Roman J. Israel, Esq.

Ein denkender Mensch, der sein Schicksal hinnimmt, sich bewusst und ohne Schielen auf materiellen Erfolg als Anwalt für Recht und Gerechtigkeit einsetzt. Das ist Roman J. Israel, Esq. ( Denzel Washington).

Aus persönlichen Gründen ist das mit dem Verzicht auf eine eigene Familie verbunden. Wobei der Titelzusatz Esq. für Esquire einen leicht halbseidenen Klang hat. Was aber ganz gut zu seinem nachlässigen Erscheinungsbild in einem viel zu großen, abgewetzten Anzug mit Schlabberhose und auch zu seinem Gang wie ein Bauer passt, ein vergeistigter Junggeselle.

Er ist auch nicht an Ruhm und öffentlicher Anerkennung interessiert. Er arbeitet im Schatten seines Chefs. Er ist ein Ass mit einem elefantösen Gedächtnis. Er wirkt aus der Ferne besehen mit seinem Handwerkerkoffer, den er immer bei sich trägt, wie ein Existenzclown. Die Liebenswürdigkeit in Person ist er außerdem.

In dieses ruhige, idealistische Rechts- und Geistesleben platzt der Tod seines Chefs. Es stellt sich heraus, dass dessen Familie die Kanzlei finanziell am Leben gehalten hat. Israel möchte aber eine ganze Reihe Fälle zu Ende bringen.

George Pierce (Colin Farrell) übernimmt den Laden, er erkennt die Qualitäten von Israel. George will die Kanzlei auf Vordermann bringen und rentabel machen. Mehr Glanz, höhere Preise, einen neuen Prospekt, mehr Anwälte.

Diese Veränderungen bringen Israel aus dem Gleichgewicht. Und noch mehr die Spötteleien der neuen Kollegen, die sich überlegen fühlen, die ihm fachlich aber unterlegen sind. Das wirft Israel noch mehr aus der Bahn. So dass er selbst den Weg des Rechtes verlässt. Seine eigene Anklage dazu, die ihn wieder korrekt erscheinen lässt, ist die Rahmenhandlung dieses Filmes von Dan Gilroy (Kong: Skull Island, Nightcrawler), der hier einen spannenden Anwaltsfilm liefert mit zwei brillanten Hauptdarstellern, mit dem Gespann Denzel Washington, der dem Naturell der Figur entsprechend vielfältigste Mienen und Gefühle ausdrückt, im Gegensatz zu Collin Farrell, der wie der Inbegriff des modernen Managers daherkommt.

Eine kleine Nebengeschichte, idealistisch und später im Ansatz amourös, ergibt sich mit Maya (Carmen Ejogo), die eine ehrenamtliche Frauenemanzipationsgruppe leitet und seine Unterstützung wünscht.

Jazz vom Feinsten, den Israel auf Schallplatten hört, verweist auf den Anspruchslevel. Aber moderner Sound zeigt gerne auch die Abgrundschichten auf, weist auf die Absturzgefahr, auf das Leben auf wackligem Boden von Israel, der zudem noch privat von einer Dauerhochhausbaustelle (entgegen dem Gesetz) rund um die Uhr genervt wird. Die Kamera kreist das Geschehen wie ein Geier ein und stürzt sich drauf.

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