Morgen ist Schluss – Der Anfang

Ich wollte bloß einen neuen Geschirrspüler.

Um das Akademikertum in Italien ist es nicht besonders gut bestellt. Das zumindest suggeriert diese Chronik einer Akademiker-Bande von Sydney Sibilla nach dem Buch von Valerio Attanasio.

Der Protagonist Pietro Zinni (Edoardo Leo) schafft es als Forscher an der Universität nicht, über die Runden zu kommen, obwohl seine Frau Giulia (Valeria Solarino) in der Drogentherapie aktiv ist. Anschaffungen liegen nicht drin, Ratenzahlungen für den im Haus neu eingebauten Lift können nicht bezahlt werden.

Pietro kämpft sich mit Nachhilfeunterricht über die Runden. Die Schüler haben eine miserable Lern- und Zahlungsmoral. An der Uni hangelt Pietro sich von Vertragsverlängerung zu Vertragsverlängerung. Er träumt von der Festanstellung. Aber da ist sein Konkurrent Giacometti davor, der sich offenbar bessser auf die Hintenrum-Klüngelei versteht und Parteinähe vorzugeben, kann hilfreich sein. Dabei hatte Pietro mit 24 einen Abschluss in Neurobiologie, einen Master in computerorientierter Neurowissenschaft und einen in Molekulardynamik, kurz, er ist eine Kapazität.

Wie er bei der Festanstellung übergangen wird, steht ihm das Wasser bis zum Hals. Aber er kann nur Moleküle theoretisieren.

Es bedarf keines besonderen Zufalls, dass er auf die Idee mit der Drogenbande kommt. Denn verboten sind in Italien nur jene Drogen, die auf einer ministeriellen Liste stehen. Da kennt er sich aus. Im Handumdrehen kann er neue Designer-Drogen kreieren.

Lustvoll und mit wenig Spotlightsetzungen und in der Spielart inspiriert von der Tradition der Commedia-dell-Arte, die mit Prototypen und ihren Verhaltensweisen arbeitet, erzählt Sibilla in offener Erzählweise (am Anfang steht der Endpunkt der Verhaftung und springt dann vier Monate zurück) die Suche nach Mitgliedern, lauter Akademiker, die Handwerkerjobs machen, ein Archäologe arbeitet im Straßenbau, zwei Lateiner auf einer Tankstelle und einer hat gar keinen Job, weil selbst ein Schrottplatzbesitzer die Nase von den Akademikern voll hat.

Die Entwicklung der Droge, die Beschaffung der Ausgangsmaterialien in Apotheken, Herstellung und Vertrieb und der sofort einsetzende Geldsegen, wie sich das steigert bis Muräne aus Rom (Neri Marcorè) sich bedroht sieht und mit erfahrenen Untergrundmitteln versucht, die Akademiker-Bande zu übernehmen – das alles erzählt Sibilla mit lockerer Zunge und im Huium.

Das ist bester Krimistandard mit einem ernsten Thema, wohl auch bei uns. Auch bei uns gibt es inzwischen qualifizierte Filmkritiker, die als Hausmeister arbeiten oder an der Kasse eines Lebensmittelmarktes, um ihre Familien über die Runden zu bringen oder die Miete für die Wohnung aufzubringen. Ein Thema, das hierzulande unter den Tisch gekehrt wird.

Die besten Köpfe leben am Rande von Italiens Gesellschaft. Und Zenni wird von seiner schwangeren Frau auch noch rausgeschmissen.

Es geht weiter mit Teil 2, der Masterclass – dass die im Gefängnis stattfinden wird, dürfte wenig überraschen.

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