Lux: Krieger des Lichts

Franz Rogowski

ist im Moment in Deutschland von den Schauspielern, die überhaupt fürs Kino gecastet und dann auch noch besetzt werden, der einzige, der immer auch das Kreatürliche an einer Figur durchscheinen lässt, das kann ein verhaltener Blick oder ein kaum hörbares hm, ahm sein. Dadurch genießen seine Figuren erhöhte Empathie.

Das ist einem Michael Hanecke nicht verborgen geblieben, der ihn in Happy End gleichwertig mit internationalen Stars wie Isabelle Huppert, Jean-Louis-Trintignant oder Mathieu Kassovitz besetzt hat.

Rogowski ist auch in diesem Debüt-Film von Daniel Wild als Titelfigur das Pfund, mit dem er wuchern kann. Man schaut ihm zu, diesem Gutmenschen, der in der Verkleidung des Superhelden Batman in einer deutschen Großstadt Gutes tut, Essen an Obdachlose verteilt.

Eigentlich heißt er Thorsten. Diese Aktivität von ihm ist eine rührende Idee und sie wirkt ehrlich. Darin liegt aber auch die fundamentale Schwäche des Drehbuches, zu dem sogar ein Berater im Abspann genannt wird. Auch die Entschuldigung an eine Reihe von Darstellern im Abspann, dass ihre Szenen der Dramaturgie geopfert worden seien, lässt vermuten, dass schon die Dramaturgie im Drehbuch nicht sonderlich überlegt war. Es scheint sich um Schadensbegrenzung zu handeln.

Die Exposition des Filmes ist ja noch ok. Sie zeigt uns diesen Superhelden, wie er mit seiner Berliner Mutter lebt, wie er arbeitet im Supermarkt, wie er in seinem Zimmer eine Nähmaschine stehen hat, mit der er sein etwas plumpes und wenig faszinierendes Batmankostüm selber herstellt.

Auch die anfänglichen Voice-Over Kommentare mit der angenehmen Stimme von Rogowski wirken vereinnahmend, wie er sein Handeln begründet. Ein schmieriger Medienproduzent möchte seine Aktion mit Clips im Internet vermarkten. Auch das mag noch angehen. Allein, es ist zuwenig, es ist nicht ergiebig.

So wird jetzt der Impetus des Medienmenschen und seiner ebenso undifferenzierten Crew den Film auf gefährliches Terrain führen. Das geht soweit, dass einem Obdachlosen Koks untergejubelt wird und er dann vor laufender Kamera von der hintenrum informierten Polizei festgenommen wird und im Knast landet.

Allerdings steigt die Story da auch so ungeschickt ein, dass es für eine Mediensatire nicht ausreicht.

Ab hier nimmt der Film einen desaströsen Verlauf, der noch verstärkt wird durch einen Score, der sich irre wichtig macht und eine Kamera, die sich selbst für ein Spielzeug hält, das nichts mit der Geschichte nichts zu tun hat, und durch einen Regisseur, der von Schauspielerführung eher unbeleckt scheint; wobei dieser Eindruck durch den Cast noch verstärkt wird, der im Gegensatz zu Rogoswki-Figur extrem hart und unnuanciert daherkommt, wie Auswendiglern- und Platzbeharrschauspielerei, die Frauen noch härter und glatter als die Männer, allen voran Kitty.

Noch klischeehafter wirkt der Table-Dance und Prostitutionshintergrund, der dieser Kitty-Figur zugeschrieben wird. Im Milieu verfranst sich die Story definitiv, greift zu Krimimitteln, dass der gute Thorsten nachts beim Geschäftsführer einbrechen muss, krude gedacht, krude inszeniert, krude montiert: bleifüßig.

Das ist vielleicht zu lernen, dass ein wahrer Gutmensch nicht auf Quote und auf Erfolg getrimmt werden kann. Aber das wussten wir schon lange. Es scheint den Regisseur und die Produzenten wenig interessiert zu haben, ob der Film im Kino auch konsumierbar ist, an den Kunden, der ihnen das investierte Geld zurückbringen soll, scheinen sie nicht gedacht zu haben.

Das deutsche Kino tut sich nicht unbedingt einen Gefallen, wenn es so liederlich und unbedarft sich an eine Superheldenstory heranwagt. Im Vergleich mit Hollywood lässt es die Defizite der deutschen Filmkultur überdeutlich sichtbar werden. Das deutsche Kino als der behinderte, kleine Bruder Hollywoods. Unvorstellbar, dass so ein Film in den USA genau so hergestellt würde, schon gar nicht in den großen Studios, aber genauso wenig von unabhängigen Filmemachern.

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