Namrud – Troublemaker

Jowan Safadi

ist polyglott, Sänger, Songschreiber, sieht aus wie ein 68er Intellektueller, gehört einer staatlich diskriminierten Minderheit an mit Einschränkungen „in zahlreichen alltäglichen Aspekten wie der politischen Mitwirkung, dem Eigentumsrecht und dem Wohnrecht“, so das Zitat aus dem Vorspann zu diesem Dokumentarfilm von Fernando Romero-Fosthuber nach dem Konzept von Jürgen Karasek und Ari Y. Richter.

Safadi ist ein aufmerksamer Beobachter seines Umfeldes. Er versucht in seinen Songsg, die Wahrheit zu beschreiben. Aber er weiß, dass wo die Lüge herrscht, die Wahrheit nicht gut angesehen ist. Das hat er selbst zu spüren bekommen mit Vernehmungen, die er nicht verstand, mit Gefängnis. Trotzdem hält er seit zehn Jahren in diesem Land aus. Was wären die Alternativen? Die Ukraine? Dort kann sein Bruder Rock machen wie er will und Frauen gibt es auch die Fülle.

Jowan Safadi hat ein hellwachen, pfiffig-beschlagenen Sohn, Don, der spricht Englisch, hat einen Hund, ist ein Boxtalent und will Tierarzt werden.

Als 1948 der Staat Israel gegründet wurde, schafften es etwa 150.000 der 750.000 ansässigen Palästinenser im Land zu bleiben.
Ihre Nachkommen besitzen die israelische Staatsbürgerschaft und sprechen sowohl Arabisch als auch Hebräisch, aber das Gesetz diskriminiert sie in zahlreichen alltäglichen Aspekten wie der politischen Mitwirkung, dem Eigentumsrecht und dem Wohnrecht.
Diese Palästinenser sind in der arabischen Welt als „Palästinenser von „48“ oder auch als „48er Palästinenser“ bekannt
“, so der Text im Anspann.

Jowan ist ein solch israelischer Araber. Er befindet sich in einer grotesken Lebenssituation. Er hat die Wahl zwischen beschissenen Alternativen: Unter Besetzern und religiösem Fanatismus leben oder im Gefängnis wie im Gaza-Streifen.

Allerdings hat er noch das Privileg, an Festivals eingeladen zu werden, auch an israelischen. Das hat er bis jetzt abgelehnt aus der Befürchtung, dass sein Auftritt nur für rassistische Propaganda missbraucht wird.

Im Laufe des Filmes, der dabei ist bei vielen Gesprächen zwischen Vater und Sohn, bei Besuchen bei den Eltern von Jowan, beim Boxunterricht von Don, öfter am Strand auch beim Videodreh für einen Song, im Studio, bei Gängen in die Stadt oder übers Land – gegendmäßig alles traumhaft und paradiesisch, entwickelt Safadi eine neue Idee, bei der er selbst über den eigenen Schatten springt und sich – und damit sein Gedankengut seinem Zielpublikum zugänglich zu machen – weiterentwickelt, ein Song, der mit der provokativen Zeile anfängt, dass die Homophoben alle schwul seien.

Der Film von Romero-Fosthuber schafft es, in einer verbissenen Gemengelage von Hass und Ressentiment und Vorurteil und Blut und Blut, von permanenter Unversöhnlichkeit, von Völkerrechtsbruch und Stigmatisierung einen Ton reinzubringen, der eine neue Melodie anschlägt. Gerade durch Jowans lockere Art und den Wahrheitsblick, mit dem er sonst allzuleicht Ressentiment- und Vourteilssaiten anschlägt. Sonst bleiben ja nur „fucking Liebeslieder“.

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