Deadpool 2

Lassen Sie mich spekulieren. Vom Film Deadpool, der noch keine Nummer (1) hatte, waren Kenner und Liebhaber des Marvel-Universums, sowohl der Comic-Bücher als auch der Filme, dermaßen angetan und sie haben so geschwärmt davon, dass es einem leid tat, den Film – aus welchen Gründen auch immer – verpasst zu haben.

Aber! Niemand konnte einem sagen, was und wieso der Film so gut gewesen sein soll, ich konnte mir keinen Reim machen. Wenigstens Nummer 2 sollte da zum Must See werden, um auf den Erfolg von 1 aus meiner eher randständigen Position zur Marvel-Welt hochrechnen zu können.

Der Erfolg von 1 muss darin gelegen haben, dass sich die Autoren und Zeichner (resp. Computeranimateure) mal die Beine vertreten wollten von der Fließbandproduktion der Superheldenfilme mit ihrem Narrativ zur Heiligung dieser Helden, die eins übers andere Mal das Universum retten müssen – und wo stefe schon glücklich ist, wenn er einigermaßen die Story zusammenklamüsern kann.

Zu viel Ernsthaftigkeit kann ermüden. Da tut etwas Superhelden-Dada auf der Metaebene ganz gut, Blödelei und Verballhornung. Das kommt auch für den Konsumenten überraschend, wenn das strenge Figurregime unangekündigt durchbrochen wird, wenn die Helden aussteigen aus der Story, aus der Show und von „Spoiler Alarm“ sprechen oder vom Franchise, das sie seit 12 Jahren durchziehen. Wenn sie sich lustig machen über sich und ihre Ernsthaftigkeit, wenn ihnen alltägliche Malheurs passieren und sie witzeln können.

Wenn ein Held vom „Juggernaut“, einem Riesen wie eine Radkappe von einem Auto, mir nichts dir nichts entzwei gerissen wird und dem oberen Körperteil Babybeine nachwachsen – natürlich hat er was dazwischen, das muss gezeigt und besprochen werden.

Diese kompensatorische Humor- und Frotzellage hat was Erfrischendes und ist ein Mittel gegen die Verbiesterung, wenn sie sozusagen organisch passiert, weil sie sein muss.

Der Erfolg hat dem Deadpool (1) recht gegeben. Und was machen die geldfixierten Produzenten? Sie wollen in todernster Sequelpolitik Nummer zwei nachschieben. Da ist es jetzt aus mit der Spontaneität. Da ist nichts mehr mit Lustig. Solche Dinge sind weder wiederhol- noch planbar. Jetzt heißt es: Aussteigen aus dem tierischen Superheldenernst auf Kommando und als Programm, Aussteigen um des Aussteigens Willen, Lustigsein um des Lustigseins Willen, Veräppeln um des Veräppelns Willen. Das ist etwa so witzig und unerhaltsam wie Fasching in Bayern, jetzt wollen wir mal die Sau rauslassen.

Forciertes Pleiten-, Pech- und Pannenszenario inklusive Fallschirmallotria. Und dann noch die Familienideologe: to belong to someone.

Die Regie führte David Leitch (John Wick) nach dem Buch von Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds nach dem Marvel Comics von Rob Liefeld und Fabian Nicieza.

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