Frei von der Leber weg
Diese Lebenslinien von Annika Braun unter redaktioneller Betreuung durch Rachel Roudyani leben vom nicht enden wollenden Redefluss des Protagonisten und Kabarettisten Simon Pearce. Man hat nicht den Eindruck, dass die Texte vorher durch einen minutiösen Opportunismus-Filter gehen, ob sie ihm nun nützen oder nicht. Sie kommen wie frisch von der Leber weg und sind dadurch gewinnend und sympathieschaffend.
Ok, es sind auch Promi-BR-Lebenslinien. Und für einen Kabarettisten, der ja, wie Django Asyl mal zu Papier gegeben hat, das Modell des Manchester-Kapitalismus in Reinkultur repräsentiert – je mehr Zuschauer einer hat, desto mehr Umsatz macht er – sind solche Personality-Shows unbezahlbar, sie sind Werbung ganz klar; in diesem Falle aber ist die Sendung auch mehr. Denn der BR hat der Mutter von Simon Pearce nach wie vor etwas gutzumachen, da sie wegen des schwarzen Vaters jahrelang beim BR nicht engagiert wurde. Das geht ja nicht, dass eine Bayerin mit einem Schwarzen zusammen ist und auch noch Kinder hat mit ihm.
Von Rassismus kann auch Simon Pearce einiges erzählen. Wobei er meint, die richtig plumpen, tätlichen Angriffe, die besonders mit der Pubertät einsetzten, das sei wenig im Vergleich zu dem, was er auch heute noch tagtäglich an subtilen Bemerkungen und Verhaltensweisen zu spüren bekomme.
Das ist eines der Themen, dass er auch nur über diesen bei den Sendern vorhandenen Rassimus und das Denken in solchen Clichees überhaupt zu Rollen gekommen ist, radebrechende Ausländer, die nach ihrer Herkunft gefragt werden und dann allenfalls in bestem Bayerisch antworten können, aus Pullach.
So glaubt Simon Pearce auch, dass seine Clownerei, sein Showneed durchaus als Schutzschild gegen den Rassimus zu sehen sei.
Am Ende des Filmes wird noch eingeblendet, dass seine Mutter, Christiane Blumhoff, kurz nach Ende der Dreharbeiten gestorben sei. Irgendwann hat der BR sie dann doch wieder engagiert.