Animals – Stadt Land Tier

Ich möchte noch das Schaf zerteilen.

Eine psychodelisch-somnambul-parahpänomenale Annäherung an das nicht greif- und dingfest machbare Fluidum der Liebe – und wenn die nicht aus Österreich wäre, so müsste sie bestimmt aus dem Surrealismus-affinen Belgien kommen.

Ein Sportwagen Coupé mit Wiener Kennzeichen kurvt über die Straßen der subalpinen Molasse am Alpennordhang am Genfer See. Drin sitzt Nick (Philipp Hochmair), Biedermann und Autor auf der Suche nach Kochrezepten für sein neues Buch. Er denkt sich nicht viel bei allem, was über das Buch hinausgeht.

Nick hat mit seiner Partnerin Anna (Birgit Minichmayr), einer Kinderbuchautorin, für ein halbes Jahr die großzügige altwiener Wohnung gegen ein Chalet in der Westschweiz getauscht. Sie will dort ihr erstes Erwachsenen-Buch schreiben.

Auf dem Weg ins temporäre Domizil vertreiben sie sich die Zeit mit einem Wörterfindespiel, einer sagt die Gattung, zB Tiere, der andere betet für sich das Alphabet runter, der andere sagt „Stopp“, dann kommt ein Buchstabe, sie sind beim Buchstaben S, sie schreit plötzlich Schaf, meint aber ein Schaf, was auf der Straße steht: Crash.

Nick ist nur leicht verletzt, interessiert sich vor allem dafür, wieviele Koteletts er aus dem Schaf herausholen kann. Anna hat beim Zusammenporall möglicherweise einen kleinen Dachschaden davongetragen, möglicherweise, der dem Film erst die flirrend, verwirrende Dimension von Parallelwelt, Déja-Vue-Welt, paraphänomenaler Koinzidenzwelt eröffnet.

Die seltsamen Glastüren aus ihrer Wiener Wohnung finden sich auch in dem reinen Holzchalet. In ihrer Wohnung in Wien, die während ihrer Abwesenheit von Mischa (Monat Petri) verwest wird, passieren indessen sonderbar parallele Liebesdinge zwischen dem Arzt Tarek (Mehdi Nebbou), der durch einen enttäuschten und möglicherweise verwirrten Liebhaber mittels einer Gartenschere einen Finger verliert, und Mischa; gleichzeitig hat diese aber Parallelerscheinungen als Andrea und als Eisverkäuferin am Genfer See.

Genauso wie eine einzigartig gecastete schwarze Katze mit ungewöhnlich affenhaft spitzen Ohren sowohl in der Wiener Wohnung als auch am Ufer des Genfer Sees auftritt, hier mit Anna und einer Skulptur im Genfer See, die eine Frau einen Drachen reiten lässt, ein merkwürdiges Triptichon bildend; die Skulptur „Gabel“, die im Genfer See steckt, die wird kurz darauf im Film ihre Aufwartung machen.

Die Musik unterstreicht und verfremdet noch dazu meisterlich die surreal-sommnambul-psychodelisch-delirierende, realitätsdifferierende Attitüde dieses Filmes von Greg Zglinski, der sein Drehbuch auf einer Vorlage von Jörg Kalt entwickelt hat.

Die Kamera von Piotr Jaxa nimmt die lakonische Haltung des Sich-Wunderns über das, was sich vor ihrer Linse abspielt oder gleich abspielen wird ein – mit explizit augenzwinkerndem Einverständnis der Regie. Ein Film, der sich mit Händen und Füßen gegen rationalisiernde Synopsis-Anstrengungen wehrt – denn die Liebe ist etwas Ver-Rücktes.

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