Ludwigs Bavaria (BR, Dienstag, 27. Februar 2018, 22.30 Uhr)

Münchner Symbole heute sind: Boom, High-Tech, Hotel-Suiten für 18’000 Euro pro Nacht, Olympiaturm, Frauenkirche, BMW-Turm, Allianz-Arena, FC Bayern, Tollwood, Schloss Nymphenburg, allenfalls noch das Oktoberfest.

Ach so, ja und völlig vergessen, reduziert zur Starkbieranstichfigur (ein BR-Produkt) irgendwo steht sie noch rum am Rande einer meist öden Fläche in der City, der Theresienwiese: die 16 Meter hohe Monumentalbronze Bavaria und hinter ihr kuschelt sich die Ruhmeshalle an die Theresienhöhe.

Vergessene Symbole, vergessene Wichtigkeiten. In der Ruhmeshalle kann 7 Monate lang eine unerlaubt dorthin geschmuggelte Büste einer Künstlerin stehen – und keiner merkt es. Und wenn die Künstlerin nicht selbst die Medien darauf aufmerksam gemacht hätte, so stünde die Gipsfigur wohl heute noch dort und rieselte vor sich hin. Das zeigt, das öffentliche Interesse an Ruhmeshalle und Bavaria ist so gut wie inexistent.

Der Erfinder und Sponsor dieser Figur und der Ruhmeshalle war der hochgebildete bayerische König Ludwig 1. Die Bavaria sollte Sinnbild sein, eine Symbolfigur (Eichenkranz, Bärenfell und Schwert) und identitätsstiftend für das bunt zusammengewürfelte Bayern. In der Ruhmeshalle sollten die Köpfe wichtiger Männer aufgestellt werden, jedoch keine Fürsten.

Vermutlich als flankierende Werbeunterstützung für den Starkbieranstich im Nockherberg, bei welchem eine Kabarettistin als Live-Double dieser Monumentalfigur auftritt, lässt der BR Bernhard Graf in der Geschichte und in Archiven blättern und über die Entstehung, Brauch und Missbrauch (Nazizeit) der Figur erzählen und wie sie den Krieg übersteht. Es sprechen Konservatoren, Historiker, Metallgießer, Referenten, Museumsmitarbeiter und zwei leibhaftige Nachfahren von König Ludwig.

Wie meist in solchen Konglomerats-Beiträgen sind die Archivtrouvaillen das Spannendste: Fotos vom triumphalen Transport der in fünf Teilen gegossenen Bronze oder der König im Automobil auf dem Weg zum Oktoberfest.

Die Frage, wie es dazu kommen kann, dass diese „erste Monumentalstatue seit der Antike“ dermaßen ihren Appeal verliert und zur Kabarettfigur verkommt, die stellt der BR nicht. Nur ja nicht sich mit dem Heute beschäftigen. Flucht in die Historie.

Über die wichtigen Männer und die wenigen, wichtigen Frauen in der Ruhmeshalle ist auch kaum etwas zu erfahren in dieser BR-Sendung.