Walter Pfeifer – Chasing Beauty

Das Auge haben.

Er hat das Auge für das Schöne. Sein privates Interesse gilt den Männern. Deshalb seien die Bilder von jungen Männern erotisch, die von Frauen skulpturhaft, wird in dieser Künstlerodkumentation von Iwan P. Schumacher an einer Stelle gesagt.

Er ist ein Künstler, der gleichzeitig auch Modefotographie macht. Sein Traum 1981 war, berühmt zu werden, ein Professor zu sein, von Jüngeren bewundert zu werden, die ihn fragen sollen, wie man es mache.

Pfeifer hat sich seinen Traum erfüllt. Das zeigt dieser Film. Und auch nicht. Das zeigt ebenfalls dieser Film. Seine Lebendigkeit hindert ihn daran, in einer Schublade zu landen, im Branding zu erstarren, sich und seinen Stil nur noch zu wiederholen.

Er inszeniert seine Schönheit, lässt Blumen um die Gesichter der Modells dekorieren oder sie stellen den einen Fuß mit Highheels auf ein Kofferradio aus den 70ern. Seine Arrangements sind immer auch witzig. Wie er er selber auch ist, eine Existenz am Rande eines Clowns. Der einerseits ernst genommen werden will, sich andererseits mokkiert darüber.

Wenn ihm der Rummel zuviel wird, zieht er sich zurück. Dann baut er kleine Stilleben, malt sie ab, fotografiert sie. Er zeichnet auch gerne, auch seine Models. Und er macht Videos.

Aber schnell sei er auch vergessen oder nur noch einem kleinen Fachpublikum erinnerlich.

Verblüffend ist seine immer erneute, immense Begeisterung. Das zeigt sich bei Fotosessions. Er braucht nicht 100 Bilder, das muss, wenn eingerichtet ist, schnell gehen.

Iwan P. Schumacher begleitet Walter Pfeifer bei seiner Jagd nach Schönheit, bei Fotosessions in freier Natur mit einem jungen Mann oder bei Aufnahmen für Vogue mit einer Entourage aus lauter Spezialisten und Topmodels im Hause Dior oder auch bei einer privaten Bergwanderung mit einem langjährigen Freund (der erzähle von seinen Frauen, er von seinen Männern) oder er blättert in seinen „Scrapbüchern“.

Es kommen zu Wort Fachleute, die mit Fotografie zu tun haben, Kuratoren, Autoren, Verleger, Agenten, Concepter und ehemalige Modelle. Außerdem gibt es Archivausschnitte von öffentlichen Auftritten. Und seine faszinierenden Bilder und Arrangements.

Der Zuschauer darf sich in dieses immerwache und kreative Auge Pfeifers hineinsgeschmuggelt fühlen. Pfeifer ist einer jener Künstler, denen ihre Kunst wichtig ist und nicht ihr Auftritt, ihr Gestus oder die Pflege ihrer Marke. Er fühlt sich schnell auch klein oder als Aschenbrödel. Vielleicht braucht er das, um seine Bescheidenheit und Demut sich zu bewahren – im Dienste genial eingefangener Schönheit – mit der „Geduld eines Ochsen“ und für eine lebensbejahende Kunst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert