Loving Vincent

Doppelte Annäherung an Van Gogh.

Outstanding, als würden die Bilder Van Goghs selber anfangen zu sprechen.

Vincent van Gogh hat sehr spät erst mit Malen begonnen, dann innert weniger Jahre über 800 Gemälde gemalt und zu Lebezeiten soll er nur ein einziges verkauft haben. Heute erzielen seine Gemälde auf Auktionen Millionenpreise.

Dorota Kobiela und Hugh Weichman nähern sich dem berühmten Maler auf doppelte Weise. Bildlich gesehen haben sie ein raffiniertes Verfahren angewandt: sie haben mit Originalschauspielern Szenen aus seinem Leben nachgedreht; diese wurden in der Postproduktion auf Schwarz-Weiß verändert; das ist der illustrierende Rückblendenzugang zum Künstler.

Als Hauptstory erzählen sie die Geschichte von Armand Roulin (Douglas Booth), dem Sohn des zuverlässigen Postboten Joseph Rouland (Christ O’Dowd), der nach dem Tod Van Goghs einen Brief von diesem an seinen inzwischen auch verstorbenen Bruder Theo ausliefern soll.

Diese Geschichte dient dazu, dem Leben von Van Gogh Geheimnis zu verleihen, indem die Befragungen auf der Suche nach dem Adressaten durch Armand widersprüchliche Hinweise auf dessen Tod und auch auf dessen Leben geben.

Dient die Geschichte dazu, Geheimnis zu schützen, so dient die Bildersprache dazu, sein künstlerisches Geheimnis zu offenbaren. Auch hier wurden die Szenen mit Schauspielern gedreht. 100 Künstler haben diese Bilder einzeln coloriert, angemalt und zwar in der Malmethode von Van Gogh, also mit kurzen farbigen Strichen, wobei überwiegend eine Kombination aus verschiedenen Farben ineinander diesen wunderbaren Effekt ergibt, durch welchen die Bilder Van Goghs so in Erinnerung bleiben. Van Gogh kinematographisch reanimated. Die Schauspieler flirren aus diesen Einzelbildfarbstrichen wie lebendig gewordene Gemälde, weil nicht ein Bild exakt gleich wie das andere koloriert ist.

Durch die Recherche erfährt Armand, der in malerisch gelbem Jackett gezeichnet ist, einiges über das Leben Van Goghs in Südfrankreich von Ärzten und Psychologen, Dorfbewohnern und auch, dass sein Bruder Theo ihn finanziert hat und von der unerfreulichen Begegnung mit Gaugin, der ihn besucht hat.

Die Umstände seines Todes erfahren verschiedene Interpretationen und Deutungen. Der Film wird auf diese Art zum Unikat einer Künstlerhommage, die versucht, sich in dessen Sicht der Welt hineinzufühlen. Die deutsche Synchro nimmt einen kränkelnden Ton auf, die angeschlagene Gesundheit Van Goghs berücksichtigend.

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