Operation: 12 Strong

Wildwest vor Masar-e Scharif

Wieder einer der Filme, der seine Legitimation aus der durch 9/11 verwundeten Ehre Amerikas bezieht. Und versucht, die daraufhin folgenden grauenhaften, brutalkriegerischen Vergeltungsmaßnahem mit Tausenden auch amerikanischen Toten, irgendwie zu rechtfertigen.

Es geht um eine geheime Aktion am Rande des Afghanistanvergeltungsfeldzuges (wobei die Täter ja aus Hamburg kamen, warum haben die Amis nicht Hamburg bombardiert?), eines der inzwischen nach dem 30-jährigen Krieg wohl bald längsten Kriege.

Geschockt von den Bildern der rauchenden und in sich zusammenbrechenden World Trade Center Türme meldet sich Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth) bei seiner Einheit zurück. Er hat sich gerade aufs Familienleben zurückgezogen, ist dabei, mit seiner jungen Familie, sich in einem Einfamilienhaus gemütlich einzurichten.

Die Familie als der Urquell alles Handelns. Und die Heimat dazu. Und der Impuls, etwas Gutes zu tun – im Bösen Krieg.

Nelson kann seine Vorgesetzten überreden, ihn einzusetzen. Mit einem Dutzen kühner Kameraden, alle nicht kampferprobt, wird er nach Usbekistan geflogen. Vor dort sollen sie ins benachtbarte Afghanistan einsickern und Masar-e Scharif den Taliban entreißen, die dabei sind, die Stadt zu übernehmen. Er soll mit diplomatischem Geschick Stammesfürsten für die Nordallianz gewinnen, die sich den Taliban in den Weg stellt.

Im Film von Nicolai Fuglsig, einem Dänen, und nach dem Drehbuch von Ted Tally und Peter Craig, nach der Recherche „Horse Soldiers“ von Doug Stanton, ist allerdings von Diplomatie wenig zu sehen.

Es wird vor allem der Wilde Westen in Afghanistan aufleben mit vielen Pferden und Reitern, die das Gewehr im Anschlag haben und gegen eine Übermacht von Panzern anstürmen. Es wird enorm viel geschossen, es gibt Explosionen und Detonationen malerisch aufgemotzt in der Postproduktion (teils in Thailand, hört sich lustig an); es geht schlimmer zu als auf auf großen Schlachtengemälden und, oh Wunder, unser tapferes Dutzend mittendrin im Getümmel – und alle kommen sie heil raus und sind Weihnachten wieder zuhaus.

Sie haben in weniger als 30 Tagen die Taliban zurückgedrängt, Allianzen geschlossen. Eine konventionelle Armee hätte dafür mindestens 3 Jahre gebraucht. In Afghanistan hat es die US-Armee nach 17 Jahren noch nicht geschafft, das Land zu befrieden.

Es fragt sich nur, wenn Nelson so erfolgreich war, warum sein Prinzip nicht zur Maxime des Eroberungsfeldzuges gemacht worden ist. Warum der Film überhaupt gemacht wurde? Ich vermute, es sind reichlich Gelder von der Armee und anderen interessierten Kreisen, denen dieser Krieg lieb ist, geflossen. Falls das überhaupt zu eruieren ist – denn das erste Opfer des Krieges ist bekanntlich die Wahrheit.

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