The Greatest Showman

Hollywood at its Gelecktest.

Die betagte Dame Hollywood, geliftet, faltenfrei und mit extrahierten Tränensäcken möchte sich noch mal derrappeln, möchte sich erinnern, kämpft gegen häufige Absenzen (dafür spricht der Schnitt), möchte den alten Studiostaub nochmal aufwirbeln.

Oder: die alte Dame Hollywood geht in sich, fragt sich, waren wir mit unserem Starsystem nicht ebensolche Freaks wie diejenigen in Zirkus Barnum, dessen Gründer P.T. Barnum (Hugh Jackman) dieser Film von Michael Gracey nach dem Drehbuch von Jenny Bicks und Bill Condon gilt?

Stimmt es, dass Hollywoods Starsystem funkitoniert hat, egal, was die Stars spielten, egal, ob die Rolle passte oder nicht? Dass es bei Stars keine Besetzungsfehler geben kann, da sie eh nur als Abziehbilder ihrer selbst inszeniert, perfekt gedresst, geschminkt, beleuchtet werden mit ihren vom Gesichtschirurgen geschönten Gesichtern, dass man immer das Gefühl hat, die kommen gerade aus dem Wohnwagen, aus der Maske, aus der Garderobe neben dem Set und jetzt spielen sie in kleinen Ausschnitten wie im Staatstheater mit großer Pose ihre gut auswendig gelernten Sätze?

Der Kamera fällt nichts weiter ein als im öden Schnitt-Gegenschnitterfahren mit viel Brachfläche drumherum die Stars korrekt einzufangen mit ihrem automatischen Lächeln und ihren schön geöffneten Augen, die sie kaum mehr schließen können.

Und es geht um den amerikanischen Traum, der seit Mr. Trump zum stupiden Ellenbogentraum verkommen ist. Hier ist er noch möglich. Vom armen Schneiderbuben zum reichen Zirkusunternehmer mit fetter Villa.

Die Szenen, die den Boden für die Geschichte legen, die sind süß. Sie zeigen Barnum als Kind eines Schneiders mit löchrigen Schuhen. Sein Vater muss in einem superreichen Hause Anproben machen. Bub darf mit. Bekommt Blickkontakt zum etwa gleichaltrigen Mädchen Charity. Das erhält gerade Benimm-Unterricht von einer Gouvernante.

Das zeigen die wirklich schön und haben dafür goldige Kinder ausgewählt. Der Blick der beiden hat die Liebe gleich entbrannt. Er imitiert sie; sie bricht in prustendes Lachen aus, spuckt den Tee aus. Vom Vater bekommt der Bub eine Ohrfeige. Aber der Kontakt ist hergestellt.

Barnum verspricht Charity ein ebensolches Haus und einen ebensolchen Wohlstand. Obwohl er nichts hat außer seinem Talent zum Großtun, zum Zugreifen im richtigen Moment, zum Aufschneiden und dem Schmieden von Plänen.

Der Schock für den Zuschauer ist allerdings groß, wie nach einem Schnitt die beiden entzückenden Kinder Erwachsene sind. Der Bub wird jetzt von Hugh Jackman und das Mädel von Michelle Williams gespielt. Da ist das Zarte gänzlich verschwunden. Die Bewegungen dieser beiden sind ohne Leichtigkeit, ohne Elan. Es sind Hollywood-Stars geworden, die die Geschichte des Zirkus Barnum bebildern.

Diese Erfolgsstory erzählt der Film zügig, aber ohne Rücksicht auf eine dramturgisch-innere Entwicklung; er hackt bildlich die Stationen ab, macht einen auf Sichten der Chronologie, Antippen der einzelnen Stationen, immerhin mit recht leisen Szenen dazwischen, die aber zu offensichtlich auf bedeutungslastigen Rühreffekt aus sind und auch immer wieder gesungen, auch leise, Untertext, es wird eine wichtige Geschichte erzählt wird.

Weitere Hollywood-Stars, die mitspielen sind Zac Efron als Phillip Carlyle, den Barnum für seinen Zirkus requiriert und Rebecca Ferguson als Opernsängerin Jenny Lind. Diese lernt Barnum bei einem Gastspiel in London kennen und eröffnet ihr den amerikanischen Markt.

Sein erstes Geld für ein Wachsfigurenkabinett holt Barnum sich von der Bank mit Papieren, die den Besitz von Handelsschiffen bescheinigen, die er aus seinem Pleite gegangenen Handelskontor gerettet hat, in welchem er simple Zahlenreihen addieren musste; die Schiffe aber lagen längst im fernen Asien auf dem Meeresgrund. Den Studioeindruck kann der Film in kaum einer Szene ablegen. Und garantiert humorfrei ist er auch.

Immerhin erfährt man ein Bisschen was über diesen Zirkus und seine Entstehung.

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