oder:
ein nordisches Schicksal: ein Mann namens Johann
Der deutsche Titel dieses Filmes von Hallvar Witzo nach dem Drehbuch von Erlend Loe scheint zwar die wörtliche Übersetzung des norwegischen Originaltitels: „Alle hater Johan“ zu sein. Trotzdem erscheint er mir zu popelig, da er assoziiert, es handle sich um einen Kinderfilm, in dem es um einen diskriminierten Jungen geht. Das stimmt zwar auch.
Aber der Film ist doch einiges mehr. Er müsste eher in Anlehnung an Ein Mann namens Ove „Ein Mann namens Johan“ heißen, da er ein breitgefächertes, faszinierendes Porträt eines Nordländers abgibt, hier eines Typen wie einem Urvikinger, der entsprechend urig mit dem Handwerk des Sprengens umgeht – nicht das Dynamit ist gefährlich, Feiglinge seien es. Das lernt Johan, der 1943 auf der norwegischen Insel Titran zu Welt kommt, von kleinauf.
Johans Eltern sind erfolgreiche Guerillasprenger im Zweiten Weltkrieg. Sie sprengen jede Menge Brücken, nicht immer nur zum Nachteil der Nazis. Insofern sind sie schon Außenseiter und stehen in Konkurrenz zu anderen Undergroundgruppen, die zum Beispiel mit den Engländern zusammenarbeiten.
Sprengungen begleiten den Buben, Sprengungen begleiten den erwachsenen Mann, Sprengungen nehmen ihm die Eltern weg und beschädigen andere ihm Nahestehende.
Es gibt eine Phase, da arbeitet Johan, der Film arbeitet sich jahrzehnteweise voran von 1943 bis ins Heute, als professioneller Sprengmeister in der USA, Türme, Brücken. Er kehrt zurück. Denn nie lässt ihn seine Jugendliebe und ehemalige Buddelkastenfreundin Solvor los. Das wird eine Geschichte von Missverständissen und Unfällen.
Hallvar Witzo erzählt die Lebensgeschichte dieses Mannes, der je erwachsener er wird, desto mehr sich zum Urvikinger-Mannsbild mit einer Schnittmenge zu unserem Jesusbild verändert, mit einer narrischen Begeisterung dafür, was sich im Kino auf großer Leinwand mit bescheidenen Mitteln und den entsprechend malerischen Fjorden Aufregendes herstellen lässt. Hallvar Witzo nimmt die Erzählhaltung ein, als handle es sich bei seiner Geschichte um eine Art Western-Ballade, die gegen Ende hin droht, außer Rand und Band zu geraten.