Alte Jungs – Rusty Boys

Datterfarce.

Ein Film aus Luxemburg. Ein reiner Luxemburg-Film. Luxemburg fährt alles auf, was es an Schauspielern hat. Vor allem alte. Ein Film über das Alter in Luxemburg, seine Sinnlosigkeit, seine Hoffnungslosigkeit.

Ein Film voller Lust am Nihilismus, am Pessimmus und daran, das Alter trottelig und als Selbstzweck vor dem Sterben darzustellen.

Der Film fängt an mit einem Blick in ein verlottertes Altenheim. Der Hausmeister treibt seine Geschäfte, verkauft den Insaßen Dinge, die ihnen fehlen, wie Fernsehprogramme über die Natur. Es stellt sich heraus, dass es dabei um Jäger und 5 nackte Frauen geht. Und das 20 Minuten lang! – wie die klischeehaft penetrante, junge Heimleiterin mit der strengen Frisur und der Brille meint. Sie kickt gleich mehrere Bewohner raus, auch weil sie rauchen oder weil sie für einen Mitbewohner zum Geburtstag eine Nutte organisieren. Einer aus dem Kreis der präsenilen Protagonisten wohnt in seinem Gartenhaus, züchtet Tauben. Einer hat eine Tochter, die Taxi fährt und deren Mann ist ein Klinik- und Altenheimclown.

Der Filmemacher Andy Bausch sieht alles am Alter, was dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehen kann, hebt es hervor, lässt die Alten trotteliger spielen als sie sind. Haut eine nervös-enervierende Zupf- und Hüpfmusik drüber. Lässt einen ein schwaches Herz haben und sogar sterben. Das ergibt eine Friedhofszeremonie.

Irgendwie spielen die Liebe und zotige Bemerkungen darüber auch noch mit. Vielleicht geht es Luxemburg, was der EU-Präsident Juncker früher mit Tricks zur Steueroase und dadurch besonders reich gemacht hat, nun besonders schlecht, dass sie mit diesem Leben nichts mehr anfangen können, keine Seriosität im Alter mehr aufbringen können. Bericht aus einer dekadenten Welt ohne Zukunft, schon gar keiner europäischen Zukunft.

Wunderbarerweise wird den Alten, die eine autonome Alters-WG in einem baufälligen Haus aufbauen wollen, ein Wohnmobil (kein Campingwagen) geschenkt. Das ist ähnlich lautend wie Autonomobil.

Um nach fast zwei Stunden zum Schluss zu kommen, schickt der Autor, der im Abspann versichert, während dem Schreiben weder Alkohol getrunken zu haben noch Auto gefahren zu sein, seine Mannen ans Meer, nicht nach Portugal, so weit kommen sie nicht, obwohl es dazu einen Bezugspunkt gäbe, denn die Enkelin eines der Senioren ist in der Schule die einzige Luxemburgerin, aber sie spricht luxemburgisch mit portugiesieschem Akzent, weil der Vater …

Immerhin, im Wohnmobil, das sehr viel Benzin frisst, sind 360 Jahre Luxemburg versammelt und ein Renteneinkommen von 6000 Euro monatlich, aber es stellt sich auch heraus, dass diese Herrschaften kaum je aus Luxemburg herausgekommen sind, der Film selbst charakterisiert seine Figuren als die Schtis von Luxemburg.

Es gibt eine Stelle, in der der Luxemburger Dialekt sogar untertitelt wird oder war es französisch? Der Zahnarzt will eine Biographie schreiben, das ist der befreiendste Moment im ganzen Film, wie er sein Tablet ins Meer wirft und „Scheißcomputer“ brüllt. Der Film blubbert daher wie ein träger Wasserfall oder wie ein Auto mit Unterdruck in den Pneus. Altenklamotte?

Kulturelle Wegmarken: Siegfried Lenz, Klaus Kinski, Johnny Cash

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert