Mein Leben mit James Dean

Kino-Liebes-Clique.

Irgendwo in der Normandie liegt Le Treport am Ärmelkanal. Wie von Gott vergessen. Es gibt sogar ein Kino. Und das Hotel Le Calais.

Hier wird Géraud Champreux (Johnny Rasse) untergebracht. Er will im örtlichen Kino seinen Film „Mein Leben mit James Dean“ zeigen. Über den Film sagt er, er sei ein bisschen anders, etwas Besonderes, also nicht ein üblicher Liebes- oder Actionfilm. Es ist ein Kinoträumerfilm. Ein James-Dean-Träumer-Film. Vielleicht sogar eine LiebesDiebesFilm.

Es geht um die Liebesbeziehung von Géraud zu Ludwig (Tancredi Volpert), einem verheirateten Schauspieler, seinem Protagonisten. It’s a bit different. Die Ausschnitte, die zu sehen sind, sind – wie dieser Film von Dominique Choisy auch – überaus artifiziell, Liebesverhältnisse, Sehnsüchte, Zueinanderkommen, Auseinandergehen, einander Nachstehlen und Nachstellen sind die Elemente zwischen den Menschen. Immer die Liebe. Die richtige Liebe. Die passende Liebe.

Film und Fiction, Liebe, Kinotraum und Leben werden kunstfertig ineinander verquirlt. Wie Motten ums Licht tanzen ein paar Figuren im Ort umeinander auf der Suche nach der Liebe ums Kino.

Die Kino-Veranstalterin Sylvia van den Rood (Nathalie Richard) kämpft um ihre Freundin Louise (Marie Vernalde), die mit einem Immobilienhai unterwegs ist. Balthazar (Michael Pelissier), der Filmvorführer, der von Männern träumt und noch keinen gehabt hat, verfällt dem Regisseur Géraud. Die junge Frau von der Hotelrezeption Gladys (Juliette Damiens) übt die Nina aus Tschechows Möwe; wie sie erfährt, dass Géraud Filme macht, ist sie hin und weg von ihm.

Es ist eine kleine Traube von Menschen, die nicht loskommen voneinander, das geht momentweise an die Grenze eines zarten Slapsticks. Bald sind sie vercliquet, bald stalken sie einander. Das sind amüsante Bilder im leeren Städtchen, alle 30 Meter einer oder einer, die den anderen oder die andere verfolgt, geheimnisvoll, um nicht aufzufallen, auf leisen Zehen. Liebesreigen. Was treiben die anderen, was treibt der andere, was treibt die andere, auf den oder die die Sehnsüchte projiziert werden?

Die Kamera ist seelenruhig, kann sich vermutlich ab und an ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn die Handlung aufflackernd Schelmenhaftes (Diebe der Liebe?) annimmt; die Settings sind wundervoll ausgeleuchtet und geschmackvoll eingerichtet, viel Monochromes in warmen Farben oder ausgewählte Blumentapetenmusterungen.

Im Zentrum dieser Anziehungs-Kräfte steht der Regisseur, der mit einer gewissen James-Dean-Näher gecastet wurde. Er ist vielfältigen Wünschen und Begehren ausgesetzt mit seinem Film, den freiwillig kaum jemand sehen will oder dann nur aus persönlichen Gründen oder weil Tony (Julien Graux) vom Altenheim ein Nachsehen hat und eine Busladung älterer Menschen zum Kino begleitet. Mit seiner Position und mit dem Thema seines Filmes löst Géraud Wünsche aus. Ständig macht er sich Notizen für seinen nächsten Film, er träumt von einer Mischung aus Bollywood und Möwe; auch sie ist Ausdruck dieses Hauches von fabellhafter Possenhaftigkeit in der Haltung von Dominique Choisy zum Thema Liebe und Kino und den Mühen des Autors.

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