Schatzkammer Berlin – Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Für den Kulturbeflissenen

erweist sich diese Dokumentation von Dag Freyer als wahre Fundgrube, eröffnet einen Einblick in die immensen Sammlungen und Schätze der Stiftung Preussischer Kulturbesitz (und bei Wikipedia), die eine Ansammlung unterschiedlichster Museen mit Spezialisten auf allen Gebieten ist.

In diesen Museen wird nicht nur ausgestellt und konserviert, hier wird auch geforscht. Und nicht nur hier. Da kommt es zu einem Ausflug nach China zur Betrachtung von buddhistischen Höhlenschätzen. Oder es gibt einen Ausflug nach Kamerun und zu einem immer noch existierendes Königreiche Bamun. Der Thron des Sultans aber steht in Berlin im Museum; keine Raubkunst, ein Geschenk an Kaiser Wilhelm. Hm, Kolonialismus.

Der Kommentar im Film versucht die Kunstwelt mit Lebensfragen in Verbindung zu bringen und so attraktiv und zugänglich zu machen. Die Museen werden gerne mit Besuchern gezeigt. Es gibt Performances von Personen, die Museumsstücke wie Monstranzen vor sich hertragen, auch in der Öffentlichkeit.

Die Dokumentation von Dag Freyer gibt punktuell Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten der Museen, Kooperationen, Thema Restitution, zB des Throns von Bamum, die Involvierung in Rettung von Kulturschätzen und Wiederaufbauthema in Syrien (Aleppo-Zimmer in Berlin). Die Ausbildung von Flüchtlingen zu Museumsführern.

Die Dokumentation betont den Zweck des Museums als nicht verstaubtem, reinem Ausstellungsort, sondern als Impulsgeber auch für die Zukunftsgestaltung der Gesellschaft, als Bildungsort und Ort der Wissensschöpfung.

Einzelne Objekt werden detailliert vorgestellt: die Büste der Nofretete, der Berliner Goldhut, das älteste erforschte Schlachtfeld, erste Schriftstücke, Münzen, Humboldtnotizen, die Höhle der hängenden Tauben, Holbein-Teppiche und Beuys.

Den Film im Kino zu genießen dürfte für den Cinéasten eher unersprießlich sein, wenn jemand nicht gezieltes Interesse an diesem einmaligen Museumskomplex hat. Er ist aber auch zu groß, um als eine spannende Geschichte in 90 Minuten verpackt zu werden, wie es neulich dem Canaletto-Film gelungen ist. Wobei bei diesem das Glück ist, dass das Werk von Canaletto mit der spannenden Biographie seines Mäzens und dem britischen Königshaus verbunden ist.

Hier bei Dag Freyer ist Kino als PR-Aktion und Werbeveranstaltung zu verstehen, als Präsentation einer Kultureinrichtung – jedoch nicht mit dem systematischen Röntgenblick eines Frederick Wiseman – sondern als Schaufensterveranstaltung nach dem Slogan eines Rekommandeurs „Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie“. Der Film bemüht sich, Berührungsängste zu nehmen.

Die gefährlichste Weltanschauung ist die Anschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben (Alexander von Humboldt).

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