Das Leben ist ein Fest – Le Sens de la Fete

Was ist ein Fest?

Diese Frage will dieser Film von Olivier Nakache und Eric Toledano (Heute bin ich Samba, Ziemlich beste Freunde) laut dem französischen Originaltitel beantworten: Der Sinn des Festes oder freier übersetzt: vom Sinn des Festes.

Die Antwort ist zweiteilig. Der erste Teil der Antwort schildert ausgiebig das institutionalisierte, durchorganisierte Fest am Beispiel einer protzigen Hochzeit in den Räumlichkeiten eines Schlosses.

Die Hauptfigur ist Max Angély (Jean-Pierre Bacri). Er ist ein professioneller Hochzeitsausrichter. Vorgestellt wird er bei einem Verkaufsgespräch mit einem Paar, das es zwar opulent haben möchte, aber doch nicht zu teuer. Das ist smart inszeniert, wie der alte Hase die Pfennigfuchser souverän los wird. Mit Leuten, die glauben, eine Einsparmöglichkeit zu sehen, wenn sei bei den Hochzeitsfotos auf den weißen Rand verzichteten, will er nichts zu tun haben. Er muss sowieso dringend los.

Gerade läuft der Countdown für die Megahochzeit von Pierre (Benjamin Lavernhe) und Helena (Judith Chemla) im Schloss. Auf prima handwerklichem Niveau, sozusagen Pflichtprogramm, temporeich und temperamentvoll, bricht absehbar das Chaos hinter den Kulissen aus mit allen möglichen und unmöglichen Pannen und dazwischen funkenden Lovestories, präsentiert wie eine Delikatesse aus „Pleiten, Pech und Pannen“. Mit schön charakterisierten Figuren, die alle nur ihren Job machen wollen und noch etwas profitieren davon.

Es gibt Einblicke in dieses Unternehmen, auch die Bezahlkultur, die ohne Schwarzarbeit nicht zu leisten wäre, das Praktikantenthema, das Thema der Verpflegung des Personals (beharren auf dem Recht auf das gleiche Essen wie die Gäste), der ausgefallene Musiker, die Wünsche der Gäste, unerwartetes Wiedersehen zwischen einem aus dem Personal und der Braut, der Pakistani, der schwer von Begriff ist, das Elend des Fotografen in Zeiten der allzeit bereiten Handys, ein Ersatzkellner, Manipulation von SMS.

Die Probleme kumulieren sich derart, dass Max seine Firma hintenrum verkauft. Dann geht die sensationelle Attraktion des Abends schief, eine poetische Luftnummer mit dem Bräutigam und katapultiert den Bräutigam noch nicht in den Himmel, aber den Film in seine nächste Zündstufe. Sollte der Zuschauer bis jetzt noch das Gefühl gehabt haben, auf einer fremden Hochzeit zu tanzen (was schon nicht ohne Reiz ist) so haben Nakache und Toledano ihr Pulver längst nicht verschossen, jetzt nach der erstklassig gelungenen Pflicht schreiten sie zur Kür, zur Essenz der Antwort auf die Frage, was ist ein Fest; ziehen den Zuschauer – Widerstand zwecklos – hinein in den Sog dessen, was sie draufpacken, eine Kür, die direkt den Geist aus „Ziemlich beste Freunde“ lebendig werden lässt. Eine Kino menschenfreundlicher Überraschung und die deutsche Synchro kann sich hören lassen.

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