Francos Erbe – Spaniens geraubte Kinder (BR, Mittwoch, 14. März 2018, 22.45 Uhr)

Wie umgehen mit lebensprägendem Unrecht?

Was ist der Mensch? Worin besteht seine Identität? Ist es seine Prägung durch die Gene oder jene durch Erziehung und Umgebung?

Dass diese Frage Menschen auch nach Jahrzehnten noch aufwühlen kann, zeigt diese Dokumentation von Inga Brermer. Sie berichtet hauptsächlich aus Barcelona – schneidet einige Stadtimpressionen dazwischen – über Aktivistinnen, die Aufklärung und Recht für Kinderraub und illegale Adoptionen in der Franco-Äre und auch noch eine Zeit nachher fordern.

Es scheint damals einen florierenden Handel mit Neugeborenen gegeben zu haben, in den eine Kette „ehrenwerter“ Menschen verwickelt waren, Dreh- und Angelkreuz: kirchliche Institutionen, am negativsten fällt eine Schwester mit Namen Pura, die Reine, auf.

Grauenhaft, zu erfahren, dass die Kirche Schutzräume für junge Schwangere schaffte und die Kinder gleich nach der Geburt an kinderlose Ehepaare verkaufte. Die Kirche soll ein Bombengeschäft damit gemacht haben. Den Müttern wurde ein totes Baby, das in einer Kühltruhe aufbewahrt wurde, gezeigt; es sei an Mittelohrentzündung gestorben, hieß es.

Und jetzt, Jahrzehnte später erfahren diese Mütter, dass die Kinder womöglich leben. Sie suchen sie. Sie kämpfen wie oft in solchen Opfersituationen gegen eine sichtlich desinteressierte staatliche und kirchliche Administration, die lieber vertuscht und ad acta legt, als Unrecht aufdeckt und verfolgt.

In Spanien gibt es wenig Erfolgsaussichten für Klagen, die auf den Weg gebracht worden sind. Anwälte und Opfergruppen versuchen es jetzt bei der UNO und in Straßburg.

Wobei ein weiteres Problem zur Sprache kommt, wie eine Mutter es formuliert, dass sie sich nicht die Jetztzeit mit diesem Problem kaputt machen möchte. Ein Jahr hat sie tatsächlich ihre biologische Tochter, die ganz anders aufgewachsen ist, bei sich gehabt. Aber wie die leibliche Mutter anfing, die juristischen Wege zu beschreiten, hat sich die Tochter wieder abgewandt. Diese steht im Loyalitätskonflikt mit den Adoptiveltern, die sie ein Lebenlang kennt und sicher auch liebt. Diese sind an einer Aufarbeitung nicht interessiert.

Auf die humorvolle Weise hat kürzlich der Film Wer ist Daddy? das Thema des Stellenwertes des biologischen Vaters zu behandeln versucht. Der scheint aber schnell aus den Kinoprogrammen verschwunden zu sein.

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