur – kennen. Hinzu kommt aktuell der Sparzwang. Vor Jahren hat es mal bei einer der ARD-Anstalten einen Skandal um eine solche Position gegeben, bei dem öffentlich wurde, dass für die Macht, die diese Redakteure haben, sie relativ schlecht bezahlt seien.
Verschiedene Automarken werden in diesem Franken-Tatort gefahren. Interessanterweise ist immer nur das Audi-Signet auf dem Dienstwagen der Kommissare erkenntlich gemacht, deutlich erkennbar; immerhin etwas diskreter als das BMW-Zeichen bei den beiden Münchner Kollegen. Das wirkt in etwa so, wie im Film selber die Industriellen-Familie Kontakte zu den höchsten Kreisen hat, dass das Auto aus Franken selbstverständlich seine Werbung im entsprechenden Tatort bekommt; obwohl doch die Richtilinie, wenn ich das richtig verstanden habe, die ist, dass wenn Produkte erkennbar im Öffentlich-Rechtlichen gezeigt werden, es immer mehrere, vergleichbare Produkte sein müssen. Also müssten auch hier mindestens zwei weitere Autormarken ebenso deutlich kenntlich gemacht werden mit ihrem Markensignet.